No. 35

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Die Fahrt über die vielen Meilen Südkaliforniens führte entlang der kurvigen Küste der Stadt, dem Huntington Beach. Während der Fahrt unterhielten sich Paul und Jenny über das bezaubernde Land, Kalifornien und was es alles zu entdecken gab. Jenny merkte, dass Paul so voller Freude von seiner zweiten Wahlheimat erzählte und schaute dabei Paul an, der bis hinter seinen Ohren breit grinste. „Du liebst Kalifornien, nicht wahr?", fragte Jenny und Paul nickte. „Und, hast du auch ein Lieblingsland?", wollte Paul im Gegenzug von Jenny wissen. „So wie du Kalifornien liebst, habe ich kein Lieblingsland. Obwohl Spanien auch nicht schlecht ist. Ich bin zum ersten Mal hier in den USA. In Brasilien war ich schon, aber zu meinem Lieblingsland würde ich es nicht aufzählen." „Brasilien? Alleine?", war Pauls Interesse geweckt. „Nein, mit...", schnell lenkte sie das Thema ab und zeigte mit dem Finger auf eine schöne Ausblick. „Ja, da wollen wir hin", sagte Paul und lenkte den VW Bus in eine Strasse, dessen Schild den Campingplatz ausschilderte. Paul fuhr daran vorbei und bog links auf einen Parkplatz ab. Der Bus parkte genau an der Stelle, von dort oben hatte man den schönsten Blick auf das Meer und den Strand. Im Kassenhäuschen sass eine alte Dame mit einem Sonnenhut auf dem Kopf und kassierte das Geld für die Gebühr des Parkens. Beim Aussteigen streckten Paul und Jenny ihre Armen und Beine. Paul warf einen lächelnden Blick auf Jenny zu, die ihre Augen auf das Meer gerichtet hatte und einen lauten Seufzer von sich gab. „Jetzt zeige ich dir den allerschönsten Ort auf der ganzen Welt", sagte Paul, „aber vorher muss ich noch Gebühr zahlen. Du kannst schon mal vorausgehen, ich komme nach." Während Paul mit der alte Dame im kleinen Parkhäuschen alles klärte, ging Jenny auf einen Pfad zu. Ein schmaler Pfad führte vom grossen Parkplatz aus zum Beach hinunter, eine Weile spazierte Jenny so glücklich auf das Wasser hinausschauend, das so klar in der Sonne schimmerte. Sie zog die Nike Sneakers aus, band sie an den Schnürsenkeln zusammen und streifte sie über ihre Schultern wie eine Tragetasche. Das Wasser flutete an Jennys Füssen, die Ruhe und der Ausblick. Jenny geriet in schwärmerische Gedanken. „Ein Traum! Und das soll alles bald vorbei sein? Am liebsten würde ich gerne hier bleiben, bei Paul. Er bringt mich zum Lachen, mit ihm erlebe ich ein Abenteuer, das ich niemals im meinem Leben gewagt hätte. Aber wir hatten ausgemacht, nicht ineinander zu verlieben. Wie konnte ich mich auf diesen bescheuerten Deal einlassen? Moment, Jenny! Du hast dich doch nicht etwa in Paul verliebt? Schmetterlinge im Bauch, wenn du Pauls Lächeln siehst, ist es um dich geschehen. Ach, Jenny, du hegst Gefühle für ihn, versteckte Gefühle...", Jenny blieb einen Moment stehen und schaute in tiefen Gedanken auf das Horizont, „für Paul ist es nur eine Sommeraffäre, er ist kein Typ für eine Beziehung, denn geschweige von einer festen Lebensvorstellung kaum die Rede ist. Er lebt von Luft, Wasser und Liebe". Nun tauchte Paul neben Jenny auf, atmete den Duft des Meeres ein. Spontan nahm Paul Jennys Hand, zog sie mit und beide liefen den Strand entlang. Es wurde nicht geredet, das war nicht nötig. Alles war so schön, die sanfte Luft, das ferne Meeresrauschen und mittendrin Jenny und Paul... Als die beiden an einer Stelle kamen, in der Nähe der Felsen, breitete sich das Meer vor den beiden aus und Jenny blieb wie angewurzelt stehen. „Wow! Ist das so schön!", schwärmte Jenny und Paul grinste. „Wusste ich es doch, dass es dir gefällt." Das Wasser rauschte in einem weissen Bogen hoch und ergoss sich auf den Sand, wo es sich mit dem Meer vermischte. Paul atmete tief ein, als würde er nicht genug davon bekommen und sah eine Welle, die mächtiger als in Santa Monica aussah. Die Welle baute sich höher und schneller aus, Paul bekam Lust aufs Surfen. „Die beste Welle", flüsterte Paul, „perfekt zum Surfen." Jenny spürte, dass Paul so gerne aufs Surfbrett springen würde, um diese atemberaubende Welle zu passieren. „Du kannst surfen, ich sehe doch, dass es dich reizt. Geh schon, ich sehe dir zu", blickte Jenny Paul mit ihrem warmen Lächeln an. Überrascht schaute Paul von der Welle zu Jenny, stemmten die Hände an seinen Hüften. „Wirklich? Du würdest dich nicht langweilen?" „Nein, mach ruhig. Das ist für mich noch zu schwer, aber du hast es drauf, das habe ich gesehen." „Ach, dann hast du mich oft zugesehen, als du zugibst?", nun brach Paul in ein Gelächter aus, das ihm ein schönes Gefühl gab, dass Jenny ihn oft beim Surfen am Beach von Santa Monica zusah. Verlegen schaute Jenny von Paul auf das Meer und zuckte mit den Schultern, als ob sie keine Ahnung hätte, wovon Paul redete. Wie in Trance zog Paul Jenny zu sich, sie passierte seinen Oberkörper und Paul gab ihr einen Kuss, der die beiden überraschte. „Paul...was?", nach dem Kuss wusste Jenny nicht, was sie sagen sollte, Paul fing sich schnell wieder und mit seinen schönen Lippen brachte er ein Lächeln heraus und sagte:"Danke! Du bist einfach toll!" Jennys Augen weiteten sich, sie hob ihre Augenbraunen und fühlte sich geschmeichelt von Pauls Kompliment, das sie gerade gehört hatte. Er wollte zum Bus gehen, blieb aber wieder stehen und kam auf Jenny zu. Er küsste sie nochmal, der Kuss wurde leidenschaftlicher wie die Welle auf dem Wasser. Beide lösten sich von dem Kuss, Paul legte seine Hände an die Wangen von Jenny. Stirn an Stirn sahen beide in die Augen, das Herzklopfen bei den beiden schien laut zu pochen. „Okay, jetzt ziehe ich mich um und hole mein Brett. Lauf nicht weg!", bat Paul und lächelte, als er sich von Jenny loszog. „Nein, das verspreche ich dir, ich bleibe hier." Nun ging Paul rückwärts und sah Jenny immer noch in die Augen, bis er schliesslich doch umdrehen musste. Jenny sah ihm nach, wie er den ganzen Weg zu seinem Bus joggte und nachdenklich einige Schritte am Strand entlang ging...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt