Part 50

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Sie hatten mich noch eine ganze Weile darüber ausgefragt, wie es war, beruflich zu reiten. Ob es Spaß machte, ob es gefährlich war, ob es nervig war, ständig unterwegs zu sein und früh aufzustehen. Irgendwann hatten sie darauf bestanden, dass ich ihnen ein Video von einer meiner Prüfungen zeigte und ich hatte mich widerwillig darauf eingelassen. Lukas hatte sich amüsiert zurückgelehnt. „Wenn sie das nächste Mal in der Gegend reitet, fahre ich hin und nehme euch mit. Dann könnt ihr das live und in Farbe bewundern."

„Haha.", hatte ich sarkastisch erwidert. „Weil Springprüfungen für Nichtreiter so spannend sind."

Es war weit nach Mitternacht, als die beiden sich schließlich entschlossen, aufzubrechen.

„Damit Lukas morgen seine Einleitung fertig schreiben kann.", sagte Daniel gähnend. „Nicht, dass wir seinen Zeitplan empfindlich stören." Er griff nach zwei leeren Bierflaschen und brachte sie in die Küche, Lukas schnappte sich die leeren Weingläser und folgte ihm. Ich selbst streckte mich und ließ meinen Blick kurz durchs Wohnzimmer schweifen, um zu prüfen, ob ich noch beim Wegräumen helfen konnte.

„Also, Kim.", sagte Juan zu mir und stand auf. „Wenn du tatsächlich in nächster Zeit mal in der Gegend Turnier hast, dann wäre ich echt neugierig genug, um mal vorbeizukommen."

Ich lachte nur. „Ist aber wirklich wenig aufregend." Die Vorstellung, dass Lukas mit seinen Kumpels zu einem der Turniere kam, am besten noch einem der kleinen, ländlichen, war einfach abwegig.

„Davon kann ich mich dann ja vielleicht selbst überzeugen." Er zwinkerte mir zu und verschwand im Flur, um sich die Schuhe anzuziehen. Ich folgte, um Juan und Daniel zu verabschieden, als ich hörte, wie auch Daniel sich seine Schuhe anzog.

„Also Lukas- Kopf hoch, sei dankbar, dass Marie wenigstens keine Möbelstücke aus deiner Wohnung mitgenommen hat- sonst könntest du bald auf dem Fußboden frühstücken- und buche keinen Kurztrip zum Brandenburger Tor.", sagte Daniel, als er die Hand auf die Türklinke legte.

„Jaja, ich dich auch.", seufzte Lukas und fuhr sich sichtlich müde mit der Hand durch die Haare. „Kommt gut heim."

Die Jungs verabschiedeten sich und ich gähnte herzhaft. „Gehst du erst ins Bett oder darf ich?"

Er ließ mir den Vortritt und ich putzte meine Zähne und warf nochmal einen Blick auf meine neuen Haare. Mein Spiegelbild sah weniger misstrauisch aus als noch wenige Stunden zuvor, aber das war wohl mehr dem Alkohol und der Müdigkeit geschuldet. Ich hätte im Stehen einschlafen können. Ich wusch mir eilig das Gesicht, zog meine Jogginghose und ein altes T-Shirt, machte das Bad für Lukas frei und legte mich erledigt ins Bett. Kurz glitt mein Blick dabei zur Stellenausschreibung auf dem Schreibtisch. Ich wollte nicht, dass Lukas wegging. So selten, wie er nach Hause kam und so selten, wie ich ihn besuchte: Er war eine knappe Stunde entfernt. Man konnte hin, spontan, mal eben so. So wie jetzt. Gähnend rollte ich mich in die Decke ein und war schon fast eingeschlafen, als Lukas das Licht ausknipste.

"Ich hoffe, du hattest einen schönen Abend und wir haben dich nicht zu sehr mit dem Uni-Quatsch gelangweilt.", sagte er, während er unter seine Decke schlüpfte.

„Es war nett.", murmelte ich, die Augen schon geschlossen.

„Nett." Lukas lachte leise. „Die Jungs fanden dich auch nett. Juan fand dich sehr nett."

Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, was er damit meinte, drehte mich schwerfällig zu ihm um und blinzelte ihn schlaftrunken an. „Ach Quatsch.", wehrte ich ab. "Der kennt mich doch gar nicht."

Lukas grinste. „Der braucht dich doch nicht zu kennen, um dich interessant zu finden."

„Interessant...", brummte ich nur und gähnte. „Weiß nicht. Er hat gemeint, ich solle wirklich mal Bescheid sagen, wenn ich in der Gegend reite."

Lukas ächzte und es klang ehrlich gequält. „War ja klar. Und du willst nicht gemerkt haben, dass er dich interessant fand. Ich fange an zu glauben, dass du wirklich nicht gerafft hast woran Paul denkt, wenn er dich ansieht."

Verschlafen hob ich den Kopf, aber Lukas schüttelte belustigt den Kopf. „Schlaf gut, du."



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Jubiläumsteilchen 🎉🎊

Und: Das Leben ist schön 😊


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