Manchmal war Schweigen verletzender als Worte...
"Es klingelt."
Jungkook, der in einen warmen Pullover aus Schafwolle eingepackt an der Spülmaschine stand und gerade dabei war, diese auszuräumen, wandte sich seufzend zu Jisung um und sah ihn verständnislos an.
"Na, und?"
"Vielleicht solltest du der entsprechenden Person die Tür öffnen..."
"Dein Ernst...?"
Mit wachsendem Unmut knallte der Jüngere die Löffel, die er bis dahin in der Hand gehalten hatte, zurück auf die Arbeitsplatte und machte sich auf den Weg ins Treppenhaus, ohne seinen Hyung eines weiteren Blickes zu würdigen. Zwar war es sein gutes Recht, seinen Mitbewohnern zu widersprechen, doch er hatte wenig Lust auf eine Ausseinandersetzung, die man auch umgehen konnte, und abgesehen davon musste ohnehin irgendwer die Tür öffnen...
Da nach dem ersten Klingeln Stille eingekehrt war, fragte er sich beinahe, ob er vielleicht gerade Opfer eines Klingelstreiches irgendwelcher Nachbarskinder wurde, doch als er unten angekommen war und die Haustür aufriss, stellte sich dieser Verdacht als widerlegt heraus: Vor ihm stand Seokjin.
Bei dem Anblick des Älteren errötete er augenblicklich und fuhr sich verlegen mit der Hand durch die Haare, während er versuchte, die Situation abzuschätzen. Nachdem er seinen Hyung vor zwei Tagen auf dem Spielplatz alleingelassen hatte, waren sie sich nicht noch einmal begegnet, doch obwohl die Auseinandersetzung dieses Tages nicht aus dem Weg geräumt worden war, schien Seokjin ihm sein kindisches Verhalten in keiner Weise nachzutragen, denn er hatte ein verschmitztes Grinsen aufgesetzt und wartete stumm seine Reaktion ab.
Jungkook brauchte noch ein paar Sekunden, doch dann hatte er seine Geistesgegenwart größtenteils wiedererlangt und trat einen Schritt zur Seite, damit der Ältere nicht länger in der Kälte stehen musste. Anschließend schloss er die Haustür wieder und sah seinen Hsung fragend an.
"Weshalb bist du hergekommen?"
Seokjin zuckte leicht abwesend mit den Schultern und erweckte so für einen Moment den Anschein, als würde sein Besuch keinen besonderen Anlass haben, aber schließlich rückte er doch mit einer Antwort heraus:
"Du meintest ja letztens, dass ich bei dir einziehen könnte... Und da dachte ich, ich tue dir mal den Gefallen."
Die Augen des Jüngeren weiteten sich verständnislos und er schluckte heftig, während er überall nach einem Anzeichen dafür suchte, dass es sich hier gerade um einen Traum handelte. Dabei fiel ihm auf, dass der andere einen kleinen, aber offenbar ziemlich vollgestopften Rucksack auf dem Rücken trug. Er meinte das wirklich ernst...
Nach und nach verschwand sein Misstrauen und wich unzähligen Glückshormonen, die begannen, in seinem Körper eine Party zu veranstalten. Allerdings erklärte er sich noch nicht bereit dazu, den Älteren einfach nach oben gehen zu lassen, sondern stellte sich ihm noch einmal in den Weg und suchte unsicher Blickkontakt.
"Hyung? Als was ziehst du ein...?"
Auf seine Frage hin runzelte der andere verwirrt die Augenbrauen und legte überlegend den Kopf schief.
"Wie meinst du das?"
Jungkook sah verlegen zur Seite. Wie viel hätte er in diesem Augenblick darum gegeben, schweigen zu können... Aber er musste einfach Gewissheit haben.
Sich räuspernd setzte er zu einer genaueren Ausführung seiner Frage an:"Naja... Wenn wir jetzt zusammenwohnen... Bist du dann als Kumpel hier? Oder als Freund oder..."
Er stockte und biss sich auf die Unterlippe. Währenddessen verfolgte er aus dem Augenwinkel jede Gemütsregung des Älteren und atmete erleichtert aus, sobald dieser zu lächeln begann.
"...als dein Freund?"
Seine Hoffnung ausgesprochen zu hören, ließ diesen Wunschtraum noch unmöglicher erscheinen und Jungkook kniff nervös die Augen zusammen, da er es nicht aushielt, den anderen weiterhin anzusehen, als er auf einmal dessen warme Hand an seinem Kinn spürte, die ihn sanft aber bestimmt zum Aufblicken zwang.
"Jungkookie... Darf ich mit dir zusammen sein?"
Die Worte schienen von weit her zu kommen, doch noch bevor er sie richtig verstanden hatte, hatte sich Jungkooks Körper bereits selbstständig gemacht und die Frage mit einem Nicken beantwortet. Ja. Hundert und tausend Mal ja.
Danke fürs Lesen, ihr Mäuse ;)
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Daegu Town
FanfictionEs würde notwendig gewesen sein, die Hölle durchlebt zu haben - doch in diesem Moment fühlte er nur den Schmerz und dachte nur daran, wie er ihn zum Schweigen bringen konnte. Taehyung (16 Jahre, drogenabhängig, Vergewaltigungsopfer) zieht übergangs...