Ich tat ihm und mir selbst den Gefallen und tauschte mein klatschnasses Kleid gegen Jogginghose und T-Shirt. Im Leben hätte ich nicht erwartet, dass Paul so leicht aus dem Konzept zu bringen war. Drei simple Worte und er hatte völlig neben sich gestanden- dabei war das nicht mal meine Absicht gewesen. Ein kleiner Teil von mir fühlte sich ziemlich übermütig und geschmeichelt nach dieser Entdeckung und ich gab mir größte Mühe, ihn unter Kontrolle zu bringen. Rege dich ab, sagte ich zur mir selbst. „Nicht den gleichen Fehler mehrmals machen.", sagte ich leise zu mir selbst, als ich meine ungewohnt kurzen Haare trocken rubbelte und im Spiegel betrachtete. Ich sah echt anders aus. Fasziniert machte ich ein Foto für Lukas und schickte es ihm. Mal sehen, was er dazu sagen würde, was aus seiner Vorarbeit entstanden war. Ich wollte gerade mein Handy wegstecken, als ich sah, dass Paul geschrieben hatte.
„Bringe mal Tomaten und Paprika mit."
„Pauli- mein Kühlschrank ist leer."
„Fräulein Hotzenplotz, ich habe die Gemüsekiste im Kühlschrank oben gerade selbst eingeräumt. Tu, was getan werden muss."
Lachend schob ich mein Handy in die Hosentasche, machte einen Umweg über die Wohnung meiner Eltern und stand keine zwei Minuten später mit der Beute vor seiner Tür. Paul, selbst frisch geduscht in Jogginghose und T-Shirt, briet schon Zwiebeln an und mein Magen knurrte so laut, dass er mich mitleidig anlächelte.
„Verbrannt, durchnässt und hungrig? Muss ein harter Tag gewesen sein.", spottete er sanft und hielt mir ein scharfes Messer hin. „Mache den Kram mal klein."
Von seiner Verlegenheit war jedenfalls nichts mehr zu spüren. Ein bisschen ungelenk zerschnitt ich das Gemüse, während Paul mir davon erzählte, dass er noch nach seinem Sieg am Sonntag angesprochen war, ob er Fia nicht verkaufen wolle. „Jedenfalls ist mir ziemlich schlecht geworden, als die mir eine ungefähre Summe genannt haben."
„Aber du denkst nicht ernsthaft drüber nach, oder?", fragte ich und achtete konzentriert darauf, dass meine Finger und das Messer keine zu genaue Bekanntschaft miteinander machten.
„Never." Er schüttelte den Kopf. Dazu war ihm zu bewusst, dass eine zweite Fia nicht mal eben im Stall stehen würde. „Ich habe nur gerafft, das mein Gefühl da oben mich wohl doch nicht täuscht und die schon eine Zukunft hat."
„Ach echt?" Ich sah kurz auf und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Das ist dir am Sonntag eingefallen?"
„Immerhin noch vor dem Schlag gegen den Kopf.", murmelte Paul und wir mussten beide lachen. Während das Gemüse für die Soße vor sich hin dünstete und Paul das Nudelwasser ansetzte, erzählte er von der Auseinandersetzung mit Thomas. Zumindest nannte er sie so. Nachdem, was er mir dann aber berichtete, hatte es sich eher um eine Schlägerei gehandelt, bei der Thomas Paul ziemlich verprügelt hatte.
„Das Knie zwischen den Rippen hat echt wehgetan.", seufzte er und zog seine Schultern hoch. „Ich sollte mich jedenfalls noch bei Pia entschuldigen. Die hatte erst ziemlich Angst um mich als ich keine Luft mehr bekommen habe und war dann richtig, richtig sauer. Wahrscheinlich war deine Rückfahrt mit Sina viel harmloser als meine."
Das konnte sein. Rückblickend betrachtet war die Fahrt mit meiner Mutter gar nicht so schrecklich gewesen, wie ich vermutet hatte. „Paul..." Zögerlich stellte ich mich neben ihn und ließ mich sachte gegen seinen Oberarm sinken. „Sich schlagen ist maximal scheiße..."
„Ja, doch, weiß ich.", ächzte er, und schob das Gemüse in der Pfanne herum, damit es nicht anbrannte. „Aber..."
„...trotzdem danke."
Er verharrte in der Bewegung und wandte sein Gesicht mir zu. „Gern geschehen."
„Trotzdem nie wieder."
„Nie wieder." ,versprach er bekräftigend nickend.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und beantwortete ihm und mir mit einem flüchtigen Kuss zumindest eine der Frage, die wir uns gestellt hatten. Mein Gesicht prickelte und dieses Mal hatte es nichts mit dem Sonnenbrand zu tun.
„Soso..." Paul wandte sich wieder dem Gemüse zu und sah dabei fast unerträglich zufrieden aus. „Küssen ist also okay."
„Ist gerade so drin, ja." Ich spürte selbst, wie albern ich strahlte, als ich die Teller aus dem Schrank holte und anfing, den Tisch zu decken.
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bisschen FFE können wir doch alle gerade gebrauchen :)
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Auftauchen
Teen FictionIch ertrinke. Ich ertrinke in endloser Tiefe, In endloser Aufrichtigkeit. Ich will Auftauchen. Will ich? Kim Feldmann ist 19 Jahre alt und kehrt nach der abgeschlossenen Bereiterausbildung auf den elterlichen Hof zurück. Dort erwarten sie nicht nur...