Irgendwo schluchzte jemand.
Jimin brauchte eine Weile, bis er begriff, dass er sich das Geräusch nicht einbildete. In der Nähe weinte jemand... Kurz zögerte er, doch dann löste er sich aus seiner Starre und folgte dem Schluchzen durch die Dunkelheit.
Lange musste er nicht gehen, denn schon nach wenigen Metern konnte er schemenhaft die Umrisse einer am Boden sitzenden Person erkennen. Es war Hoseok.
Sobald Jimin seinen Hyung erkannt hatte, begannen in ihm zwei Gefühle miteinander zu kämpfen: Das Bedürfnis, auf der Stelle weg zu rennen, und Mitgefühl, da er Hoseok noch nie hatte weinen sehen. Zweiteres gewann die Überhand und er machte ein paar zögerliche Schritte nach vorn, um sich dann neben dem Älteren auf den Boden sinken zu lassen. Dieser gab kein Zeichen von sich, welches darauf schließen lassen konnte, dass er ihn bemerkt hatte.
"Hyung?"
Unsicher hob der Jüngere eine Hand und begann, vorsichtig über Hoseoks Schulter zu streicheln. Augenblicklich verstummte dessen Schluchzen und Stille trat ein.
Jimin schluckte nervös, stoppte aber nicht in seiner Bewegung. Irgendwie tröstete es ihn ein wenig, für einen anderen Menschen da sein zu können, und es lenkte ihn von seinen eigenen Schmerzen ab, wenngleich er diese nicht ganz ausblenden konnte.
Nach einer Weile hob Hoseok den Kopf und flüsterte kaum hörbar:
"Warum machst du das?"
Der Gefragte sah erst den Älteren und dann seine Hand auf dessen Schulter verständnislos an, während er über die Frage nachdachte. Warum machte er das... Im Grunde wusste er es selbst nicht so richtig.
Um Zeit zu gewinnen, stellte er die Gegenfrage:
"Weshalb sollte ich es nicht tun?"
"Ich habe dir weh getan..."
Der Jüngere schwieg. Jetzt, wo Hoseok es angesprochen hatte, spürte er den Schmerz wieder stärker, doch er hatte trotzdem nicht das Bedürfnis, seinen Hyung allein zu lassen.
Die Sekunden verstrichen und alles, was er hören konnte, waren ihrer beider Atem und das entfernte Geräusch eines einfahrenden Zuges. Langsam begann die Kälte der Novembernacht sich bemerkbar zu machen und ihn fröstelte leicht. Obwohl sie zu zweit hier saßen, überkam ihn nach und nach das Gefühl, allein zu sein...
Warum sah sein Hyung die ganze Zeit so teilnahmslos vor sich hin, als hätte er seine Gegenwart bereits vergessen? War er wirklich so unwichtig, dass Hoseok die Hand auf seiner Schulter einfach ohne weiteres ausblenden konnte? Der Gedanke tat weh, doch Jimin war trotzdem erstaunt, als er eine Träne seine Wange hinunterlaufen spürte. War er wirklich schon so weit, dass er wegen so etwas weinte?
Innerlich lachte er über sich selbst. Und dann schlang er, ohne nachzudenken, die Arme um seinen Hyung. Für den einen Moment war es ihm egal, was dieser jetzt von ihm dachte...
Der Augenblick ging vorüber und irgendwann - nach einer gefühlten Ewigkeit - erwiderte Hoseok die Umarmung. Wenig später war sein T-Shirt nass von dessen Tränen. Er vergrub den Kopf an der Schulter seines Hyungs und begann wieder zu schluchzen, woraufhin ihn der andere nur noch fester an sich zog.
Mehrere Sekunden schwiegen sie einfach, doch dann durchbrach die raue Stimme des Älteren die Stille:
"Danke."
...Hoseoks 'Danke' kann ich nur an euch weitergeben :)
Also...
DANKE!!!
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Daegu Town
FanfictionEs würde notwendig gewesen sein, die Hölle durchlebt zu haben - doch in diesem Moment fühlte er nur den Schmerz und dachte nur daran, wie er ihn zum Schweigen bringen konnte. Taehyung (16 Jahre, drogenabhängig, Vergewaltigungsopfer) zieht übergangs...