85. Mit Verwunderung anzusehen

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Kapitel 85

„Nnneeeeiiiiinnnn!", schrie Hermine und wehrte sich verzweifelt gegen die Hand, die sie festhielt, schlug sie von sich, kratzte und wand sich hin und her, ihr Gesicht war schmerzvoll verzogen und sie wisperte wieder und wieder etwas, dass er nicht verstand, wenn sie nicht gerade schrie.

„Ganz ruhig... Ssssscccchhhh... ist ja gut. Alles in Ordnung, Hermine, wachen Sie auf.", redete er sanft auf sie ein. Sie hatte ihn hochgeschreckt, als sie angefangen hatte, zu schreien. Er vermutete sofort, dass sie einen Alptraum hatte und lief zu ihr, um sie zu wecken. Sie lag bereits auf dem Fußboden, wild in die Decke verstrickt und so wie es aussah, hatte sie die Tischkante getroffen. Er kniete neben ihr und versuchte nun, sie zu beruhigen und sie vor allem zu wecken.

„Professor... neiiinn...", ihre Stimme klang mehr als gequält, verzweifelt und war voller Angst. Er wusste nicht, was sie träumte, aber es musste schrecklich sein. Er zog sie in seine Arme und fest an sich. Er ignorierte es, dass ihre Gegenwehr seinen Verletzungen nicht gerade gut tat und die Wunde an seiner Schulter wieder zu bluten begann. Er senkte seinen Kopf gegen ihren und wiegte sie sanft.

„Wachen Sie auf. Bitte, Hermine... öffne deine Augen.", flüsterte er und küsste sie zaghaft auf die Stirn. Hermine zuckte noch einmal zusammen, dann wurde sie ruhiger und schließlich wach. Irritiert sah sie sich um, blickte erst nur gegen schwarzen Stoff. Eilig hob sie ihren Kopf und sah zu ihm hoch.

„Sie leben... es geht Ihnen gut... Merlin sei Dank...", wisperte sie ungläubig und fuhr fahrig mit ihren Händen über seinen Oberkörper, spürte dabei die blutende Wunde. Erschrocken sah sie ihn an.

„Sie haben geträumt. Alles ist in Ordnung. Sie haben sich am Kopf gestoßen.", erklärte er und sah ihr in die Augen.

„Sie bluten, Sir.", stellte sie trocken fest und sah ihm ebenfalls in die Augen.

„Wären Sie so freundlich, d.h. würde es Ihnen etwas ausmachen, mir einen Verband anzulegen?", fragte er dann. Er gab es auf, sich gegen ihre Hilfe zu wehren und ärgerte sich, dass er vorhin noch so verbissen und stolz war, um sie es nicht gleich machen zu lassen.

„Natürlich, Sir. Aber...", sie sah sich um und merkte, dass ihre Bewegungen immer noch durch die Decke begrenzt waren.

„... Vielleicht setzen Sie sich dafür wenigstens auf die Couch? Rufen Sie einen Verband?", sagte sie weiter und mühte sich aus der Decke. Er stand auf und setzte sich auf die Couch, rief wieder einen Verband aus dem Bad, gleichsam aber auch eine Schüssel mit Wasser und einem Tuch.

Hermine nahm alles entgegen und stellte es auf den Tisch, tauchte das Tuch ins Wasser und wrang es aus. Snape knöpfte derweil mühsam den Pyjama auf und schüttelte den rechten Ärmel ab, sodass der linke Unterarm immer noch vom Stoff verdeckt war. Sie drehte sich zu ihm und wischte ihm das Blut von der Haut, versuchte dabei die Tatsache, dass Snape mit freiem Oberkörper vor ihr saß und ziemlich gut aussah, zu ignorieren. Sie wusste, dass sie schuld daran war, dass die Wunde nun wieder blutete und sie war noch sanfter als vorher. Sie nahm die Salbe und strich wieder etwas davon über die Wunde. Snape sah über sie hinweg und atmete ruhig ein und aus. Er versuchte ebenso den Umstand, dass er mit freiem Oberkörper vor einer Schülerin saß und diese ihn verband, zu ignorieren. Sie nahm den Verband und begann, ihn um seinen Oberkörper zu wickeln. Sie war dabei sehr vorsichtig und achtete wieder darauf, dass er nicht zu fest und nicht zu locker wurde.

„Geht es so, Professor?", fragte sie, während sie ihn weiter verband.

„Ja, vielen Dank. Deshalb wollten Sie hier bleiben, nichtwahr?", entgegnete er ihr und sie dachte einen Moment nach – er hatte es momentan mal wieder mit der Zweideutigkeit.

7 Jahre bis zum Glück oder Sturheit und Liebe das dauert...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt