No. 2

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Als Kind hatte Paul schon immer die süsse, wuscheligen Haaren auf seinem Kopf. Von der Sonne in der Sommerzeit wurden sie heller und blonder. Sein Gesicht hatte ein auffälliges Muttermal an der Stirn, und einen an der Backe zwischen der Nähe der Nase und dem Mundwickel. Anders als Jenny erlebte Paul eine sehr fröhliche und unbeschwerte Kindheit, von seinem Lächeln liessen seinen Eltern immer anstecken und wenn der kleine Knirps mal frech wurde und von den Eltern ausgeschimpft wurde, setzte Paul immer sein freches Grinsen auf und liess den Ärger seiner Eltern schnell vergessen. Wie kann man bei so einem charmanten Lächeln ewig sauer sein? „Unser Junge wird garantiert ein Frauenschwarm, bei diesem unwiderstehliches Lächeln!", war Pauls Mutter Helga von Anfang an sicher, als sie zum ersten Mal das Baby in den Armen hielt und die Augen von dem kleinen Sprössling nicht lassen konnte. Helga war so verliebt in ihr Söhnchen, behütete es vorsichtig und packte es in Watte. Doch mit den Jahren, die Paul älter wurde, büxte Paul aus der Watte heraus, tobte draussen in der Natur und buddelte gerne im Sandkasten. Er fasste Regenwürmer an, scheuchte keine Angst vor Tieren, liebte den Hund vom Nachbarn und sass mal auf einem Pferd ohne zu weinen. Gab es Regen, so bildeten sich viele Wasserpfützen auf dem Hof seiner Eltern, er zog die kleinen Gummistiefeln an und hüpfte voller Freude in der Regenjacke mit der Kapuze über seinem Kopf gestreift, in den Pfützen. Die Eltern standen in der Küche vor dem grossen Fenster, das Zugang auf den Hof gewährte. Klaus legte seinen Arm um die Schultern seiner Frau und seufzte tief. Helga streichelte mit ihrer Hand über den dick, gewölbten Bauch. „Paul scheucht sich nicht vor dem Wasser", sagte Klaus. Seine Frau stimmte ihm zu und konnte sich nicht erklären, woher Paul die Leidenschaft nach Wasser hatte. „Ob es beim nächsten Kind auch so wird wie Paul?", fragten sich die Eltern und liessen es darauf ankommen. Helga hatte alle Händen voll zu tun, um den nassen Paul aus den Klamotten auszuziehen. Sobald er trockene Klamotten anhatte, wollte er wieder raus in die Natur. Als dann seine Schwester Lisa geboren wurde, war Paul ein wenig neidisch auf die Kleine geworden, da die Eltern ihr mehr Aufmerksamkeit schenkte. So gut es ging, behandelten die Eltern die beiden Kinder gut und so akzeptierte Paul das neue Familienmitglied. Klaus betrieb eine KFZ-Werkstatt, das auf dem grossen Hektar Land etwas weiter in der Nähe des Familienhauses steht und Helga kümmerte sich um den Haushalt und die Erziehung der Kinder. Sie unterstützte Klaus nebenbei tatkräftig bei den Buchführungen des Geschäftes, gab die Unterlagen beim Steuerberater ab, besorgte neues Material für die Büroarbeit. In der Werkstatt richtete Klaus für seine Frau ein kleines Büro ein, wo sie ungestört die Buchführungen machen konnte. Paul und Lisa spielten unter der Aufsicht von Klaus auf dem Hof, auch schon mal in der Werkstatt schauten sie neugierig zu, wie ihr Vater mit den Schrauben an den Felgen werkelte oder das Öl überprüfte. Lisa interessierte sich immer mehr fürs handwerkliche Geschick statt mit Puppen zu spielen. Dafür hatte Lisa es in der Schule sehr schwer gehabt, sie wurde von den anderen Mädchen gehänselt. Eines Tages kam Lisa weinend nach Hause und Paul hatte Mitleid mit ihr. Am nächsten Tag verteidigte Paul seine Schwester in der Schule und betonte seine Stimme immer so, wenn irgendjemand ihn fragte, wer er sei. „Der grosse Bruder, was sonst?", war seine Antwort und fortan liessen die Mädchen Lisa in Ruhe. Von da an verband Paul und Lisa eine tiefe Geschwisterliebe, sie vertrauten sich alles an und schworen sich, immer für den anderen da zu sein, in guten wie in schlechten Zeiten. Klaus und Helga waren so gerührt von der Geschwisterliebe und beschlossen eines Tages, sollte es an der Zeit sein, die grosse Halle neben der Werkstatt für die Kinder zu einem Haus mit separater Wohnräume und eigenem Eingang, umbauen zu lassen. Paul machte ein Schüleraustauschjahr in den USA, Kalifornien. Dort entdeckte er die Leidenschaft zum Wassersport und war dem Surfen völlig verfallen. Als das Jahr um war, und er zurück nach Hause kam, war seine Zukunft klar. Er will irgendwann zurück nach Kalifornien. Unerwartet über seine Zukunftspläne akzeptierten ihn seine Eltern widerwillig und verlangten im Gegenzug, dass er eine abgeschlossene Ausbildung machte. „Ich werde Polizist!", verkündete der Blondschopf und Klaus klappte die Kinnlade runter. „Was um alles in der Welt willst du bei der Polizei?" „Mich austoben können", war seine Antwort. „Kannst du das nicht im Sandkasten machen?", war Klaus verärgert, hatte er insgeheim gehofft, Paul würde wie er KFZ-Meister werden und den Betrieb mal übernehmen. „Ich liebe Action, die Ballerei, Täter verhaften können und so...", begründete Paul seinen sportlichen Charakter. Helga unterstützte Paul so gut sie kann und machte ihrem Mann klar, dass die Kinder eigene Wege gehen sollten und man möchte, dass die Kinder auch glücklich waren. Dafür meldete sich bei Lisa das Interesse, eine Ausbildung als KFZ-Mechanikerin zu machen, und später im Anschluss mit einem Meisterbrief. In Köln fand Paul keinen Ausbildungsplatz als Polizist, er gab nicht auf und suchte weiter, bis seine letzte Chance kurz vor dem Ausbildungsbeginn, der freie Platz in Hamburg war. Spontan zog er nach Hamburg in eine WG, seine Eltern unterstützten ihn finanziell, an das manchen Wochenende kam Paul heim und Lisa freute sich. Die Familie gab untereinander Rückhalt und nach dem Ende der Ausbildung arbeitete Paul noch ein Jahr in Hamburg und dann zog er nach Kalifornien, seinen Traum nach Unabhängigkeit und Freiheit zu erleben, bis er auf Jenny trifft und ihn eine traurige Nachricht zur Rückkehr nach Hause bewegt...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt