7. Fragen

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Er saß in seinem Büro und korrigierte Aufsätze von Erstklässlern. Zum Leidtragen der selbigen war es eine Ablenkung für ihn, eine Ablenkung von Gedanken die sich um eine kleine Hexe drehten. Die Pergamente waren von der roten Tinte regelrecht durchtränkt (er hätte sie auch gleich rot einfärben können) und seine Schrift war sehr sehr weit von ‘leserlich‘ entfernt. Es war eine Art von Qual für ihn, die Unwissenheit und das Desinteresse für sein Fach schmerzten ihn und waren beleidigend.

Hermine saß etwas abgelegen vom Schloss im Gras und weinte. Sie konnte nicht ganz fassen, was eben passiert war. Seit sie in Hogwarts war, hatte sie erkannt, dass Snape kein gerade freundlicher und umgänglicher Zeitgenosse war, aber derart ausgerastet... 

Nein, Hermine. So hast du ihn noch nie erlebt. Warum hat er eine solch giftige Zutat auch in dem Lagerraum stehen? Von dort holen wir jedes Mal unsere Zutaten... wenn es so gefährlich ist, warum stand es da? Und warum musste ausgerechnet ich die verdammte Flasche fallen lassen? Vielleicht sollte ich wirklich keine Hexe werden ...

Da meldete sich eine kleine Stimme in ihrem Kopf. ‘Hallo? Hast du sie noch alle? Wenn, dann war das seine Schuld! Er hat dich dazu verdonnert, dort aufzuräumen! Er hat das Zeug da rumstehen lassen! Er hat dich erschreckt! Er hat dich zusammengefaltet wie einen Papierflieger! Er ist doch an ALLEM Schuld.Und wer hat ihm erlaubt, über dich zu urteilen?‘

Eigentlich hatte die Stimme Recht. Aber warum trafen sein Zorn, seine Wut, seine Aggressionen ... und was sonst noch für negative Gefühle ... ausgerechnet sie?

‘Halt! Snape ... Gefühle? Das geht nicht zusammen in einem nicht verneinten Satz. Er weiß vielleicht gerade mal aus einem Buch, wie man das schreibt!‘ 

Schlauer Geist, schlaue Stimme .. aber irgendwie nervte diese Stimme Hermine.

Er war fertig mit Korrigieren und nicht eine Pergamentrolle war noch halbwegs normal  ... na ja weniger rot. Es war keine gute Ablenkung gewesen, seine Gedanken hatten ihn schnell wieder eingeholt.

Sie saß da, genauso wie nach Malfoys Ausraster ... sie hat eben so gezittert und gewimmert .... eben so als wäre sie eine Kopie ihrer selbst ... und ich war daran Schuld. Wie konnte .... 

Wieso war das Gift dort? Es ist immer in meinem privaten Labor. Immer. 

Er sprang vom Stuhl auf und dieser kippte um und kam mit einem lauten Knall auf dem Boden auf. Er flog regelrecht in die Klasse und in den angrenzenden Lagerraum, in welchem er das Acromantulagift im Regal hatte stehen lassen. Allerdings war das Gift verschwunden. Weg.

Na klasse, Hermine. Es wird dunkel ... Ron und Harry suchen wahrscheinlich schon das halbe Schloss nach dir ab und du sitzt hier und heulst.

Nicht, dass sie keinen Grund dafür gehabt hätte ... richtig, SNAPE.

Vor Schreck wäre sie fast in Ohnmacht gefallen, als sie das mitfühlende Mauzen einer Katze neben sich vernahm. Die Katze sah sie fragend an und Hermine beruhigte sich langsam wieder.

„Bei Merlins Bart, du hast mich ja fast zu Tode erschreckt! Aber dafür scheine ich ja ein prima Opfer zu sein.“, sagte sie, als sie ihre Hand ausstreckte, um die Katze zu streicheln.

Die Katze ging jedoch ein paar Schritte zurück, ehe sie ihren Kopf gegen Hermines Hand stieß.

„Ja. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich verhexe dich nicht ... das würde ich lieber mit einer ganz anderen Person machen.“, erklärte sie. Dabei strich sie der Katze leicht übers Fell.

„Sieh mich nicht so fragend an. Das ist wohl dein Lieblings-Blick, hmm? Ich meine Professor Snape. Er ist  ...  ich weiß nicht, eben hat er mich auch fast zu Tode erschreckt, scheint ihm ja außerordentlich Spaß zu machen... so oft wie er das macht.

7 Jahre bis zum Glück oder Sturheit und Liebe das dauert...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt