Part 68

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Genervt verdrehte er die Augen. „Was denkst du denn? Dass ich ihm an den Kragen gehe?"

„Ich will einfach nicht, dass ihr euch einmischt." Dazu war mir die ganze Sache selbst noch unheimlich genug. Es war nicht so, dass ich es unbedingt geheim halten wollte, aber ich wollte noch nicht darüber reden. Ich wollte niemandem- und schon gar nicht ihm- erzählen, dass ich selbst bei dem Gedanken an gestern Nacht aus mehreren Gründen weiche Knie bekam.

„Ihr? Ich sehe nur mich und ich mische mich nicht ein. Ich möchte nur, dass du auf dich achtgibst, weil...."

„Und du glaubst, dafür brauche ich einen extra Hinweis?", fiel ich ihm ins Wort, um die Diskussion abzuwürgen, bevor sie richtig anlaufen konnte.

„Ja, das glaube ich."

Sprachlos vor Wut bedachte ich ihn mit dem verächtlichsten Blick, den ich zustande bringen konnte und rutschte langsam aus dem Sattel. War das sein Ernst? Spielte er damit auf München, auf Thomas an? Darauf, dass ich damals ja scheinbar auch nicht auf mich aufgepasst hatte? „Sonst noch was? Oder ist die Inquisition beendet?"

„Kim, das ist lächerlich." Verärgert zog er seine Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf.

„Großmeister.", fauchte ich, drehte mich auf dem Absatz um und zog eine perplexe Donni hinter mir her.

„Bist du wieder vierzehn?", rief er mir wütend hinterher, machte aber wenigstens keine Anstalten, mir zu folgen. Ich hasste ihn in diesem Moment. Dafür, dass er fragte. Dafür, dass er ernsthaft glaubte, es wäre eine gute Idee, sich um mein Beziehungsleben zu kümmern. Dafür, dass er an dieser Unsicherheit in mir rührte.



Meine schlechte Laune hielt den ganzen Tag über an und selbst Paul warf mir nur einen fragenden, aber stummen Blick zu, als wir mittags gemeinsam in der Halle waren. Als ich finster den Kopf schüttelte, wandte er sich wieder der Stangenarbeit mit einem jungen Rappen zu und ließ mich in Ruhe. Ich verschwand aus der Halle, bevor er fertig war und kam ihm schon mit dem nächsten Pferd entgegen, als er die Stallgasse betrat.

„Alles okay?", fragte er, sichtlich besorgt. „Du siehst aus..." Er brach ab und sah mich aus sorgenvollen Augen an.

„Was?"

„Ich mache besser keinen Scherz, oder?"

„Blitzmerker." Ich holte tief Luft. „Wie sehe ich aus?"

„Als wärst du richtig sauer."

„Bin ich auch." Damit ließ ich ihn stehen.



Es war nach sieben, als ich meine Stiefel an der Haustür auszog. Müde, verschwitzt und staubig ging ich zu meiner Wohnung, schloss auf, trank erstmal ein großes Glas Wasser und ging duschen. Während ich mir den Staub aus den Haaren und von der Haut wusch hatte ich das Gefühl, damit auch die Wut abzuspülen. Mit jeder Minute, die das kühle Wasser über meine Haut floss, wurde ich zumindest ruhiger. Und dennoch: als ich mich abtrocknete, hätte ich am liebsten geheult. Ich riss mich zusammen, zog mir saubere Sachen an und warf mich aufs Bett. Ich hatte ein schlechtes Gewissen Paul gegenüber, den ich mittags so blöd stehengelassen hatte und der vermutlich gerade nervös auf seinen Fingernägeln kaute und sich fragte, was er falsch gemacht hatte. Dabei lag es nicht an ihm. Meine ganze schlechte Laune lag nicht an ihm. Zumindest hatte er nichts Falsches gemacht. Trotzdem hatte mich dieser blöde Kommentar meines Vaters umgehauen und seither nagte beständig das Gefühl an mir, ich könnte mich dumm verhalten, was Paul anging, vielleicht irgendwelche Warnzeichen übersehen, vielleicht alles überstürzen. Immerhin hatte ich selbst Paul überrascht...mein Magen krampfte sich unangenehm zusammen. Shit. Leise stöhnend schloss ich die Augen und bedeckte mein Gesicht mit den Händen. Wieso bitte war das nicht einfach und eindeutig? Das Vibrieren meines Handys neben mir auf dem Bett riss mich aus meinen Gedanken und als ich sah, wer mich anrief, atmete ich befreit durch und nahm das Gespräch an.

„Kim-Marie, was mussten meine tauben Ohren da vernehmen?" 



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ja, ja...die gute Kim-Marie. Lalalaa ich freue mich schon :D

am Rande: endlich Regen! :)

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