No. 108

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„Wow", brachte Susanne über ihre Lippen, als sie den jungen Mann in der Halle sah. Paul stand cool in seiner braunen Lederjacke mit den schwarzen Nike Sneakers. Mit der einen Hand durchfuhr er seine blonden, wuscheligen Haare. Susanne musterte ihn von Kopf bis Fuss und pfiff ganz leise, nur Semir konnte dies hören und sah seine Kollegin erstaunt an. Semir stiess sie leicht mit seinem Ellbogen an. „Der ist viel zu jung für dich!", flüsterte er zu Susanne und ging nun auf den Mann zu. „Hallo, ich bin Gerkhan, der Kriminalhauptkommissar." Semir streckte seine Hand aus, Paul musste seinen Kopf ein wenig nach unten senken, um in die Augen des türkischen Mannes sehen zu können. Freundlich gab Paul dem Mann die Hand und stellte sich vor. „Hallo, ich bin Paul Renner. Ich bin wegen einem Vorstellungsgespräch hier, könnten Sie mir sagen, wo ich Frau Krüger finde?" „Auf Sie haben wir schon gewartet!", freute sich Semir und ging voraus, Paul folgte ihm. „Das nenne ich mal einen Empfang", lächelte er hinter Semir und die beiden gingen an Susanne vorbei, die immer noch angewurzelt da stand und die Augen von dem blonden Typen nicht loslassen konnte. Im Vorbeigehen zwinkerte Paul Susanne mit seinem typischen, rechten Augen zu. Die Krüger stand von ihrem Chefsessel auf, kam um den Tisch herum und begrüsste Paul. Susanne streckte ihren Kopf zur Seite und sah sich den hinteren Teil von Pauls Struktur an, als die Tür zu Kims Büro hinter sich verschloss. Semir wedelte mit seiner Hand vor Susannes Augen. „Hallo?" „Ja, ähm...", räusperte sich Susanne verlegen und widmete sich wieder ihrer Aufgaben zu. Semir konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Endlich erreichte Jenny das Gelände der Autobahnpolizei und als sie mit erhöhter Geschwindigkeit das Auto auf ihren Parkplatz parken wollte, konnte sie noch rechtzeitig scharf abbremsen. „Was soll das?", regte sie sich auf, als sie durch das Fenster ein Motorrad auf ihrem Parkplatz vorfand. Nach dem Gespräch bat die Krüger Gerkhan, dem neuen Partner das Revier zu zeigen. Semir führte Paul einmal in der PAST herum, so konnte er alles kennenlernen. Gerade waren die beiden in der kleinen Küche, als Jenny ins Revier herein gerauscht kam. „Welcher Idiot klaut meinen Parkplatz?" Ihr Gesichtsausdruck war genervt, und als sie aus Versehen beim Hinsetzen mit ihrem Ellbogen die gestapelten Akten berührte, krachte der ganze Stapel von ihrem Schreibtisch zu Boden. Susanne sah zu ihr rüber und stand auf. „Verdammt! Das auch noch!", fluchtete Jenny und kniete gerade zu Boden als die beiden Herren aus der Küche kamen. Doch dann klingelte das Telefon im nächsten Augenblick und Susanne, die Jenny behilflich sein wollte, kehrte um und ging ans Apparat, das auf ihrem Schreibtisch stand. „Kripo Autobahn, König am Apparat. Was kann ich für Sie tun?", meldete Susanne sich und aus der Küche ragten die zwei Köpfe von Semir und Paul heraus. „Ah, die Kollegin ist auch da. Komm, ich stelle sie dir vor", deutete Semir mit dem Kopf in Richtung Jennys Schreibtisch. Paul nickte nur und war gespannt, welche Frau Semir ihn gleich vorstellen würde. Während die beiden Herren langsam auf den Schreibtisch zukamen, krabbelte Jenny auf Knien weiter unter den Tisch, da die Papiere lose aus der Akten weit auf dem Boden verteilt waren. Nun standen zwei Paar Schuhe vor ihre Augen. Die braunen Schuhe von Semir waren bekannt, und konnten nur ihm gehören. Das andere Paar, welches Sportschuhe waren, war selten zu sehen. „Ich würde dir gerne meinen neuen Partner vorstellen", begann Semir zu reden. Jennys Blicke waren auf die schwarzen Nike Sneakers mit den in der Farbe bordeaux Schnürsenkeln gerichtet, denn sie kamen ihr sehr bekannt vor. „Solche Schuhe kenne ich nur bei Paul...was für ein Zufall, dass Jemand den gleichen Geschmack hat." Als sich immer noch nichts rührte, nur ein leises Rascheln des Papiers zu hören war, bot Paul seine Hilfe an. „Kann ich Ihnen behilflich sein?" Vorsichtig streckte Paul seinen Kopf über den Schreibtisch und sah nur auf die blaue Jeanshose, die einen schönen Hintern zeigte. Die Dienstwaffe in dem Holster, welches um den Gürtel an der Jeanshose gebunden war, ragte in der Höhe. Vor Schreck, als Jenny die Stimme des Mannes hörte, das nicht von Semir sein konnte, liess ihr Herz zum Halse klopfen. Aufgeschreckt stiess Jenny mit voller Wucht mit dem Kopf gegen den Schreibtisch. „Die Stimme? Ist das die von Paul? Ich glaube, langsam bekomme ich Halluzinationen!" Mit einem schmerzerfüllten Schrei fasste sich Jenny an den Hinterkopf und kniff dabei ihre Augen zu. Es pochte grauenhaft und im nächsten Augenblick schlug ihr Herz noch schneller, als sich die schwarzen Nike neben dem Schreibstuhl aufkreuzten. „Warten Sie, ich helfe Ihnen, dann kann ich Sie kennenlernen", hörte man die lachende Männerstimme. Paul wollte gerade bücken, als Jenny mit der Hand auf ihrem Hinterkopf langsam unter dem Schreibtisch hervorkroch. „Bilde ich mir das ein, oder ist das tatsächlich Pauls Stimme?" „Jenny?!", unsicher wurde die Stimme bei Paul und Semir sah verblüfft zu ihm rüber. Gerade kamen die Krüger und Susanne zu Semir und standen neben ihm. Die Blicke waren auf den neuen Partner von Semir gerichtet und als Jenny gerade „Paul?" sprach, waren sie nun alle erstaunt. Paul streckte seine Hand nach Jenny aus und wollte ihr beim Aufstehen helfen, doch Jenny zögerte kurz. Schliesslich legte sie ihre Hand in die von Paul und stand nun vor ihm. „Jenny!", nun freute sich Paul und umarmte sie so überschwänglich. Paul hatte kurz das Gefühl gehabt, dass Jenny ihn auch so feste umarmte. Sie schloss die Augen, roch seinen Duft und merkte, wie sehr sie ihn vermisst hatte. „Kennt ihr euch denn?" Diese Frage musste Semir stellen, auch die beiden Frauen neben Semir stehend, wollten das wissen. „Ja", sagte Paul mit dem breiten Lächeln in seinem Gesicht, als er sich von Jenny löste, „das ist meine Frau Jenny!"    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt