Ich vergrub mich den Abend über in meinem Hotelzimmer und drückte immer wieder Pias Anrufe weg, die nicht weniger beharrlich weiter versuchte anzurufen. Irgendwann schickte sie mir eine genervte Nachricht.
„Was soll der Mist? Ich habe dir nichts getan."
Nein, hatte sie nicht. Das wusste ich selbst. Selbst ihr Ratschlag, das mit Paul doch einfach mal auszuprobieren hatte nichts damit zu tun, was danach tatsächlich passiert war. Trotzdem- oder vielleicht gerade deswegen- wusste ich nicht, wie ich ihr erklären sollte, was sich in den letzten vierundzwanzig Stunden ereignet hatte. Ich konnte Paul quasi vor mir sehen, genau dort, wo wir uns gestern geküsst hatten, keine zwei Meter von dem Bett entfernt, auf dem ich gerade lag. Und ich konnte es immer noch fühlen. Fluchend nahm ich mein Handy in die Hand und drückte einen Anruf von meiner Mutter weg. Ich hatte keine Ahnung, was sie wollte, ob sie sich streiten wollte, ob sie mich fragen wollte, was denn nur los sei, weswegen ich so garstig auf sie reagierte. Bei den Pferden war ich vor einer Stunde erst gewesen und wenn was mit denen wäre, käme sie sowieso alleine zurecht.
„Hat nichts mit dir zu tun- ich hatte einen furchtbaren Tag.", antwortete ich schließlich doch auf Pias Nachricht.
Prompt rief sie wieder an.
„Bitte nicht.", murmelte ich, ehe ich doch ranging. „Hey, Pia."
„Was zum Henker ist bitte los bei dir?", ging es direkt los.
„Pia...", versuchte ich sie zu beschwichtigen, aber ohne Erfolg.
„Wieso will Paul dich seit gestern Abend umbringen?"
„Will er das?", fragte ich zurück und lachte freudlos.
„So guckt er zumindest."
Als ob mir das entgangen wäre. „Ich habe was Blödes gemacht gestern." Eine kurze Pause trat ein. Offensichtlich überlegte sie gerade, wie blöd ich mich verhalten hatte. „Können wir da morgen drüber sprechen?", fragte ich und nutzte ihre sicher nur kurz anhaltende Sprachlosigkeit.
„Frühstücken wir zusammen?" Richtig zufrieden klang sie nicht, aber immerhin nahm sie hin, dass ich jetzt gerade wirklich nicht reden wollte.
„Können wir machen. Ich besorge den Kaffee."
„Deal." Sie seufzte. „Schlaf gut Kim, ja?"
„Immer doch." Damit legte ich auf und starrte wieder an die Decke. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie sich das alles wieder einrenken sollte. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie Pia morgen reagieren würde und noch weniger wusste ich, was ich ihr wirklich erzählen würde. Den Kuss und was davor gewesen war, das konnte ich ihr nicht verheimlichen- sie würde es wahrscheinlich spätestens auf der Rückfahrt aus Paul herausbekommen. Der Krach im Stallzelt...Ich stöhnte leise, als ich nur daran dachte. Dann kannst du ja einfach wieder Jenny vögeln – das würde ich lieber für mich behalten, aber ich war mir sicher, dass Paul diesen Satz nicht vergessen hatte.
Mein Handy, dass ich immer noch in der Hand hielt, vibrierte noch einmal- wieder meine Mutter und wieder drückte ich den Anruf weg. Mir graute in dem Moment schon vor der Rückfahrt, weil ich genau wusste, dass ich ihr dort nicht würde ausweichen können.
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nur ein Häppchen. Dauerhaftes Wohnungswand-Angestarre macht mich nicht besonders kreativ😑
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Auftauchen
Teen FictionIch ertrinke. Ich ertrinke in endloser Tiefe, In endloser Aufrichtigkeit. Ich will Auftauchen. Will ich? Kim Feldmann ist 19 Jahre alt und kehrt nach der abgeschlossenen Bereiterausbildung auf den elterlichen Hof zurück. Dort erwarten sie nicht nur...