Part 24

82 7 0
                                    


Ich hatte mir noch einige Reiter angeschaut, hatte mich dann aber auch auf die Suche nach den anderen gemacht. Jenny und Pia hatte ich am Abreiteplatz gesehen, Paul war mit Rasputin schon auf dem Weg ins Stallzelt. Erst hatte ich gezögert, aber dann war ich ihm doch gefolgt. Ich hatte das vage Gefühl gehabt, dass ich vielleicht besser nach ihm sehen sollte. Als ich ihn fand, nahm er dem Wallach gerade die Gamaschen ab und pfefferte sie achtlos gegen die Boxenwand.

„Hey.", sagte ich und blieb mit Sicherheitsabstand stehen.

„Hey zurück.", erwiderte er. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, führte er Rasputin in die Box.

„Bist du okay?", fragte ich leise und machte doch einen Schritt näher.

„Ist noch alles dran, ja." Er warf mir dann doch einen finsteren Blick zu, sammelte beim Verlassen der Box die Gamaschen ein und hängte sie zum Trocknen hin. „Ich freue mich drauf, dass morgen nochmal zu wiederholen."

„Ziehe doch zurück.", sagte ich und schob meine Hände in die Hosentaschen. „Vielleicht ist es noch zu früh für ihn."

„Vielleicht ist er auch einfach ein Mistvieh.", knurrte Paul und zog erst seine Sporen, dann seine Stiefel aus.

„Auch ein Grund zurückzuziehen.", sagte ich und lächelte ihn vorsichtig an.

Für einen Moment sah Paul aus, als müsste er lachen, aber dann schüttelte er doch nur frustriert den Kopf. „Ohne Witz, beim letzten Sprung habe ich wirklich gedacht, dass ich mir alles brechen werde." Er schlüpfte in seine Turnschuhe, richtete sich auf, klopfte sich die Hände an der Reithose ab und sah mich an. Nicht feindselig oder wütend, er sah mich einfach nur an. „Im Ernst, Kim, ich habe gedacht, dass das nicht gut ausgehen wird."

„Ich weiß, das hat man gesehen." Ich überwand mich und ging auf ihn zu, bis ich direkt vor ihm stand. „Ich habe das auch gedacht."

Er nickte stumm und nachdenklich.

„Paul?"

Er zog nur die Augenbrauen hoch.

„Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist."

„Danke." Er griff nach meiner Hand und zog mich an sich und ich ließ mich dankbar in diese Umarmung ziehen. Ich war wirklich froh, dass er nicht gestürzt war und jetzt ohne einen einzigen Kratzer vor mir stand, aber mich erleichterte viel mehr, dass er mit mir sprach. Nicht, wie in den letzten Tagen, so oberflächlich und abweisend, sondern wie sonst.

„Und ich freue mich so für dich wegen der Quali. Auch, wenn du das nach gerade nicht hören willst.", flüsterte ich dicht neben seinem Ohr und er lachte leise.

„Danke dir."

„Feiert ihr nachher?"

„Ihr?" Er schob mich ein Stück von sich weg, so dass er mich ansehen konnte. Seine Hände ruhten immer noch auf meinem Rücken.

Ich sagte nichts und zuckte nur leicht mit den Schultern.

„Nichts ihr." Er schüttelte den Kopf. „Komm mit."

„Wirklich?" Er hatte Zeit von mir gewollt, er hatte mich in den letzten Tagen kaum angesehen. Er hatte Jenny hergeholt- wobei, das wusste ich nicht. Das vermutete ich nur. So oder so.

„Unbedingt. Du gehörst dazu."

„Und Jenny?" Ich wusste selbst nicht, weswegen ich die Frage stellte.

„Jenny ist sicher dabei." Sein Blick wurde nachdenklich, während er das sagte. „Aber das sollte dich ja nicht stören."

Langsam nickte ich. „Ich weiß, tut es nicht."

AuftauchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt