Part 48

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Die nächste Stunde verbrachte Lukas in der Küche damit, einen Salat vorzubereiten, während ich mein Bett für die Nacht vorbereiten wollte.

„Schlafe ich auf dem Sofa?", fragte ich, aber er lachte verlegen.

„Es gibt kein Sofa mehr. Du kannst mit Isomatte im Wohnzimmer schlafen oder nimmst mit meiner rechten Bettseite vorlieb. Die linke gehört mir. Decke und Kopfkissen liegen im Schrank im Schlafzimmer, die Bezüge auch. Wie du möchtest."

„Wieso gibt es kein Sofa mehr?", fragte ich und warf- zum ersten Mal an diesem Tag- einen Blick ins Wohnzimmer. Tatsächlich war das gemütliche, blaue Sofa, dass ich von meinem letzten Besuch kannte, verschwunden.

„Weil Inga das mitgenommen hat."

„Und du kaufst kein neues?"

„Ich bin Student, Kim. Es gibt keinen unerschöpflichen, niemals versiegenden Geldstrom."

Als ich mich in seinem Wohnzimmer umsah, merkte ich, wie viel Ähnlichkeit das gerade mit meiner Wohnung hatte. Der Esstisch war noch da, genauso wie die vier nicht zusammenpassenden Stühle, die ich auch schon kannte. Die Wände waren seltsam leer und eine Umzugskiste stand in der Ecke hinter der Tür. Langsam ging ich davor in die Hocke und klappte sie auf. Irgendwie war mir schon vorher klar gewesen, was da drin sein musste. Ganz oben lagen, noch eingerahmt, Bilder von Lukas und Inga. Die beiden hatten jedes Jahr ein neues aufgehängt, das hatte er mir erzählt, als ich damals vor der Bilderreihe gestanden hatte. Vorsichtig und leise legte ich sie zur Seite und nahm eine große Collage heraus. Lauter Fotoschnipsel von einer Silvesterparty, scheinbar hier in der Wohnung. Ich erkannte das blaue Sofa, dass nicht mehr da war. Möglichst lautlos legte ich die Collage wieder in den Karton und legte die Bilder darauf. Weitergraben mochte ich nicht, mir war klar, dass mich das nichts anging. Gerade, als ich den Karton wieder zuklappte, kam Lukas herein, die Salatschüssel in der einen Hand, in der anderen eine vier Teller.

„Sorry.", sagte ich, als sein Blick auf mich und die Kiste fiel. „Ich war neugierig."

„Kein Ding. Ich habe den ganzen Kram eingepackt, als ich Marie kennengelernt habe, aber irgendwie nie in den Keller geschleppt. Sollte ich mal nachholen, dann stolpert auch keiner drüber." Er stellte die Teller und Schüssel auf den Tisch und zwinkerte mir zu. „Hast du dich schon entschieden? Bett oder Isomatte?"

„Was für eine Frage.", entgegnete ich schnaubend und ging ins Schlafzimmer, wo ich mein Bettzeug bezog. Der Raum sah noch genauso aus schlicht und schön aus, wie ich ihn in Erinnerung gehabt hatte. Der große weiße Schrank, das dazu passende Bett, der Schreibtisch am Fenster, an der Wand daneben hing ein Plakat für eine Kunstaustellung. Passenderweise zeigte es eine abstrakte Leselampe. Typisch Lukas irgendwie. Ich warf das fertige Bettzeug auf die rechte Bettseite und war schon fast auf dem Weg zurück in die Küche, als mein Blick auf seinem Schreibtisch hängen blieb. Langsam machte ich zwei Schritte zurück und starrte auf das, was da direkt vor meiner Nase lag. Ich überflog die Stellenausschreibung, die von der Uni war und stockte, als mir der Name des Ansprechpartners bekannt vorkam. War das nicht der Professor, für den Lukas sowieso arbeitete? Ich war mir nicht ganz sicher. Kurz dachte ich an das Gespräch, dass wir am Mittag geführt hatten. Er wüsste ja auch gar nicht, wo ihn die Jobsuche hinführen würde, auch deswegen sei er nicht mit Marie zusammengezogen. „Soso.", murmelte ich leise und riss mich von dem Papier los, als es an der Tür klingelte. 

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