No. 32

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„Cappuccino?", fragte Paul und Jenny hob ihren Kopf von Pauls Schulter und sah ihn an. „Gerne, warum nicht?" Keiner wollte so recht aufstehen, es war so gemütlich unter der dünnen Sommerdecke. Draussen schien die Sonne, der Himmel war klar und strahlend blau. „Dein Geburtstag ist noch nicht zu Ende", sagte Paul, als er sah, wie Jenny nackt aus dem Bett stieg, Paul dabei lächelnd ansah und ins Bad ging. Paul hörte Wasser aus der Dusche rauschen und rief:"Ich möchte dir so gerne den schönsten Platz zeigen. Dafür müssten wir aber gleich losfahren." „Ich bin gespannt, was du mir zeigen möchtest", rief Jenny vom Bad aus. Während Jenny unter der Dusche stand, machte sich Paul in der Küche am Kaffeevollautomaten zu schaffen, er bereitete die zwei Tassen Cappuccino vor, holte aus der Blechdose Muffin und stellte diese auf einen Teller. Für Jenny war klar, dass dieser Urlaub die beste Sommeraffäre ihres Lebens war, auch wenn es überhaupt ihre erste war. Nie im Leben hätte sie sich auf einen Abenteuer gewagt, ihre guten Vorsätze über Bord geworfen. Sie fühlte sich so frei, ohne Verpflichtungen, einfach nur Spass haben. Die letzte Freiheit vor der Hochzeit. „Ob das wirklich gut geht? Kann man denn eine Affäre einfach vergessen und zum Alltag rübergehen? Wie werde ich mich gegenüber Alex verhalten? Es war nicht meine Absicht, Alex zu betrügen, aber Paul hat mich in Versuchung gebracht, ich konnte mich ihm gar nicht widersetzen.", dachte Jenny, als sie sich abtrocknete und sich im Spiegelbild ansah. Sie bemerkte, dass sie ein glückliches Gesicht in Spiegel entdeckte, das Lächeln stand ihr ausgezeichnet. Auch Paul dachte in seinen Gedanken an Jenny, die ihn so reizte, ihn den Verstand raubte und er mehr über sie erfahren wollte. Ihm wurde bewusst, dass Jenny irgendwann wieder nach Deutschland zurückflog, er hatte Angst zu fragen, wann der Rückflug war. Paul wollte keine Stunden bis zu ihrem Abflug zählen, er wollte den Spass mit Jenny weiter ausleben und sie „seinem Kalifornien" zeigen. Nie hätte er gedacht, so viele Tage mit der gleichen Frau zu verbringen, denn eigentlich war Paul bekannt dafür, sich mit einer neuen Frau zu vergnügen. Aber bei Jenny war das anders, sie war nicht wie die anderen Frauen, die gleich losflirteten. Jenny zog das Kleid vom letzten Abend an, da sie keine Wechselklamotten bei Paul hatte und sah sich nochmal die Nachrichten auf ihrem Handy an. Sie bekam viele Glückwünsche überreicht, darunter auch von ihrem Vater und Bruder Patrick, sowie von Susanne. Sie hatte sich vorgenommen, später im Hotel Alex mal anzurufen, nur nicht jetzt. Sie liess das Handy wieder herunterfahren und begab sich ins Wohnzimmer, wo Paul sich auf der Couch mit den vielen Kissen bequem machte, auf den kleinen Tisch stieg der Duft aus den Tassen Cappuccino, die Muffin rundeten das Ganze perfekt ab. Jenny nahm neben Paul Platz, der im Boxershort ganz lässig seine Mails auf dem Laptop checkte und freudig zu Jenny aufblickte. Jenny nahm die Tasse in die Hand und trank vorsichtig einen Schluck. Beim zweiten Mal merkte sie, dass der Cappuccino anders schmeckte. „Das ist sehr lecker. Da ist irgendwas drin", versuchte Jenny den Geschmack herauszuschmecken, was ihr aber nicht gelang. Sie trank wieder und liess es auf der Zunge zergehen, Paul sah ihr die ganze Zeit grinsend an. „Komm, sag es mir!", stupste Jenny Paul mit ihrem Ellbogen von der Seite an. „Das bleibt mein Geheimnis", sagte Paul und Jenny meinte, sie würde das gleich in der Küche herausfinden, wenn sie die Packung mit den gerösteten Bohnen findet. „Nur zu, ich bin mir sicher, du wirst es nicht finden", hauchte Paul ganz sanft in Jennys Ohr und sie sah ihn mit ihren Augen blinzelnd an. Kurz stand sie auf, ging zum Schreibtisch im Schlafzimmer und holte die Skizzen, die sie gezeichnet hatte und die alten Zeichnungen. Paul wunderte sich, worauf Jenny damit hinauswollte. „Ich habe hier das Schlafzimmer gezeichnet, weil die grossen Fenster genau das Richtige sind, so wie sie hier sind. Man hat einen schönen Blick nach draussen", hielt Jenny ihre gezeichnete Skizze hoch und verglich sie mit der Zeichnung von Paul und erklärte den Unterschied. Paul war von ihren Ideen begeistert, hörte sie zu und sah sie an, wie sie so munter vor sich her plapperte, wie sie sich die Wohnräume von innen vorstellte. „Du hast mir doch erzählt, so viel Schnick Schnack brauchst du nicht", Jenny lehnte mit ihrem Körper an Paul zurück, dieser legte einen Arm um ihre Schulter. „Da würde dein Surfbrett gut passen, die Couch anders rum hinstellen, nur eine Kommode...", sprach Jenny einfach weiter und hielt sich die Zeichnungen nebeneinander auf dem Schoss. Trank immer wieder zwischendurch den Cappuccino, „der ist echt lecker!" Paul steckte seine Nase an Jennys Haarscheitel und roch den Duft ihrer Haare. „Karamellbonbon", flüsterte Paul, doch Jenny schien ihn nicht gehört zu haben. „Mein Geheimnis ist das Karamellbonbon", flüsterte Paul nun etwas lauter und Jenny wurde nun verwirrt. „Wie Karamellbonbon? Meinst du die Wandfarbe? Ach ja, da würde das gut passen, aber nur eine Wand", war Jenny wieder in die Vorstellungen vertieft und zeigte auf eine Skizze. Sie hörte Paul lachen und drehte sich zu ihm um. „Was ist?", fragte sie und Paul sah sie mit lächelnden Augen an. „In dem Cappuccino ist ein Karamellbonbon aufgelöst drin", liess Paul nun das Geheimnis lüften.

Viola bemerkte Alex schlechte Laune an dem Morgen. „Was ist los?", fragte sie ihren Sohn, der ihr darauf keine Antwort gab. Er rührte gelangweilt in dem schwarzen Kaffee, schaute auf die Uhr. Stand auf und ging in den Flur. „Rede mit mir", bat Viola, und nun brach Alex sein Schweigen. „Ich mache mir Sorgen um Jenny!" Viola hob ihre Augenbraunen hoch und musterte ihn genauer an...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt