Part 36

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Ich saß längst im Transporter, als Paul Fia verlud. Er hatte ernsthaft gewonnen, nachdem er ja schon die Qualifikation für sich hatte entscheiden können. Trotzdem war er nur halb so euphorisch gewesen, wie ich es erwartet hätte und ich fragte mich, wie viel unser Streit dazu beitrug. Meine Glückwünsche hatte er mit einem knappen „Danke" und einem noch knapperen Lächeln zur Kenntnis genommen und ich war insgeheim froh darüber gewesen, dass er mir wenigstens keinen verbalen Seitenhieb verpasst hatte.

„Dann fahrt mal vorsichtig.", hörte ich meine Mutter sagen und hörte, wie sie und Paul die Klappe verriegelten.

„Bis später."

Pia winkte mir zu und zog Paul mit sich, der sich nach einem kurzen Blick auf mich umdrehte und mit ihr zwischen den Anhängern, Transportern und Autos verschwand. Egal, wie schlimm die Stimmung zwischen ihm und mir war- ich hätte viel darum gegeben, wenn er mitgefahren wäre. Einfach, weil es die Themen, die meine Mutter anschneiden würde, stark eingeschränkt hätte.

„Haben wir alles?", fragte sie mich, als sie einstieg und ich nickte.

„Ich hatte ja genug Zeit zum packen."

Wir schwiegen beide, während sie den Transporter über das Turniergelände langsam auf die Straße manövrierte. Ich lehnte meinen Kopf gegen die Scheibe vom Seitenfenster und blieb stumm, während wir uns durch die umliegenden Dörfer schlängelten. Erst, als wir auf die Autobahn aufgefahren waren, sah meine Mutter mich zum ersten Mal kurz an.

„Bist du in Ordnung?"

Ein bisschen überrascht setzte ich mich auf. Ich hatte entweder mit Vorwürfen wegen Lolo gerechnet oder einem wütenden Kommentar darüber, dass ich ihr vorgeworfen hatte, sich nicht für mich zu interessieren.

„Schon."

„Es hat dich ganz schön überrascht, Ulli zu sehen, oder?", fragte sie.

„Schon, ja." Ich machte eine kurze Pause. „Mama, ich habe euch das mit dem Jobangebot nicht erzählt, weil ich es eh nicht annehmen wollte. Ich wollte sowieso zurück nach Hause. Ich fand es einfach nicht wichtig und habe es dann irgendwie vergessen." Das stimmte sogar halb. Zu dem Zeitpunkt, als das Angebot gekommen war, hatte ich schon die Tage gezählt, bis ich aus München wegkonnte. Ich hatte abgelehnt und damit war die Sache für mich vom Tisch gewesen.

Sie nickte langsam. „Man merkt halt nicht unbedingt, dass du dir länger gewünscht hast, zurückzukommen."

„Was soll ich sagen? Was willst du hören? Ich wollte nach Hause, ich bin zuhause, ich will nicht weg. Was brauchst du mehr?"

„Du verhältst dich mir gegenüber unmöglich.", sagte sie und es klang nicht einmal wütend, nur ratlos. „Du bringst Sachen, da frage ich mich, ob du den überhaupt Job machen willst. Überhaupt- du wirkst so, als hättest du null Spaß an dem, was du tust. Weder am Reiten, noch an den Pferden an sich, noch daran, dass du bei deiner Familie bist. Und verstehe mich falsch", fügte sie an, als ich sie unterbrechen wollte. „ich verstehe, dass man mit 19 nicht jeden Abend mit seinen Eltern oder dem kleinen Bruder verbringen will, das wollte ich auch nicht, aber ich bin auch nicht wieder bei ihnen eingezogen."

„Heißt das, ich soll mich benehmen oder wieder ausziehen?", fragte ich und merkte während ich es aussprach, dass mich ihre Aussage mehr verletzte, als ich selbst gedacht hatte.

„Das heißt, ich wüsste gerne, ob du glücklich bist, mit dem, was du tust oder ob wir uns mal zusammensetzen und über eine Lösung reden müssen."

„Würdest du mich das auch fragen, wenn meine Saison anders laufen würde? Oder ist „zusammensetzen und über eine Lösung reden" deine Art, mir förmlich zu kündigen?"

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