3. TAEHYUNG Mo, 12. 8. 17:05

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Hoffentlich war seine Mutter wirklich nicht da...


"Wo warst du?!"

Scheiße.

"In der Schule, ich..."

"Du hättest vor zwei Stunden zurück sein sollen!"

"Was interessiert es dich, wann ich nach Hause komme?"

"Unser Vermieter war da!"

Taehyung schwieg. Jetzt konnte er die Wut seiner Mutter verstehen: Sie hatten die Miete für die letzten drei Monate nicht zahlen können, weswegen ihr Vermieter angedroht hatte, sie beim nächsten Mal rauszuschmeißen, falls sie dann immer noch nicht zahlen konnten.

Es war Taes Aufgabe, das Geld zu verdienen: Seine Mutter war arbeitslos und bemühte sich seit einem Jahr auch nicht mehr um einen Job, da sie Tätigkeiten wie Toiletten putzen und Fußböden wischen nicht aushielt.

Bisher hatte Taehyung auch meistens das Nötige zusammen kratzen können, doch in letzter Zeit hatte er all sein Geld für Drogen ausgegeben, so dass von seinem - durch Gelegenheitsjobs hart erarbeitetes - Geld nichts mehr übrig war. Und jetzt bekamen sie also die Konsequenzen zu spüren.

"Was... Was passiert jetzt?"

Seine Mutter sah ihn kalt an. Dann - ohne Vorwarnung - schlug sie zu.

"Rate!"

Die Tränen der Wut und des Schmerzes sprangen Tae in die Augen. Ohne ein Wort zu sagen drehte er sich um und und lief hinaus. Fort von seinem Zuhause, das sie ohnehin bald würden verlassen müssen, fort von seiner Mutter, fort von allem, was ihm vertraut gewesen war. Seine Wange brannte, doch er spürte es kaum, sah nur noch verschwommen, wohin er lief.

Nach einigen Minuten hielt er inne und sackte keuchend in sich zusammen. Dann schlug er sich die Hände vor das Gesicht und begann zu schluchzen.

So blieb er sitzen, bis die Straßenlaternen neben ihm langsam angingen und ihm kalt wurde. Das Gefühl der Verlassenheit wurde nicht weniger, die Erinnerung an die Enttäuschung und die Wut in der Stimme seiner Mutter verblasste nicht, doch er hatte keine Kraft mehr zum Weinen. Hier konnte ihm nichts mehr helfen.

Nein; kein Mensch konnte das, doch es gab andere Möglichkeiten, sich abzulenken...

Das Verlangen nach einer Welt, in der seine Probleme nicht existierten, nahm Überhand und er zwang sich dazu, aufzustehen. Wie in Trance setzte er einen Fuß vor den anderen, während der Mond an den Dächern Daegus empor kletterte.

Nach kurzer Zeit (oder waren es Tage? Sein Zeitgefühl funktionierte nicht mehr...) erreichte Taehyung sein Ziel.







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