134. YOONGI Mo, 10. 12. 11:01

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Und seltsamer Weise taten sie weh.


"Hoseok?"

Der Angesprochene, der mit angewinkelten Beinen auf dem Boden saß, wandte den Kopf und hob erstaunt eine Augenbraue, als er Yoongi erkannte.

"Was machst du denn hier? Also... Es ist ja noch beinahe Morgen..."

Der Jüngere lachte und ging einige Schritte auf seinen Hyung zu, um sich einen halben Meter von ihm entfernt auf den Boden sinken zu lassen.

"Es ist schon beinahe Mittag."

"Ansichtssache... Aber mal im Ernst: Warum kommst du hierher, wenn es erst beinahe Mittag ist?"

Yoongi zuckte nachdenklich mit den Schultern und fixierte mit seinem Blick einen Stein, der vor ihm auf dem Boden lag. Er war zum Bahnhof gegangen um Hoseok zu sehen... um mit Hoseok zu reden... Aber er wusste nicht so recht, wie und wo er anfangen sollte.

Einige Augenblicke verstrichen, doch schließlich hob er entschlossen den Kopf und räusperte sich leise, bevor er zu sprechen anfing:

"Du hast letztens mit Tae geredet... und was er mir über euer Gespräch erzählt hat, war irgendwie... Also, ich habe darüber nachgedacht, was..."

Er stockte und seufzte frustriert auf. Dann sah er hilflos zu Hoseok und stellte zu seiner Verwunderung fest, dass dieser nicht besonders verwirrt aussah. Vielmehr machte sein Hyung den Eindruck, als würde er sich gerade überlegen, wie er seine Antwort formulieren sollte. Aber er hatte ja noch gar keine richtige Frage gestellt...

"Wolltest du wissen, wie ich zu Namjoon stand?"

Der Ältere lächelte und legte den Kopf leicht in den Nacken.

"Ich kenne dich und ich weiß, was ich Taehyung erzählt habe..."

Er seufzte leise und schloss für einen Moment die Augen.

"Namjoon war mit dir zusammen, also war das für mich eigentlich nie eine Frage... Du solltest dir nicht über so etwas den Kopf zerbrechen: Ich würde niemals einen anderen Menschen über dich stellen."

Yoongi spürte, wie sich auf diese Worte hin ein Kloß in seiner Kehle bildete. Allerdings zwang er sich dazu, weiterhin die Haltung zu bewahren und stellte mit ausdrucksloser Stimme die Frage, die ihn am meisten beschäftigte:

"Warum haben wir ihn umgebracht? Das war doch... nicht richtig."

Hoseok nickte langsam.

"Nein, war es nicht..."

Er schwieg einen Moment, ehe er fortfuhr:

"Was mich angeht, war ich einfach nur unglaublich wütend darüber, dass er dich so fertiggemacht hat... Du bist der einzige Mensch, dem ich bisher immer vertrauen konnte und... Ich habe viele Fehler gemacht - manche sogar nur aus dem Grund, dass ich helfen wollte -, aber eigentlich ist alles, was ich mir wünsche, dass alles wieder so wird, wie es einmal war..."

Yoongi schloss die Augen und ballte die rechte Hand zur Faust. Er vermisste die unbeschwerten Zeiten mit Hoseok, vermisste dessen Lachen, doch die Tatsache, dass es seinem Hyung offenbar genauso ging, machte es ihm fast unmöglich, das Geschehene nicht sofort wieder zu vergessen.

Nur mühsam schaffte er es, das Bedürfnis, dem Älteren auf der Stelle um den Hals zu fallen, zu unterdrücken: Wenn er sich jetzt dazu hinreißen ließ, würde alles andere vermutlich für immer ungeklärt bleiben und das durfte er nicht zulassen.

Sein Schweigen schien Hoseok zu verunsichern, denn dieser wandte langsam den Kopf und sah ihn fragend an.

"Wenn du mir jetzt sagen willst, dass es zu spät für unsere Freundschaft ist... Das weiß ich. Ich wünschte nur, es wäre nicht so."

Der Jüngere schluckte. Zu spät... Für manche Dinge war es zu spät: Namjoon würde nie wieder leben, Tae würde seine Erinnerungen nie ganz verdrängen können... Aber musste es für ihre Freundschaft wirklich zu spät sein? Sie hatten beide Fehler gemacht, litten beide darunter und brauchten beide jemanden, der jetzt für sie da war...

Entschlossen richtete Yoongi sich auf und sah seinem Hyung fest in die Augen.

"Es ist mir egal, was irgendwann mal mit dir und Namjoon war und was Tae betrifft... Du kannst es eben nicht mehr ändern, aber ich will nicht, dass unsere Freundschaft wegen so etwas kaputtgeht."

Hoseoks Augen weiteten sich verständnislos, so als könnte er nicht glauben, was er gerade gehört hatte.

"Du... Du hasst mich nicht...?"

Der Jüngere schüttelte energisch den Kopf und stellte erstaunt fest, dass daraufhin ein feuchtes Schimmern in Hoseoks Augen trat, welches aber sofort von einem Lächeln abgelöst wurde.

Ohne weiter darüber nachzudenken schloss er den Älteren in die Arme.






...und ihr dürft euch auch gern umarmt fühlen :)

Danke fürs Lesen, Abstimmen und Kommentieren... ;)

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