Kapitel 190
Harry sah auf die junge schlafende Frau vor sich. Es tat ihm sehr weh, sie so zu sehen. Er wusste genau, dass sie etwas verschwieg, doch es ließ sich ihm einfach nicht erschließen, was es sein könnte. Vorsichtig schob er seine Arme unter sie und hob sie hoch – eigentlich nur, um unter ihr aufstehen zu können – doch er stellte mit bitterem Erstaunen fest, wie leicht sie war und behielt sie auf seinen Armen, trug sie in eines der leeren Zimmer. Unbewusst brachte er sie in das Zimmer, welches sie sich schon einmal mit Ginny geteilt hatte und legte sie sogar auf das Bett, welches sie damals hatte. Er blieb noch einen Moment neben ihr auf dem Bett sitzen und deckte sie zu. Die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben. Hermine hatte sich schrecklich verändert, doch es war nicht verwunderlich.
„Der Krieg hat uns alle so viel gekostet und es wird sicherlich alles andere als leicht für uns, wieder normal leben können.“, wisperte er. Dann stand Harry auf und ging in Sirius‘ altes Zimmer, er hatte es sich als Zimmer ausgesucht und bezogen. Er lag noch lange wach und dachte nach. Er erinnerte sich an den ersten Tag, an dem er seinen Brief bekam und wie Onkel Vernon ihm ihn weggenommen hatte. Er erinnerte sich an die Schlange im Zoo und an seine Anfänge in der magischen Welt. Damals hätte er es nie für möglich gehalten, dass es so kommen würde wie es nun passiert war. Langsam mischte sich ein bitteres Gefühl bei, denn er kam zu den ersten Erinnerungen, die er von Snape hatte und nun sah er einiges viel klarer als zuvor.
…Snape hat den Stein damals wirklich zu schützen versucht… er wusste nicht, dass Voldemort in Quirrils Körper war… Er war zwar nie freundlich zu mir, aber er hat mich nie in Gefahr gebracht… Er hatte damals wirklich Angst, Remus könnte mich in seiner Werwolf-Gestalt töten… Hermine hatte die ganze Zeit über Recht… So feindlich war er uns nie gesinnt und er hat längst nicht getan, was er hätte tun können, wenn er mir wirklich hätte schaden wollen… Was würde ich nicht dafür geben, mich bei ihm entschuldigen zu können…
Harry drehte sich zur Seite und löschte das Licht. Er hatte keine großen Probleme, einzuschlafen, doch schenkten ihm viele Bilder einen unruhigen Schlaf. Hermine ging es ähnlich und es dauerte nicht lange, dann fand sie sich auf dem Boden wieder. Harry, der verschiedenste Geräusche im Haus gewohnt war, wachte nicht auf. Die junge Frau saß perplex am Boden und sah sich um – es dauerte etwas, bis sie sich zurechtgefunden hatte und ihre Atmung wurde wieder ruhiger. Doch ihr Blick wurde tieftraurig, als sie erkannte, in welchem Zimmer des Hauses sie war. Automatisch erinnerte sie sich an den Vorfall mit Snape im benachbarten Badezimmer. Schamesröte zog über ihre Wangen, dann rollte eine Träne darüber. Sie hatte Angst vor den Erinnerungen, die noch aufleben könnten und wie befürchtet kamen weiter Erinnerungen in ihr auf. Sie erinnerte sich an ihren Ausflug mit Snape in die Winkelgasse. Ein Schauer jagte über ihren Rücken, als sie an Lucius Malfoy dachte. Seine Worte waren unter aller Würde und selbst eine Prostituierte wäre über seine Worte mehr als pikiert gewesen. Hermine wischte ihre Tränen fort und stand vom Boden auf, verließ das Zimmer. Vor ihrem geistigen Auge kam ihr Sirius entgegen und sie sah sich selbst, klatschnass vor der Badezimmertür stehen. Hermine wollte die Erinnerung verdrängen, doch so recht gelang es ihr nicht und sie lief die Treppen hinunter, direkt in die Küche – dort hatte sie keine Erinnerungen an Severus. Harry wurde von dem Gepolter auf den Treppen wach. Senkrecht saß er im Bett, den Zauberstab fest in seiner Hand sah er sich um. Er konnte nicht zu 100% sicher sein, dass es Hermine gewesen war, die nur die Treppen hinuntergegangen war – zumal er bezweifelte, dass sie wach geworden sei. Leise schlich er aus seinem Zimmer und ging durch das Haus. Er legte Zauber über sich, sodass man ihn weder sehen noch hören würde. So stieg auch er die Treppen hinab und sah sich um, jedoch hörte er keine Geräusche mehr. Etwas verunsichert sah er sich um und fragte sich, ob es nicht doch bloß eines der üblichen Geräusche war, die er gehört hatte. Kreacher war es nicht, denn dieser lag unter der Treppe in seinem Korb – mehr wollte er nicht, war von den Blacks ja nicht einmal Stroh oder ähnliches gewohnt. Gerade als Harry wieder nach oben gehen wollte, hörte er ein leises Schluchzen aus der Küche. Alarmiert ging er zur Tür und sah durch den schmalen Spalt, welcher offen gelassen wurde. Er sah nur eine Person gekrümmt auf einem der Stühle sitzen. Lautlos schlich er hinein. Niemand sonst war dort und die wirre Mähne kannte er gut, denn nach dem Schlafen sahen Hermines Haare oft verboten zerwühlt aus. Langsam gab er sich zu erkennen, schlich vorerst zurück zur Tür um anzuklopfen. Hermine schreckte zusammen und neben Harry schoss ein Zauber in den Türrahmen, bzw. hindurch und in die gegenüberliegende Wand. Erschrocken darüber, dass es ja Harry war, ließ Hermine den Zauberstab fallen und zitterte plötzlich. Harry entzündete ein paar Kerzen auf dem Tisch und setzte sich zu ihr, sammelte ihren Zauberstab auf und legte ihn auf den Tisch, seinen daneben.
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7 Jahre bis zum Glück oder Sturheit und Liebe das dauert...
FanfictionHermine und Snape - gegensätzlich wie Tag und Nacht... oder auch nicht? Beide sind stur und das nicht gerade wenig. Was passiert, wenn Sturheit auf Liebe trifft... Sieben Jahre, sieben interessante Jahre und das nicht nur für Miss Granger und Profes...