Epilog
Pia
Meine Zähne klapperten, als ich aus meinem Auto stieg. Die Heizung war gestorben- vor dem Winter natürlich. Wer brauchte schon eine beschissene Heizung im Auto, wenn die Temperaturen sich dem Gefrierpunkt näherten? Mistkarre. Ich sollte das Ding verkaufen, bevor es mir die allerletzten Groschen vom Konto fraß. Gerade jetzt war das wirklich nicht drin. Der alte Mann, der angeblich mein Vater war, hatte seine Zahlungen mal wieder ausgesetzt. Ab und zu schien er ebenso große Zweifel wie ich an unserer genetischen Verwandtschaft zu bekommen und dieses Mal hatte selbst mein monatlicher Pflichtbesuch daran so wenig geändert, dass er das Spritgeld, dass er mir sonst beim Abschied zuverlässig zusteckte, in seiner Hosentasche behalten hatte. Immerhin hatte mir das erspart ein schlechtes Gewissen vortäuschen zu müssen, weil ich nicht zum Frühstück geblieben war. Auf dem Weg zu der mir fremden Haustür zog ich zitternd meine Schultern hoch und atmete in meinen Schal. Für Mitte Oktober war das wirklich ein kleiner, aber feiner Wintereinbruch. Die meisten Menschen in diesem Wohngebiet schienen das ähnlich zu sehen wie ich und verschanzten sich lieber in ihren Häusern als ihre Hunde und Kinder spazieren zu führen. Es war unerwartet still hier. Es war unerwartet spießig hier. Wobei...eigentlich nicht. Tief in seinem Herzen war Paul ziemlich spießig. Als ich vor der Haustür zum Stehen kam und einen Augenblick brauchte, um die Namensschilder zu inspizieren, schwang die Tür auf, bevor ich eine Chance gehabt hätte, den Klingelknopf zu drücken.
„Moin, Paul.", sagte ich trocken und gerade überrascht genug, um meine Augenbrauen hochzuziehen. „Ich hätte mich an deiner Stelle auch vermisst, aber du hättest wirklich nicht nach meinem Auto Ausschau halten müssen."
„Du selbstgefällige Kuh.", sagte er leise und drückte mir einen Kuss auf die Wange, bevor er mich in eine feste Umarmung zog, bei der ich den Boden unter den Füßen verlor.
„Paul...", protestierte ich, ohne dass es Auswirkungen auf seinen Klammergriff gehabt hätte. „Nur weil ich zum Frühstück komme, sind wir noch lange nicht wieder okay miteinander."
„Sind wir wohl." Er strahlte, als er mich absetzte und mir noch einen Kuss auf die Wange gab. Seine Bartstoppeln kratzten dabei an meiner Haut und nahm mir vor Kim zu fragen, womit er sie bestach, damit sie das tolerierte.
„Ich muss dir noch face to face den Kopf waschen.", erwiderte ich und zuppelte meine Klamotten zurecht. Das musste ich wirklich.
„Kannst du. Sooft du willst. Sobald du reingekommen bist." Er trat zur Seite, ließ mich ins Treppenhaus und ging mir voraus durch die geöffnete Tür geradeaus in seine Wohnung. Ich atmete durch, als mir die Wärme entgegen kam und ich erleichtert realisierte, dass mir vor meiner Rückfahrt ein paar frostfreie Stunden gewährt wurden. Außerdem...Ich schnupperte. Es roch verdammt gut.
„Bananenbrot.", wisperte er als Erklärung und ich folgte ihm durch einen aufgeräumten, hellen Flur in eine Wohnküche mit großer Fensterfront und Zugang zur Terrasse. Nicht schlecht, Herr Carstens, nicht schlecht. Die Wohnung hätte mein Budget sicherlich gesprengt. Allerdings traf das sogar auf mein WG-Zimmer zu.
„Du backst am Samstagmorgen Bananenbrot? Du passt dich wirklich an die Wohnlage an.", kommentierte ich, als er einen prüfenden Blick in den Backofen warf. „Wann bist du dafür aufgestanden? Ich..." Ich verstummte, als Paul mit einem Blick Richtung Flur einen Finger an seine Lippen legte. Fragend hob ich die Schultern.
„Kim schläft noch.", sagte er leise und er lächelte viel breiter, als er eigentlich wollte. Ich sah ihm an, wie er versuchte, seine Euphorie irgendwie unter Kontrolle zu kriegen.
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Auftauchen
Teen FictionIch ertrinke. Ich ertrinke in endloser Tiefe, In endloser Aufrichtigkeit. Ich will Auftauchen. Will ich? Kim Feldmann ist 19 Jahre alt und kehrt nach der abgeschlossenen Bereiterausbildung auf den elterlichen Hof zurück. Dort erwarten sie nicht nur...