166. Die letzte Ehre oder so ähnlich

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Kapitel 166

Es war Zeit fürs Mittag und Hermine ging zurück ins Schloss und begegnete vor der Halle ihrer Professorin, wollte eigentlich nur schnell an ihr vorbei, doch Minerva hielt sie vorsichtig zurück, Ron und Harry kamen gerade auf sie zu.

„Miss Granger, es tut mir sehr Leid und ist mir wirklich äußerst unangenehm… das ist mir noch nie passiert… ich… weiß nicht, was über mich gekommen war.“, entschuldigte Minerva sich und Hermine lächelte matt, nickte leicht. Sie sah ihrer Professorin an, dass es ihr unangenehm war und es ihr aufrichtig Leid tat. Harry sah fragend zu Ron, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.

„Ich schätze, ich kann Sie verstehen, Professor. Es ist einfach so verdammt viel passiert.“, sagte Hermine leise und legte ihre Hand zart auf den Arm ihrer Professorin. Minerva sah etwas unbeholfen aus und nickte schließlich, dann ging sie in die Große Halle und versuchte, sich so gefasst wie irgend möglich zu geben, aber leicht fiel es ihr nicht. Harry und Ron schlossen zu Hermine auf an sahen sie fragend an. Hermine lächelte matt, ihr Gesicht war so verschlossen wie es das von Snape sonst war, nur dass sie keine Ablehnung und Kälte ausstrahlte. 

„Kommt, lasst uns reingehen.“, schlug Hermine dann vor und die beiden folgten ihr schweigend. Wieder war die Halle nicht der laute, fröhliche Ort, sondern erfüllt von Stille und gedrückter Stimmung. Selbst die Slytherins konnten dem Machtgewinn Voldemorts nichts Positives abgewinnen, zudem waren viele bestürzt, dass Draco ein Todesser war. Eigentlich war so viel da, worüber man hätte sprechen können oder vielleicht sogar müssen, aber es ging irgendwie nicht, denn dafür konnte sich niemand begeistern. Minerva stieß ein paar Mal an ihr Glas und die Schüler sahen zu ihr, sie erhob sich und sah in die Gesichter der jungen Magier und Hexen, zumindest sah sie die, die noch nicht von ihren Eltern nach Hause geholt worden waren.

„Wie Sie alle wissen, war geplant, dass Sie die Schule bereits morgen verlassen und damit das Schuljahr beenden, allerdings habe ich entschieden, dass Sie, sofern Sie es wollen, der  Beerdigung von Professor Dumbledore beiwohnen dürfen, die morgen am See stattfinden wird.“, erklärte McGonagall und verließ die Halle. Ihre Trauer und auch all die anderen Gefühle übermannten sie erneut und sie floh regelrecht in ihre Räume. Viele Schüler senkten traurig den Kopf, denn die meisten mochten den Schulleiter, auch wenn niemand außer Harry, Ron und Hermine derartig viel Kontakt zu ihm hatte. Hermine und Ginny sahen einander an, beide sahen und wussten genau, wie es Harry ging. In ihm loderte Wut, enorme Wut auf Severus Snape und nicht wesentlich geringer auch auf Draco. Zugleich nahm die Trauer um Dumbledore ihm die Kraft, seine Wut lange aufrecht zu erhalten. Die beiden jungen Frauen wussten genau, dass es zwar schmerzvoll, aber ebenfalls besser wäre, würde Harry nicht blind vor Wut etwas Unüberlegtes tun. Hermine überlegte, ob und wenn ja, wie sie Harry und Ron beichten sollte, was zwischen Snape und ihr passiert war. Sie war sich jedoch ziemlich sicher, dass Harry nicht sehr gut damit umgehen könnte, um nicht zu sagen, völlig ausrasten würde und dann würde es verdammt gefährlich werden – für sie alle.

*

Minerva war früh wieder aufgestanden, um genau zu sein, hatte sie eigentlich gar nicht geschlafen, lediglich ein paar Stunden gedöst, doch richtiger, erholsamer Schlaf wollte sich auch trotz einem Trank nicht einstellen. Nun bereitete sie alles für die Beerdigung vor. Es kostete sie viel Kraft, nicht wieder in Tränen auszubrechen, aber das war sie Albus auf jeden Fall schuldig, er sollte eine würdevolle und schöne Beerdigung haben, so hätte er es gewollt. Dabei wunderte sie es, dass das Ministerium sein Testament zurückhielt und auch sein Büro durchsuchen wollte, wobei letzteres erfolglos war – was sie jedoch nicht wunderte. Albus war durchaus in der Lage gewesen, etwas magisch zu schützen, so lange er es wollte und das selbst bis weit über seinen Tod hinaus. Sie war gerade fertig, als Fawkes neben ihr auf dem Tisch, wo nachher Albus liegen würde, landete und traurig zu ihr blickte. Er drückte seinen Kopf leicht gegen ihre Hand und für einen Moment umspielte ein leichtes Lächeln ihre Lippen. Dann erhob der Phönix sich wieder in die Lüfte und sang sein Lied weiter. Minerva sah sich noch einmal um, alles war perfekt. Sie ging ins Schloss zurück, jedoch eher langsam und bedächtig. Wenn man sie beobachtete, wirkte es, als müsste sie darauf achten, nicht über einen Gedanken oder ein Gefühl zu stolpern. 

7 Jahre bis zum Glück oder Sturheit und Liebe das dauert...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt