Part 31

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Als ich am nächsten Morgen zu den Pferden kam, fraß Milano gemütlich sein Heu, aber ich stutzte, als ich sah, dass Lolos Box leer war.

„Paul?", rief ich, widerwillig, aber er war da und kümmerte sich gerade um Rasputin. „Wo ist Lolo?"

Er seufzte und antwortete, ohne mich dabei anzusehen. „Sina läuft gerade mit ihm. Der hatte gestern Abend wohl eine Kolik." Er machte eine kurze Pause und warf mir dann doch einen Blick zu, den ich nicht richtig deuten konnte. Schadenfreude lag nicht darin, Mitgefühl aber sicher auch nicht. „Sie ist ziemlich ausgerastet."

Daran hatte ich nicht den geringsten Zweifel. Ich dachte an ihre Anrufe vom Vorabend und daran, dass ich sie auch nach dem Aufstehen nicht zurückgerufen hatte, obwohl ich da gesehen hatte, dass sie mich noch zweimal angerufen hatte. Ich hatte angenommen, es ginge um unseren Streit.

„Ist er okay?", fragte ich.
„Glaube schon- aber frage deine Mutter." Damit drehte er sich um und mir war klar, dass das Gespräch beendet war.

Nervös warf ich noch einen Blick auf Milano, der aber weiter ungerührt sein Heu fraß. Als ich am Vorabend nach den Pferden geschaut hatte, war alles gut gewesen. Beide hatten gefressen, beide waren ruhig und entspannt gewesen. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass irgendetwas nicht in Ordnung gewesen war, auch über Tag nicht. Lolo war weder beim Abreiten noch im Parcours irgendwie anders gewesen als sonst. Wäre ich nur an mein Handy gegangen...Ich holte einmal tief Luft und wollte mich gerade auf den Weg machen, um Lolo und meine Mutter zu suchen, als ich sah, wie sie auf mich zukam, den braunen Wallach an der Hand. Erleichtert registrierte ich, dass er entspannt neben ihr herging und munter die Ohren spitzte, als er mich sah.

„Ich habe es schon gehört.", sagte ich und ging ihr mit ziemlich zerknirschtem Gesichtsausdruck entgegen. Nicht, dass mich das retten würde. „Wie geht es ihm?"

„Interessiert es dich doch noch?" Sie drückte mir seinen Strick in die Hand und warf mir einen vernichtenden Blick zu. Sie sah so müde aus, dass ich mir ziemlich sicher war, dass sie einen großen Teil der Nacht bei Lolo verbracht hatte.

„Als ich gegangen bin, war alles in Ordnung.", gab ich leise zurück, weil ich wirklich nicht wollte, dass dieser Streit vor den Augen und Ohren anderer eskalierte.

„Als ich gekommen bin, hat er gelegen und nicht gefressen.", sagte sie noch leiser, aber der unterschwellige Vorwurf, ich hätte nicht genau genug hingesehen, erreichte mich trotzdem.

„Glaubst du wirklich, dass ich nicht nach ihm geschaut habe?" Ungläubig schüttelte ich den Kopf und kraulte Lolos Stirn, der wie ein Denkmal neben uns beiden stand und zu spüren schien, dass er besser nicht stören sollte. „Mama, im Ernst?"

Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen, ließ die Schultern sinken und schüttelte dann langsam den Kopf. „Nein." Sie klang unfassbar resigniert. Ich wartete auf den großen Knall, auf das große Aber, aber es blieb aus. Sie schwieg einfach.

„Was ist denn passiert?", fragte ich irgendwann vorsichtig.

„Ich habe ihn aus der Box gezogen, habe den Tierarzt gerufen und bin mit ihm gelaufen. War eine leichte Krampfkolik, er hat zur Sicherheit was krampflösendes bekommen und ich bin noch eine ganze Weile länger gelaufen. Irgendwann war es gut." Sie seufzte. „Mache ihm Mash und gib ihm ein bisschen Heu. Du hast ja bis heute Nachmittag genug Zeit, um mit ihm zu laufen. Ich habe euch schon zurückgezogen." Damit drehte sie sich um und war schon fast auf dem Weg nach draußen.

„Ma....", sagte ich, und sie drehte sich nochmal zu mir um. „Es tut mir Leid- ich habe gedacht, mit den Pferden wäre alles gut."

„War es aber nicht.", sagte sie knapp und zuckte mit den Schultern.

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