Susanne wurde verwirrt, als sie plötzlich laute Stimmen aus dem Funk hörte und dachte, Paul und Jenny brauchten Verstärkung. Erst beim genauen Zuhören merkte sie, dass das Gespräch nur für die beiden bestimmt war. „Oh Gott!", meinte Susanne nur. Just in dem Moment kam Semir in die PAST und ging auf Susanne zu. „Entschuldigung", wollte Semir sagen, weiter kam er nicht. Der Streit zwischen Paul und Jenny war nicht zu überhören, nun gesellte sich auch die Krüger dazu und wimmelte die anderen Angestellten zurück, die auch neugierig wurden. „Was?", nun wurde auch Paul hellhörig. Gerade überholte Paul das nächste Fahrzeug vor ihm. „Hätte ich bloss den Wellnessurlaub gebucht anstatt nach Kalifornien zu fliegen, hätte ich dich nie im Leben getroffen", sprach Jenny, „ich hätte Alex geheiratet und mein Leben wäre perfekt gewesen!" „Was meinst du?", fragte Paul und sah dabei in den Seitenspiegel. Hinter ihm fuhren die Autos auf Abstand. „Eigentlich wollte ich nur eine kurze Auszeit nehmen, doch es kam anders als erwartet", antwortete Jenny. „Dann war ich doch der Lückenbüsser für Alex?" Stille. „Jenny?" „Was?" „Ich dachte, du liebst mich?" „Nach der Sache mit Charlotte bin ich mir nicht mehr sicher. Es war ein Fehler, wie konnte ich so naiv sein und in Las Vegas dir mein Ja geben?" Jenny versuchte wieder, den Ring vom Finger abzubekommen, was ihr nicht gelang. „Ach, du heilige Scheisse!", nuschelte Semir und schlug mit der Hand an seinen Mund, auch Susanne und Kim machten grosse Augen. „Die Hochzeit natürlich!", betonte Jenny in ihrer Stimme, „die hatte ich für Alex und mich perfekt organisiert und dann kamst du." „Moment mal, das konnte ich nicht wissen", protestierte Paul, „ah, da hast du mir auch was verschwiegen!" „Das war der Deal, schon vergessen?" „Eine bescheuerte Idee!" „Ja, da hast du recht", gab Jenny kleinlaut bei. „Vorsicht!", schrie Jenny, als Paul kurz seinen Blick von der Fahrbahn liess und Jenny ansah. Er konnte gerade noch ausweichen, in die Leitplanke zu fahren. Schnell lenkte Paul den Mercedes auf die richtige Fahrbahn. Der Abstand auf das verfolgte Auto vergrösserte sich immer mehr. Auch im Revier vor dem Funkgerät konnten Susanne, Kim und Semir nicht glauben, was sie da gerade hörten. „Ein Deal?", flüsterte Susanne in die Runde. Langsam bekam Semir kein gutes Bauchgefühl und ahnte, dass was Schlimmes passieren würde. Er fragte Susanne, wo Paul und Jenny jetzt waren. Die Sekretärin schaute kurz nach, der Streit zwischen Paul und Jenny ging weiter. „Jenny, meine Liebe zu dir ist nicht gespielt. Ich bin ehrlich gesagt froh, dich kennengelernt zu haben. Und ich liebe dich wirklich!" „Nicht schon wieder dieses Gesäusel über Liebe!" „In der Kapelle hast du deutlich gesagt, wie sehr du mich liebst. Hast du das vergessen?" Gespannt wartete Paul die Antwort ab und auch hinter dem Funk in der Zentrale waren die sechs Ohren neugierig und warteten ebenfalls die Antwort Jennys ab. „Nein, habe ich nicht vergessen", gab Jenny ehrlich zu und ihr liefen vereinzelte Tränen an den Wangen herunter. „Hallo, zusammen!", flötete Hartmut, der gerade die PAST betrat, in die Runde, als er sah, wie sich die Köpfe der beiden Frauen, Susanne und Kim, sowie Semir zusammengestreckt wurden und dem Funk lauschten. Hartmut wollte gerade was sagen, als Susanne ihn zum Stillschweigen verdonnerte. „Sei mal ruhig, Hartmut!" Doch Hartmut dachte nicht daran, und versuchte es noch mal. „Semir, ich habe das Ergebnis! Es sind..." Da raste Semir aus. „Klappe, Einstein!" Daraufhin verstummte Hartmut und zog beleidigt eine Grimasse. Er war es gewohnt, dass man auf seine Meinung Wert legte und ihn nicht zum Stillschweigen verdonnerte. „Na gut, wie ihr meint", und Hartmut verschwand in die Küche, um sich einen Kaffee einzuschenken. Jenny wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab. Sie begann wieder mit dem angeblichen Brief, den Paul geschrieben hatte, das die Diskussion noch mehr aufheizte. „Nicht schon wieder!", liess Paul einen genervten Seufzer raus und erhöhte die Geschwindigkeit des Mercedes. „Wie oft soll ich dir noch sagen, ...". Jetzt im Moment wurde Paul schlagartig klar, wo er Alex schon mal gesehen hatte, im Hotel an der Rezeption, wo Paul in der Eile schnell den Brief bei Kimberley hinterliess. „Klar, dann hat Alex ihn abgefangen!", nun wurde Paul wütend und schlug mit der Hand auf das Lenkrad. „Schieb nicht die Schuld auf Alex ab!", verteidigte Jenny Alex, „er weiss doch gar nicht, wer du bist." „Er stand aber an der Rezeption, seine Augen kamen mir irgendwie bekannt vor, als ich ihn auf dem Gelände der Autobahnpolizei gesehen habe." Paul war gerade dabei, hinter dem Verfolgungswagen aufzukreuzen, als Jenny ein schlechtes Gewissen bekam, ob sie Paul Unrecht angetan hatte oder Glauben schenken sollte oder hatte Alex tatsächlich den Brief abgefangen? Jenny begann zu zweifeln, ob Alex sowas machen würde. Das konnte sie sich nicht vorstellen, aber was ist, wenn Paul die Wahrheit sagte? Zu dem Zeitpunkt war Alex an der Rezeption, und Jenny oben im Hotelzimmer unter der Dusche. Daran konnte sich Jenny noch erinnern. Aber wenn das nur ein Zufall war, dass die beiden Männern an der Rezeption waren? Dann war das alles umsonst gewesen, dieser blöde Streit, die Eifersucht Charlotte gegenüber, all der Schmerz und Liebeskummer, seit Jenny nichts mehr von Paul gehört hatte bis er eines Tages bei der Autobahnpolizei auftauchte. „Das würde auch erklären, wieso du den Schlüssel von dem Strandhaus nicht hast. Mistkerl!", fluchte Paul. Langsam drehte Jenny ihren Kopf zu Paul, beide sahen sich einen Moment lang an und vergassen, dass sie mit hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn befanden. „Vorsicht, Paul!", schrie Jenny und Paul versuchte gerade noch, den Lenker zu reissen. „FUCK!", schrie Paul noch und dann wurde es schwarz und der Funk wurde unterbrochen.
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California - The Endless Summer
RomanceZwei Welten prallen aufeinander, die nicht unterschiedlicher sein könnten... Paul, der Sunnyboy, der die Frauenherzen höher schlagen lässt und seiner Leidenschaft fürs Surfen nachgeht, und die Perfektionistin Jenny, die zum ersten Mal eine Abenteuer...