Part 90

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„Es ist kein Thema mehr.", sagte Pia flehentlich. „Paul, versprochen. Ich habe mich einfach nur gefragt, ob manches anders gekommen wäre."

„Wahrscheinlich." Paul klang skeptisch und so, als sei er drauf und dran, sie rauszuwerfen.

Pia seufzte und stand auf, ich hörte ihre nackten Füße über den Boden tapsen. „Ich verspreche es dir. Ich komme nicht zwischen dich und Kim. Aber schicke mich nicht weg, nicht, nachdem das Drama endlich vorbei ist. Ich habe dich lieb. Ich habe Kim lieb." Das Geräusch ihrer Schritte verstummte. „Bitte, Paul.", flüsterte sie.

„Als ob ich dich rausschmeißen würde.", brummte er in die Dunkelheit.

„Das würdest du, wenn ich mich zwischen dich und Kim stellen würde.", sagte Pia leise. „Ich bin nicht blöd. Ich war schon immer die bessere Freundin und Kim...Kim wohl immer der Hauptpreis. Das Mädchen, das du haben und das Leben, das du führen willst in einem." Sie klang bitter, als sie das sagte und ich war mir nicht sicher, was wirklich hinter dieser Bitterkeit stand.

„Ich liebe sie, Pia, wirklich."

„Ich weiß. Und wenn es klappt, dann erfüllt sich dein Lebenstraum."

„Das hat nichts damit zu tun.", sagte Paul so leise, dass ich ihn kaum hören konnte. Es klang wie ein Versprechen an ihn selbst.

„Das hoffe ich für euch beide. Ganz im Ernst." Sie sagte es abschließend und aufrichtig. Paul seufzte leise. Ich hoffe, dass er genickt hatte.

Ich nutzte die eintretende Stille, um mich demonstrativ zu strecken. Ich hielt es nicht mehr aus. Mir war klar, dass ich ein Gespräch mitgehört hatte, dass die beiden so niemals geführt hätten, wenn sie gewusst hätten, dass ich wach gewesen war. Das Gespräch war auf eine Art so intim, so vertraulich gewesen, dass ich mich dafür schämte, zugehört zu haben. Nicht wegen des Gesprächs über Viktor und Pia, aber wegen allem, was ich danach gehört hatte. Mir war schwummerig und ich versuchte, das Gehörte einzuordnen. Jenny und Paul, die locker über seine Gefühle für mich plauderten. Pia, die Viktor viel dringender verlassen sollte, als ich angenommen hatte. Pim und Pia. Ich liebe sie, Pia, wirklich. Mir wurde heiß. Das war ein Wort. Es fühlte sich falsch an, mitangehört zu haben, dass er das über mich zu Pia sagte, bevor er es mir gesagt hatte. Vermutlich lange, bevor er es mir sagen würde und sicher noch viel länger, bevor ich es ihm sagen würde. Wann war das bitte passiert? Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter.

„Da wird ja doch jemand wach.", sagte Pia laut. „Hast noch zwanzig Minuten, Kim, dann musst du singen."

Paul lachte. „Happy Birthday geht auch im Halbschlaf, kein Stress jetzt."

Ich schlug die Augen auf und setzte mich bewusst langsam auf. Mir war kalt in meinem dünnen T-Shirt. Pia und Paul standen neben der Küchenzeile voreinander, einen halben Meter voneinander entfernt. Pia drehte sich langsam zu mir um, ehe sie den Lichtschalter drückte und das Zimmer in helles Licht getaucht wurde.

„Danke, Pia.", murrte ich und kniff die Augen zusammen.


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Pia und Paul spülten die Gläser, während ich in meine Wohnung ging, mir dort einen warmen Pullover überstriff, meine Zähne putzte und mein Bett für Pia frisch bezog.

„Dann habe ich wenigstens meine Ruhe heute Nacht.", hatte sie grinsend gesagt, als wir uns darauf geeinigt hatten, dass sie in meiner Wohnung übernachten würde. Sie hatte recht gehabt, als sie davon gesprochen hatte, dass es diese Pia-Kim-Paul Kombination, wie sie es früher gewesen war, nicht mehr geben würde. Ich quartierte sie gerade aus, weil es komisch gewesen wäre, wenn sie bei Paul geschlafen hätte. Und weil ich vor Eifersucht getobt hätte. Nach dem Gespräch von eben erst recht. Auch, als ich zu den beiden zurückging, als Pia und ich um Punkt Zwölf das Geburtstagsständchen anstimmten und Paul mich danach vor ihren Augen in den Arm nahm und mir einen flüchtigen, fast befangenen Kuss gab, drehte mein Kopf sich weiter.

„Alles Gute zum Geburtstag.", sagte ich, während ich ihm in die Augen sah und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, was ich gehört hatte. Er liebte mich. Meine Eingeweide fühlten sich an wie zu einem großen Knoten zusammengedreht. Es war, als schraubte dieser Satz, den er nie zu mir gesagt hatte, plötzlich die Erwartungen hoch. Die vermeintliche Unverbindlichkeit, die es ohnehin nicht gegeben hatte, war jedenfalls mit diesem Satz gestorben.


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Erst, als Pia sich um viertel vor eins ins Bett verabschiedet hatte, als ich in der Dunkelheit zu Paul ins Bett kroch und er mich unter der Decke in seinen Arm zog, drehten meine Gedanken sich langsamer.

„Ich hoffe, dein Tag endet besser als er angefangen hat.", hörte ich ihn nur Zentimeter neben meinem Ohr sagen.

Ich bemühte mich um ein leises Lachen.

„Das mit deinem Vater und mir renkt sich wieder ein. Das braucht einfach nur Zeit. Mache dir keine Sorgen deswegen, okay?"

Ich spürte seine Lippen in meinem Nacken und nickte langsam. „Bestimmt."

„Du bist so still."

„Nur müde." Müde und durcheinander.

„Dann schlaf gut." Noch ein Kuss in meinen Nacken, einer auf meine Wange, dann ließ er seinen Kopf aufs Kissen sinken, schob seine Hand in meine und war eingeschlafen. Währenddessen lag ich wach und lauschte schlaflos, dieses Mal immerhin nur seinem Atem. 



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Ich würde sagen, Kim ist nicht so richtig überzeugt von ihrer Lauschattacke. 

Wer teilt ihre Gedanken und hätte jemand andere? 😉

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