134. Sonnenschein und dunkle Wolken

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Kapitel 134

Hermine war vor ihm wach und wunderte sich wenig über ihre Schlafposition. Er lag hinter ihr und ein Arm lag um sie geschlungen, auf dem anderen, dem linken, lag ihr Kopf. Sie spürte seinen Oberkörper in ihrem Rücken, jedes Mal, wenn er einatmete. Sie sah über seinen Arm und entdeckte ein Stück des Dunklen Mals, denn der Ärmel war verrutscht – sie schob ihn nun bis zu seinem Ellenbogen zurück und einen kurzen Moment jagte ihr das Mal einen Schrecken ein. Aber sie fing sich schnell wieder, denn es war immer noch Snape und niemand anderes. Sie wusste, dass er jedes Mal zusammenschreckte, wenn sie das Mal zufällig, unbeabsichtigt berührte. Vorsichtig streckte sie ihre rechte Hand aus und sah selbst, wie sie zitterte. Sanft kamen ihre Finger auf seinem Handgelenk zu liegen. Sie spürte immer noch seinen ruhigen, gleichmäßigen und unveränderten Atem und zögerte nun nicht länger. Ganz zart strich sie mit ihren Fingerkuppen über das Dunkle Mal, spürte, dass es sich leicht von der Haut abhob, wie eine Narbe. Leicht zog sie es nach.

„Ist es nicht schlimm genug, dass ich es trage und Sie es sehen müssen?", fragte er dann plötzlich und seine Stimme klang verbittert, fast wütend. Hermine schreckte zusammen, drehte abrupt ihren Kopf zu ihm und war seinem Gesicht damit so nah, dass sie sich nur noch ein Stückchen hätte bewegen müssen und sie würde ihn küssen.

„Warum haben Sie das getan?", verlangte er zu wissen und sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut, er sprach es fast gegen ihre Lippen. Hermine spürte, wie sehr es ihm missfiel.

„Ich weiß es nicht. Ich wollte es sehen. So sehr Sie es auch bereuen, es gehört jetzt zu Ihnen. Es...", erklärte Hermine, doch brach ab, denn sie suchte die richtigen Worte. Er wurde ungeduldig, verfluchte sich selbst, dass er sie hatte gewähren lassen, denn er war wach geworden als sie den Stoff zurückgeschoben hatte.

„WAS?!", herrschte er sie nun etwas grob an und sie zuckte abermals leicht zusammen. Keinen Augenblick später tat es ihm Leid, denn er sah in ihre Augen. Er fühlte sich so fehl am Platz – und das in seinen eigenen 4 Wänden, in seinem Schlafzimmer, in seinem Bett.

„Es passt nicht dorthin... es... passt nicht zu dem Menschen, den ich langsam kennen lerne... Aber wäre es nicht dort, dann... wäre mein Wissen eine Lüge...", erklärte Hermine dann leise. Er blieb stumm. Die Worte drehten sich in seinem Kopf und er verfluchte sich abermals. Dieses Mal jedoch für alles.

... Sie ist mir zu nahe gekommen... Das hätte nie passieren dürfen! ... Sie hätte niemals so viel über mich erfahren dürfen... Sie... Ich habe mich viel zu sehr an sie gewöhnt... Sie kommt noch vor dem Frühstück hier raus...

Er stand abrupt auf, nahm sich neue Kleidung mit und verschwand ins Bad, schloss die Tür hinter sich. Hermine sah ihm hinterher. Ihr Mut entpuppte sich als Übermut und sie sah ihm nun traurig hinterher, fixierte die Tür mit ihrem Blick.

... Du Vollidiotin! ... Was hast du da nur wieder gemacht?! ... Du hast dich so gut mit ihm verstanden, natürlich wäre das vorbei gewesen, sobald du diese Räume verlassen hättest... aber nicht so... Irgendetwas muss ihn tief verletzt haben, so tief, dass die Wunden noch nicht verheilt sind. Aber es würde mich auch nicht wundern, würde er sie selbst immer wieder aufreißen, um sich daran zu erinnern... Severus Snape, was hat man dir nur angetan? ....

Im gleichen Moment kam er zurück aus dem Bad und war fertig angezogen und geduscht, zu Hermines Erstaunen, um nicht zu sagen, Entsetzen, trug er seine Maske, verschloss sich ihr, so gut es ihm möglich war. Etwas in Hermine zersprang, klirrte wie eine zerschlagene Scheibe. Es war die gläserne Hoffnung, ihn erreicht zu haben. Aber sie stellte nun traurig fest, dass er ihr nicht vertraute, es – warum auch immer – nicht konnte. Sie sah ihn nicht an und er nahm es als Triumph hin, dennoch tat es ihm irgendwo weh.

7 Jahre bis zum Glück oder Sturheit und Liebe das dauert...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt