Part 58

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Erschrocken fuhr ich am nächsten Morgen aus dem Schlaf, als mein Wecker klingelte. Ich hatte so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr. Ich erinnerte mich daran, wie ich abends, nachdem Paul und ich vom See zurückgekommen waren, noch geduscht hatte und mich danach ins Bett gelegt hatte. Ein bisschen müde, ein bisschen erledigt, immer noch ziemlich kribbelig- und irgendwie glücklich. Scheinbar war ich tief und traumlos eingeschlafen, bis eben. Der gestrige Nachmittag fühlte sich immer noch surreal an. Wir hatten noch fast zwei Stunden gemeinsam in der Sonne gelegen, mein Kopf auf seinem Oberarm, seine Hand in meinem Nacken, die sich wie nebenbei immer wieder in meinen Haaren verlor, die Gesichter einander zugewandt. Wir hatten über Thomas gesprochen, darüber, was er gesagt hatte und warum Paul deshalb ausgerastet war. „Wie geil er sich einfach gefühlt hat, weil er meinte, er habe dich in der Hand- das war so abartig." Paul hatte sein Gesicht verzogen. „Ehrlich, alles andere hat mich nicht gejuckt, aber er, wie er stolz darauf war, dass er Macht darüber hat, was du tust und fühlst und wie dich das beeinflusst. Ich fand es echt ekelhaft." Er hatte für einen kurzen Moment die Augen geschlossen und ich hatte gespürte, welche Frage ihm auf der Zunge lag.

„Er war nicht immer so." , hatte ich gesagt, wissend, dass es keine direkte Antwort auf seine unausgesprochene Frage war. Ich hatte trotzdem gehofft, dass er die Antwort verstehen würde.

„Hat er je..."

„Nein.", war ich ihm ins Wort gefallen. „Er war einfach nur ein Arsch."

„Ich wollte nur fragen." Er hatte beruhigt ausgeatmet und seine Stirn gegen meine sinken lassen.

„Schon okay.", hatte ich erwidert, bevor ich ihn geküsst hatte. Wieder und wieder. Es war so leicht gewesen, so prickelnd echt und ich hatte die Zeit einfach vergessen.

Ich seufzte leise bei der Erinnerung, schwang die Beine aus dem Bett und warf einen Blick nach draußen. Der Himmel war immer noch strahlend blau und versprach einen weiteren Sommertag. „Wahnsinn.", murmelte ich leise, zog mich an, putzte meine Zähne und öffnete, auf der Suche nach Frühstück, meine Kühlschranktür- immer noch gähnende Leere. Ich schnappte mir meinen Schlüssel, huschte durchs Treppenhaus nach oben und schloss möglichst leise die Tür zur Wohnung meiner Eltern auf. Es war noch zu früh, um Felix zu begegnen, mein Vater war sicher schon draußen und vielleicht bestand die Möglichkeit, ungesehen wenigstens einen Joghurt aus dem Kühlschrank zu klauen. Auf Zehenspitzen huschte ich in die Küche, nur um festzustellen, dass ich mir umsonst Mühe gegeben hatte. Ich sollte wirklich dringend einkaufen gehen. Und meine Wohnung einräumen.

„Morgen, Kim." Mein Vater saß mit seinem Laptop am Küchentisch. Er sah nicht einmal auf, als ich an ihm vorbei zum Kühlschrank ging. So früh hatte ich ihn noch nie Bürokram erledigen sehen.

„Was machst du?", fragte ich, öffnete den Kühlschrank und tat so, als sei mein Raubzug fester Bestandteil des Morgens.

„Rechnungen schreiben und Anfragen beantworten. Und du?"

„Frühstücken?" In der hintersten Ecke fand tatsächlich einen Fruchtjoghurt, zog den Deckel ab, nahm mir einen Löffel und lehnte mich mit meiner Beute gegen die Arbeitsplatte. „Seit wann machst du morgens Bürokram?"

„Sina reitet heute früh und ich warte darauf, dass Felix aufsteht und zur Schule geht."

„Wow." Bei mir hatte der Frühstücksservice mit Ende der Grundschulzeit aufgehört, wenn ich mich richtig erinnerte. Ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, wie viel Wertschätzung Felix wohl für das gemeinsame Frühstück hatte. „Und das, wo Felix so ein Morgenmensch ist."

Mein Vater schmunzelte nur und sah dann doch hoch zu mir. „Was ist eigentlich mit deinen Haaren passiert?"

„Ich brauchte eine Veränderung.", murmelte ich und spürte, wie ich rot wurde.

„Steht dir." Er wandte sich wieder seinem Laptop zu und ich sah, wie er gegen ein Grinsen ankämpfte. „Weißt du, wenn du sie jetzt unten noch gerade schneiden lassen würdest, dann sähe es richtig gut aus."




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Ab ins Wochenende! :)

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