Part 67

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Ich war zu mir rübergehetzt, hatte mich eilig angezogen, meine Haare gebürstet und meine Zähne geputzt und eilte keine zehn Minuten später Richtung Stall. Den Morgen hatte ich mir anders vorgestellt. Mehr so mit einem gemeinsamen Kaffee mit Paul, bei dem wir darüber hätten reden können, was in der Nacht eigentlich passiert war. Ich hatte ihn ziemlich überrumpelt und mich selbst gleich dazu. Bei dem bloßen Gedanken daran, kribbelte mein Gesicht. Geplant hatte ich das so auch nicht, was nicht hieß, dass ich unglücklich darüber war. Es war nur noch nicht in mein Bewusstsein gesickert und gerade nach diesem Kaltstart in den Tag fühlte es sich unwirklich an. Mein Kopf beschäftigte sich zudem parallel mit der Frage, wie ich meinem Vater glaubwürdig verkaufen konnte, dass Paul und ich einfach beim Film schauen eingeschlafen waren. So richtig gelogen war es nicht und ich war mir sicher, dass es niemanden wunderte, dass ich ab und zu bei Paul übernachtete. Dafür, dass man damit nicht rechnen konnte, waren wir einfach viel zu eng befreundet. Befreundet...Ich schüttelte den Kopf und versuchte, die Gedanken abzuschütteln, während ich eilig Donnis Putz- und Sattelzeug aus der Sattelkammer holte. Wenn es irgendwie ging, würde ich dem Gespräch einfach aus dem Weg gehen. Paul, der es noch vor mir in den Stall geschafft hatte, hatte das jedenfalls probieren wollen. Er hatte ziemlich schuldbewusst ausgehen, als er aufgelegt hatte. „Was hätte ich ihm sagen sollen, Kim? Der hat wohl vorher schon bei dir an die Tür geklopft und gemerkt, dass du nicht da bist." Stimmt- was hätte er sonst sagen sollen?



Ich sattelte gerade, als meine Mutter an mir vorbeieilte, aber für mehr als ein knappes „Morgen" schien entweder ihre Zeit nicht auszureichen oder die Neuigkeiten, dass mein Vater mich und Paul gleichzeitig mit einem Anruf aus dem Bett gescheucht hatte, waren noch nicht zu ihr durchgedrungen. Ich hoffte auf letzteres, trenste und ging mit Donni auf den Dressurplatz, um in Ruhe mit ihr ihre Aufbauarbeit absolvieren zu können.

Donni, die ihre Zwangspause stoisch ertragen hatte, schnaubte zufrieden sobald ich angetrabt war und stellte mir- ganz der alte Streber der sie war- einfach ihren Kopf hin, ohne dass ich überhaupt beabsichtigt hatte, sie richtig an den Zügel zu holen. Je mehr sie merkte, dass ich sie schon wieder nicht richtig arbeiten wollte, desto mehr Quatsch ließ sie sich einfallen. Erst fing sie in den vorderen Ecken an zu gucken, dann wurde sie trippelig und als auch das nicht zum Erfolg führte, rollte sie sich aufgeregt ein. „Donni.", seufzte ich, schob meine Hände vor und versuchte, sie auf dem Zirkel an meine Hand herantreten zu lassen. So anständig sie blieb, sie wusste in ihrer Kribbeligkeit nicht mehr wohin mit ihrer Energie und ich dachte darüber nach, ihr vielleicht doch ihr Futter zu kürzen. Bisher hatte sie sich so gut geschlagen, dass mir der Gedanke nicht einmal gekommen war. Ich hatte gerade zum Schritt durchpariert und die Zügel zumindest eine Handbreit länger werden lassen, als ich meinen Vater auf mich zukommen sah. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, die Arbeit einfach wieder aufzunehmen und furchtbar beschäftigt zu wirken, ließ es dann aber. Es würde eh nichts bringen. Schicksalsergeben hielt ich Donni an.



„Morgen, Papa.", sagte ich und versuchte mich an einem entspannten Lächeln.

„Morgen." Sein forschender Blick hätte mich rotwerden lassen- wenn ich nicht ohnehin von meinem ausgiebigen Sonnenbad am Vortag noch rot gewesen wäre. „Ausgeschlafen?"

„Ja, sorry." Schuldbewusst zog ich die Schultern hoch. „Kommt nicht wieder vor."

„Das habe ich schonmal gehört heute." Die Sorgenfalte auf seiner Stirn verhieß nichts Gutes und ich lächelte tapfer weiter.

„Ja, Vikings halt- super spannend. Solltet ihr dringend auch mal anfangen."

Er nickte langsam und schien für einen Moment heftig mit sich zu ringen, ob er aussprechen sollte, was ihm auf der Zunge lag. Donni zog mir unterdessen die Zügel aus den Fingern und schubberte sich hingebungsvoll ihr Maul an ihrem Bein. „Kim,", sagte er dann und verschränkte sichtlich unglücklich die Arme vor der Brust. „pass auf dich auf, ja?"

„Ernsthaft?" Ich hatte es schneller ausgesprochen, als ich darüber hatte nachdenken können. Der Versuch, die ganze Sache erstmal ruhig anzugehen und alles erstmal für uns zu behalten, erübrigte sich damit.

„Ich mag Paul, aber..."

„Es geht dich nichts an, was zwischen Paul und mir ist und ich brauche ganz bestimmt keine guten Ratschläge von dir. Spar's dir einfach und halte dich raus!"

Er seufzte leise. „Ich halte mich raus. Passe trotzdem auf dich auf."

Wütend sah ich zu ihm herunter. Mir war klar, worauf er anspielte: wie meine Mutter schon gesagt hatte war es niemandem verborgen geblieben, dass Paul kein Kind von Traurigkeit gewesen war. Sie hatte es seine kleinen Ablenkungen genannt. Ich wusste genauso davon wie alle anderen auch- und fand es unfassbar daneben, dass mein Vater sich herausnahm, das anzusprechen. Es ging ihn nichts an, mit wem Paul wann was gemacht hatte und es stand ihm noch weniger zu, mir deswegen zu raten, auf mich aufzupassen. Ungefragt und ohne zu wissen, was überhaupt wirklich zwischen uns war. „Halte dich da raus", wiederholte ich deswegen nur ziemlich kühl. „und lasse Paul in Ruhe."


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Mit dem falschen Fuß aufgestanden oder was ist da los? ;) 

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