***Steiftiere und andere Abenteuer***

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#### Bonusteilchen als Abschiedsschmankerl    ####

Ihr habt es euch damals gewünscht: Die Vereinsturnierszene aus Sicht von Julian. Viel Spaß!




Sina warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, als sie sich endlich von Birgit, Brigitte oder Bea abwandte. Die Frau hinterm Tresen hatte uns überschwänglich begrüßt und mir war sofort peinlich bewusst geworden, dass ich keine Ahnung hatte, wie sie hieß, wer sie war oder warum ich ihren Namen scheinbar irgendwann mal gewusst hatte. Also hatte ich so getan, als könnte ich sie wegen der lauten Musik nicht verstehen und mich umgedreht, während Sina unsere Getränke bestellt hatte. „Wie heißt sie gleich?", fragte ich sie über den Lärm hinweg.

„Beate, Julian." Sie verdrehte die Augen und die Art, wie sie den Namen aussprach, implizierte, dass ich ihn wirklich kennen sollte.

„Wer ist Beate?", hakte ich nach und nahm ihr das Bier ab.

„Beate ist die Jugendwartin." Sina grinste und trank einen Schluck von ihrer Cola. „Du weißt schon, von dem Verein, für den du und deine Kinder reiten."

„Ach, der Verein." Grinsend drückte ich ihr einen flüchtigen Kuss auf die Haare und warf einen Blick auf die volle Tanzfläche. Der Verein, auf dessen alljährlicher Turnierparty fast so viel Alkohol floss wie auf dem Schützenfest. Der große Vorteil des Schützenfests war dabei, dass ich dem aus dem Weg gehen konnte und nicht dabei zusehen musste, wie fünfzehnjährige Kinder sich betranken. Hier gab es kein Entkommen. Mein Blick striff kurz ein junges Mädchen mit einem bauchfreien Top, die stark schwankend auf die Tanzfläche verschwand und ich unterdrückte den Impuls, unsere Jugendwartin zu fragen, ob sie sich die langfristige Bindung von Jugendlichen an den Verein wirklich so vorstellte. Wenigstens lag Felix in seinem Bett und schlief, statt hier herumzuturnen. „Hast du Kim schon gesehen?", fragte ich Sina, die ihren Blick wie ich über die Tanzfläche schweifen ließ und die ihr Gesicht verzog, als ich Kim erwähnte. Das Gespräch zwischen ihr und den Kindern wegen des Stellenangebotes in Ingolstadt war anderes gelaufen als von ihr erwartet. Kim war bei dem Gespräch explodiert und die Vorwürfe, die sie ausgesprochen hatte, hatten Sina mehr zugesetzt, als sie vor mir offen zugeben würde.

„Ich...", setzte Sina gerade an, als ein fremder Mann auf uns zukam und erst mir, dann Sina die Hand hinstreckte und sich dabei als Rudolf Möwius vorstellte. Trotz der lärmenden Musik schaffte er es irgendwie, Sina und vor allem mir von seiner Tochter zu erzählen, die so fantastisch Dressur ritte und der er gerade ein neues, junges Pferd gekauft habe, mit dem sie dann doch noch Hilfe bräuchte. In dem Moment schaltete Sina schon ab und ihr Blick ging durch Herrn Möwius hindurch auf die Tanzfläche.

„Jedenfalls habe ich mich gefragt, ob meine Tochter nicht bei Ihnen Unterricht reiten könnte. Zweimal die Woche vielleicht, wir würden selbstverständlich zu Ihnen auf die Anlage kommen und..."

„Ich bin ausgebucht, tut mir Leid.", erwiderte ich und zuckte mit den Schultern.

„Haben Sie eine Warteliste?", fragte er eifrig und offensichtlich nicht bereit, sich abwimmeln zu lassen. „Sie könnten mich anrufen, wenn ein Platz frei wird und..."

„In absehbarer Zeit wird da nichts frei.", erwiderte ich. „Wirklich, da ist nichts zu machen." Außerdem habe ich Feierabend, trinke Bier und du nervst.

„Vielleicht kann ich Ihnen trotzdem meine Nummer geben und wenn sich unerwartet doch etwas ändert, dann..."

Neben mir ging ein heftiges Zucken durch Sina und ich wandte mich von Herrn Möwius ab, der unbeirrt weiterredete. Sina starrte mit einer Mischung aus Belustigung und Entsetzen auf die Tanzfläche und als ich ihrem Blick folgte, wäre mir fast das Bierglas vor Schreck aus den Fingern gerutscht. Sina hatte Kim gefunden.

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