38. Flucht, Krallen und Vermutungen

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Kapitel 38

"Flucht, Krallen und Vermutungen"

Ihm entglitten zum ersten Mal seit Jahren sämtliche Gesichtszüge und er war sprachlos. Allein der Hustenanfall, den er wieder hatte,  weil er sich vor Schreck wieder verschluckt hatte, brachte ihn dazu, ein paar gequälte Laute von sich zu geben.

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...Sie...?... Sie hat... Nein!...

Er war fassungslos, aber hatte es immerhin endlich geschafft, den Husten zu unterdrücken. Er hatte Mühe, seine unnahbare Maske wieder aufzusetzen und Hermine nicht unentwegt erstaunt anzustarren. Er räusperte und straffte sich kurz. Er hatte keine Lust, irgendetwas zu erklären... nicht dass er es hätte erklären können.

Er stand auf, ging zum Schrank, nahm sich seine Sachen heraus und verschwand im Badezimmer. Die Tür flog lautstark zu. Das Frühstück war für ihn beendet, ehe es richtig angefangen hatte.

Hermine verfolgte ihn mit ihrem Blick, ihr entging nicht die kleinste seiner Bewegungen. Als er die Tür hinter sich schloss starrte sie auf das Tablett, welches vor ihr schwebte.

... Was ist hier eben passiert?... 

Sie war nicht minder verwirrt als Snape, aber sie machte sich keine Mühe, dies zu verstecken. Dann berührte sie mit ihren Fingerkuppen leicht ihre Lippen.

... das war peinlich... wie konnte ich nur? Ich habe mir mit ihm ein Brot geteilt, wir haben vom selben Brot gegessen... das mache ich nicht mal mit den Jungs... 

Er hat mich gefüttert?!... Wer ist dieser Mann?... Er ist freundlich... so lieb... sanft und witzig... er sieht gut aus... WAS hat er mit Snape gemacht? Hat Professor Snape einen Zwillingsbruder?... DAS kann unmöglich Professor Snape sein...

Hermine nahm einen Schluck von ihrem Kürbissaft und stellte den Becher wieder zurück aufs Tablett. Dann nahm sie sich das Glas mit Kirsch-Marmelade und sah es sich genau an.

Sie drehte das Glas in ihrer Hand und hielt es in das schwache Sonnenlicht, dann roch sie daran.

... man kann sogar den zarten Rosenduft wahrnehmen... aber er ist wirklich nur sehr schwach... Ich hätte gar nicht gedacht, dass er so gern Marmelade mag, dass er sie sogar selbst einkocht... aber es ähnelt ja dem Tränke-Brauen....seine Marmelade ist auch nicht so überzuckert, sie schmeckt einfach nur lecker...

Sie stellte das Glas zurück und nahm sich ein Brot, legte es auf ihren Teller und versuchte es zu bestreichen – was sich als schwerer als gedacht herausstellte. Es war ein ziemlich schwieriges Unterfangen und zum Scheitern verurteilt.

Snape stand schon eine Weil in der Badezimmertür und beobachtete sie. Es amüsierte ihn, wie kläglich ihre Versuche waren. Er hatte unter der Dusche beste Verdrängungsarbeit geleistet und den Vorfall, welcher ihn hatte fliehen lassen, weit und sehr tief in sich verbannt.

„Kläglicher Versuch, Granger!“, schnarrte er und seine Stimme war wieder so wie immer, eiskalt und emotionslos und enthielt bestenfalls Zynik, Sarkasmus oder Wut. 

Hermine sah erschrocken zu ihm, aber senkte sofort wieder ihren Blick, als sie den seinen traf. Sein Blick war eiskalt, er trug wieder die unnahbare Maske und das Schwarz seiner Augen wirkte tödlich für jedes Lächeln.

7 Jahre bis zum Glück oder Sturheit und Liebe das dauert...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt