Part 63

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Als ich das Auto abstellte, goss es in Strömen. Wenig begeistert stieg ich aus und war schon nass, bevor ich die Klappe vom Kofferraum richtig auf hatte. Es hatte sowieso keinen Sinn zu hetzen- ich würde mindestens zweimal, wahrscheinlich eher dreimal laufen müssen. Fluchend schnappte ich mir die ersten zwei Tüten, ging damit ins Haus und schleppte sie ächzend die Treppe hoch in die Wohnung meiner Eltern, während der Regen aus meinen Haaren tropfte. Nochmal würde ich diesen Einkaufsservice nicht übernehmen, da würde ich eher anfangen für mich selbst einzukaufen. Ich quälte mich gerade das dritte und letzte Mal die Treppe hoch, als Paul den Kopf aus seiner Tür streckte.

„Kann man helfen?", fragte er. „Du siehst abgekämpft aus. Und ein bisschen nass." Er grinste.

Ein bisschen nass war ein guter Scherz. Meine Haare tropften.

„Komm mit hoch, hilf mir beim Einräumen. Ich habe keine Ahnung, wo der ganze Kram hinsoll."

„Und ich schon oder was?", fragte Paul, nahm mir aber trotzdem eine Tüte ab und folgte mir nach oben. Nachlässig striff ich an der Wohnungstür meine Sandalen von den Füßen und ging barfuß in die Küche, Paul folgte mir.

„Großeinkauf?", fragte er amüsiert, als er auf die Tüten schaute, die bereits vorm Kühlschrank standen.

„Eindeutig.", murmelte ich. „Hast du eine Ahnung, wie lange ich gebraucht habe, den ganzen Quatsch erstmal zu finden?

Die nächste Viertelstunde verbrachten wir damit, die Einkäufe wegzuräumen. Wir durchkämmten fast jede Schublade in der Küche, bis ich hoffte, zumindest die meisten Sachen an die richtige Stelle geräumt zu haben.

„Bleibt nur noch die Speisestärke." Amüsiert hielt Paul das Päckchen hoch. „Du weißt nicht, wo die hinkommt?"

„Ich weiß nicht mal, was das ist.", gab ich gerade zurück, als mein Handy klingelte.



Seufzend ließ ich das Handy sinken und warf Paul einen leidenden Gesichtsausdruck zu. Meine Mutter hatte angerufen und mich gebeten, die Rentner reinzuholen, die noch draußen standen. Sie war mit meinem Vater und Felix zum Abendessen spontan zu meinen Großeltern gefahren und dort hatte es wohl angefangen zu gewittern. „Ich muss die Rentner reinholen, bevor es hier anfängt zu gewittern.", sagte ich und verzog wenig begeistert mein Gesicht.

Paul warf einen prüfenden Blick nach draußen, wo der Himmel sich zunehmend verdunkelte und der Regen immer stärker wurde. „Na dann. Ich hole meine Jacke."

„Du brauchst nicht helfen.", sagte ich und seufzte. „Du hättest mir schon bei diesem Kram hier nicht helfen müssen."

„Hätte ich nicht?" Er warf mir einen amüsierten Blick zu. „Ich kann dich beim nächsten Mal die Treppe runterfallen lassen, wenn du völlig überladen versuchst da hochzukraxeln."

„Als ob, Paul." Ich verdrehte die Augen, boxte ihn spielerisch gegen den Arm und wir gingen gemeinsam runter. Unten zog Paul zog sich seine Regenjacke über. Ich sparte mir das- ich war ohnehin längst nass. Ich schlüpfte nur in meine alten Stiefeletten, die ich nur noch für Stallarbeiten zog und spürte, wie Paul grinste.

„Schick. Die passen prima zum Kleid.", flachste er. „Eleganter Land-Look oder schon Stilbruch, man weiß es nicht."

„Klappe.", knurrte ich, aber er lachte nur.




Als wir die Haustür öffneten, hätte mir der Wind fast die Türklinke aus der Hand gerissen. Es zog wirklich ein Unwetter auf und dicke, schwarze Wolken türmten sich am Himmel. Immerhin donnerte es noch nicht.

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