Part 107

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Paul ging das Thema viel pragmatischer an, als ich erwartet hatte. Er hatte eine Weile dabei zugehört, wie Lukas und ich darüber philosophiert hatten, ob man nicht irgendwie einfach meinen Vater übergehen und meine Mutter überzeugen könne, und je länger er uns zuhörte, desto pessimistischer sah er aus.

„Den Quatsch könnt ihr euch mal sowas von in die Haare schmieren.", unterbrach er uns irgendwann. „Im Ernst, Kim. Bevor Sina Niro kauft, guckt sie sich den live und in Farbe an, setzt sich selbst drauf, setzt Felix drauf und macht eine große AKU. Und sie fährt da nicht hin und treibt diesen Aufwand, wenn dein Vater nicht mitzieht."

„Und was ist dein Vorschlag?", fragte ich fast beleidigt, obwohl ich wusste, dass er recht hatte.

„Wollt ihr nicht einfach ehrlich sein?" Er zuckte mit den Schultern, als er Lukas und meinen skeptischen Blick sah. „Erzählt doch Julian und Sina, dass Pia Niro verkaufen muss und erklärt das kleine, nicht zu unterschätzende Problem mit dem Trainingsstand. Ich kann mir vorstellen, dass deine Eltern trotzdem bereit wären, dass mit Niro auszuprobieren. Fragt Pia, ob sie sich vorstellen kann, ihn erstmal zur Verfügung zu stellen, Felix trainiert ihn auf und wenn es mit den beiden nicht läuft, kann er immer noch von hier aus weitervermittelt werden. Dann stehen die Chancen auch besser, dass er ein anständiges Zuhause findet."

Die Idee war bestechend gut und einfach und ich rief noch vom Weidezaun der Jährlinge aus euphorisch Pia an, um vorsichtig nachzufragen, ob ich das Thema Niro bei meinen Eltern ansprechen sollte. Sie war erstmal sprachlos, als ich das vorschlug, nicht zuletzt, weil sie selbst nicht sicher war, ob Niro seine Marotten nochmal vollständig ablegen würde. „Er ist ein echtes Pony.", hatte sie gleichermaßen stolz und bedauernd gesagt. „Was er gelernt hat, hat er gelernt." Sie versprach, darüber nachzudenken und legte auf. Noch bevor Lukas, Paul und ich von den Weiden zurück zum Haus gelaufen waren, hatte ich eine Nachricht von ihr auf dem Handy.

„Lasst es uns probieren."



Tatsächlich verschob ich meinen Marshmallow- Kakao mit Paul nach hinten, weil ich das Thema direkt auf den Tisch bringen wollte. Ich wollte nicht, dass Pia sich Hoffnungen darauf machte, dass ihr Pony bei uns unterkommen könnte, wenn im Geheimen schon irgendein turnierfertiger Kracher zur Ankaufsuntersuchung angemeldet war. Ehrlicherweise traute ich das meinem Vater eher zu, als unsinnigerweise zu versuchen, aus dem betagten Lugar oder meiner Lina noch richtige Dressurponys zu machen. Paul hatte mir- mäßig begeistert- vor der Tür zu seiner Wohnung den Schlüssel in die Hand gedrückt und gemeint, er würde sich hinlegen und ich könne ja später vorbeikommen- falls er dann noch wach sei. Er sei müde. Sein leidender Blick sagte mir, dass er weniger müde war und vielmehr darauf wartete, endlich seine Ruhe mit mir zu haben.

„Nach so einem langen Wochenende ohne dich kannst du ihn doch nicht einfach warten lassen, Kim.", zog Lukas mich auf, als wir zu zweit nach oben gingen. „Das du das aushalten kannst."

„Ich habe ein Pony unterzubringen.", gab ich überzogen lächelnd zurück.

Lukas schmunzelte stumm vor sich hin und erst mein ungehaltenes „Was?!" entlockte ihm erst ein unangenehm berührtes Seufzen, dann ein ernstgemeintes, schiefes Lächeln und schließlich sagte er: „Er ist so verliebt in dich, dass es schon fast wehtut. Sei lieb zu ihm."

„Ich bin lieb zu ihm.", entgegnete ich perplex und empört. „Ich..." Ich schluckte das „ich liebe ihn" herunter, weil ich das bisher nicht herausgebracht hatte. Paul hatte es nach wie vor nicht zu mir gesagt und ich, ich wollte irgendwie nicht als Erste diesen Sprung tun. Was lächerlich und feige und unnötig war. „Ich besuche seine Nichte mit ihm.", sagte ich stattdessen, weil ich das wirklich als ziemlich krass empfunden hatte.

„Du weißt schon, dass du davon nicht schwanger werden kannst, oder?", gab Lukas trocken zurück.

Genervt zog ich eine Grimasse. „Genug davon jetzt. Ich bin auf einer Mission. Lenke nicht ab und assistiere."

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Mission Impossible für Kim Possible?

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