189. In deinen Armen zur Ruhe

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Kapitel 189

Die junge Frau wusste nicht, wie lange oder nicht lange sie auf der Terrasse stand, doch das plötzliche Knallen der Haustür ließ sie zusammenschrecken. Mit gezücktem Zauberstab und schnell atmend drehte sie sich um und beobachtete ihre Umgebung. Es dauerte verhältnismäßig lange, bis ihr Verstand ihr bedeutete, dass es nur der Wind war: durch die Zugluft war die Tür ins Schloss gefallen. Ein tiefes Ausatmen ging von ihr aus, dann legte sie mehrere Zauber über das Grundstück und spezielle Schutzzauber über das Haus. Hermine nahm sich vor, das Haus zu lüften und in Ordnung zu bringen – sie wollte es schön haben. Das redete sie sich zumindest ein, denn sie gestand sich selbst nicht ein, dass sie das alles auch oder vorranging nur tat, damit sie abgelenkt war. Sie war sehr sorgfältig und so dauerte es den ganzen Tag, bis sie fertig war. Erschöpft und zufrieden sank sie abends in einen Sessel auf der Terrasse. Die Sonne ging gerade unter und malte ein bezauberndes Bild vor ihr, doch sie hatte keine Augen dafür, denn ihre Erinnerungen und Gedanken holten sie ein.

…. Manche Menschen sind wie Bücher… Du befindest dich also in einer riesigen Bibliothek und es gibt einfache und schwere, dicke und dünne Bücher, manche von ihnen sind sogar vielleicht verboten. Jedoch reizen uns gerade die schwierigen unter ihnen. Jene, die ihre Wahrheit gut verborgen in sich tragen. Man muss zwischen den Zeilen lesen und doch weiß man nie genau, wann man Wahrheit liest und wann Lüge…

Vor ihrem geistigen Auge sah sie Dumbledore, wie er damals mit ihr gesprochen hatte. Sie hatte in dem Zusammenhang recht schnell verstanden, dass er damit Severus gemeint hatte. Ihre Erinnerung ging weiter.

… „Er hat uns eingesperrt!“… „So etwas macht dieser vermaledeite Zuckerjunkie schon mal – vielleicht können Sie sich vorstellen, wie es ist, für ihn zu arbeiten?“… „Wie kommen wir jetzt wieder hier raus?“… „Vermutlich ein Rätsel – er liebt solchen Unsinn.“… „Hören Sie endlich auf, zu lächeln! Sonst ist es nichts Besonderes mehr!“… „Ich… ich habe es mir gewünscht, als ich die Kerzen ausgepustet habe… Ich habe mir gewünscht, Sie noch einmal so lächeln zu sehen.“…

Ein Schmunzeln versuchte, sich auf ihren Lippen zu zeigen, doch es war nur eine Träne, die aus einem Augenwinkel rann. Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie deutlich es damals schon für Dumbledore gewesen sein musste – ohne seine sicherlich zahlreichen Eingriffe, wären Severus und sie sich niemals so nahe gekommen.

„Sie wollten ihm Glück schenken, aber woher waren Sie nur so sicher, dass ich die Richtige war? Severus wird Sie sicherlich oft dafür verflucht haben, dass er mich am Hals hatte und schließlich mit solchen Gefühlen konfrontiert war. Ich bin Ihnen dafür dankbar, dass ich Severus so kennen und lieben lernen durfte. Nie hätte ich geglaubt, dass ein Mann wie er, mir eine solch tiefe Liebe hätte zeigen können.“, murmelte Hermine in die leichten Brisen, welche sie umwehten. Ein Rufen ließ sie sich umsehen – konnte es sein? Tatsächlich. Sie sah ihn immer deutlicher, ganz in schwarz. Es dauerte nicht lange und er saß unmittelbar vor ihr. Zaghaft streckte sie ihre Hand nach ihm aus und er schmiegte sich daran.

„Du bist wieder bei mir…“, wisperte sie und strich dem Adler sanft übers Gefieder. Gregorio freute sich und Hermine ging ins Haus, holte eine Schale Wasser und stellte sie auf den Tisch. Der schwarze Adler schien mehr als glücklich, wieder bei Hermine zu sein.

„Dein Herr ist tot, weißt du… Du bist nun frei und kannst fliegen, wohin du nur willst – nichts hält dich mehr.“, sagte Hermine. Ihre Stimme war voller Wehmut und Bitterkeit. Gregorio legte den Kopf schief, kam dann näher zu ihr und drückte seinen Kopf an ihre Hand. Gerade so, als wollte er ihr mitteilen, dass er nun bei ihr bleiben würde. Die junge Frau lächelte kurz. Auch wenn der Adler sie wohl mehr als vieles andere an seinen Herren erinnern würde, war sie darüber froh, ihn zu haben, denn sie hatte das Tier lieb gewonnen.

7 Jahre bis zum Glück oder Sturheit und Liebe das dauert...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt