Wir hatten noch eine Folge geschaut, von der ich aber nicht mehr viel mitbekommen hatte. Paul hatte meinen Rücken und Nacken gekrault und ich war langsam von seiner Brust auf seinen Bauch gerutscht und wohlig meine Augen geschlossen. Irgendwann hatte ich meine Finger unter seine Decke geschoben und sehr vorsichtig meine Finger unter sein T- Shirt geschoben. Er hatte mich gewähren lassen und seitdem strich ich tiefenentspannt mit meinen Fingerspitzen über seine warme Haut.„So", seufzte er leise, als die Folge vorbei war. „Soll ich dich jetzt rauswerfen?"
Sicherlich nicht. Ich drehte meinen Kopf und blinzelte müde. „Musst du nicht." Nachdenklich fuhr er sich mit der Hand durch die kurzen Haare und sah mich unentschlossen an. „Ich habe hier schon geschlafen.", sagte ich leise, griff nach seinem Handgelenk und zog seinen Arm herunter.
„Ich erinnere mich." Er schmunzelte und verschränkte seine Finger mit meinen. „Ich will nur nicht, dass..."
„Was?"
„Nichts." Er holte tief Luft, ließ meine Hand los und richtete sich auf. Murrend rutschte ich von ihm herunter, rollte mich stattdessen neben ihm zusammen und schloss die Augen. Ich hatte wirklich keine Lust aufzustehen. Es war warm, es war gemütlich und ich fühlte mich so wohl wie lange nicht mehr.
Paul stand auf, räumte den Laptop zurück ins Regal und verschwand im Bad, nur um wenig später zähneputzend zurückzukommen und dabei die leeren Becher in die Spüle zu räumen.
„Das ist kein Rausschmiss, oder?", murmelte ich und zog mir die Decke bis zur Nasenspitze hoch.
Er nuschelte etwas Unverständliches und schüttelte den Kopf, woraufhin ich erleichtert meine Augen schloss und mich mittig aufs Bett und auf sein Kopfkissen rollte. So weit so gut, das hatte ich mir schonmal gesichert. Sicherheitshalber zog ich noch seine richtige Bettdecke über mich und schloss genüsslich die Augen.
„Fühle dich wie zuhause.", sagte er sarkastisch, nachdem er seine Zahnbürste zurück ins Bad gebracht hatte und entdeckte, wie ich sein Bett in Beschlag genommen hatte. Er löschte das Licht, öffnete das Fenster und das kräftige Rauschen des Windes in den Bäumen zusammen mit dem kühlen, frischen Luftzug ließ mich noch tiefer unter die Decken kriechen. Wortlos legte er sich neben mich, schlüpfte zu mir unter die Bettdecke und ich seufzte unwillkürlich auf, als er einen Arm unter mir durchschob, mich an sich zog und mein Rücken an seiner Brust und seine Beine an meinen lagen. Nicht nur mein Bauch kribbelte, als er mir einen Kuss in den Nacken gab.
„Schlaf gut."
„Hm...", murmelte ich, deutlich weniger schläfrig als noch wenige Sekunden zuvor. „Schlaf auch gut."
Als ich wach wurde, war es noch stockfinster draußen. Der Wind rauschte nicht mehr in den Bäumen, die Blätter raschelten nur ab und zu noch in einer leichten Brise. Ich brauchte einen Moment, bis ich wirklich erfasst hatte, wo ich war. Pauls Atem ging ruhig und gleichmäßig, sein Arm lag schwer auf meiner Hüfte. Verschlafen drehte ich mich zu ihm, schob mein Knie sachte zwischen seine und schmiegte meine Wange gegen seine Brust. Er sah so verdammt friedlich aus, wenn er schlief. Es passte nur schwer mit dem Paul zusammen, der am Sonntag Thomas eine reingehauen hatte. Überhaupt-mein Herz flatterte trotz Müdigkeit aufgeregt- hatte Paul mich überrascht. Paul, sonst nie um einen Spruch verlegen, plötzlich verlegen und hochrot- meinetwegen- das war unerwartet schön. Es war lächerlich, aber ich hatte seitdem nicht mehr das Gefühl, ihm so ganz hilflos ausgeliefert zu sein. All seine Beteuerungen, ich könne ihm vertrauen und wir würden das schaffen, waren mir nichts wert im Vergleich zu diesem Moment im Regen. Es war keine romantische Liebesbekundung gewesen, sondern viel besser- es war echt gewesen. Er, mal nicht Herr der Lage, sondern einfach er. So wie jetzt, tiefschlafend neben mir. Ich spürte seinen Herzschlag an meiner Wange und konnte nicht anders, als mich nach oben zu strecken und sachte sein Kinn zu küssen. Ich wollte, dass er mich in den Arm nahm, dass er wach war. Mit mir, weil ich mit diesem Glücksgefühl in meiner Brust nirgendwohin konnte, weil ich das mit ihm teilen wollte, weil er mich glücklich machte. Halbwach atmete er tief ein und schob sein Bein weiter über mich.
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Auftauchen
Teen FictionIch ertrinke. Ich ertrinke in endloser Tiefe, In endloser Aufrichtigkeit. Ich will Auftauchen. Will ich? Kim Feldmann ist 19 Jahre alt und kehrt nach der abgeschlossenen Bereiterausbildung auf den elterlichen Hof zurück. Dort erwarten sie nicht nur...