No. 96

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Der Vater drückte den wiederheimkehrende Sohn an sich und scherzte:"Gefällt es dir nicht mehr in ...", hilfesuchend blickte Klaus zu seiner Frau, die ihm auf die Sprünge half. „Ah ja, in Kalifornien?" „Doch, Papa, geht es dir gut?" „Natürlich! Siehst du doch!" Klaus zeigte sich in guter Verfassung, aber das täuschte. Denn die Krankheit nahm Klaus noch nicht so richtig wahr. Verärgert schaute Paul seine Schwester an, die sich schützend hinter die Mutter stellte. In Köln war es fast gegen Mitternacht, da es am Abend leicht geregnet hatte, blies ein kühler Wind in die Gesichter. „Komm, lass uns ins Haus gehen, es ist kühl.", sagte Helga, nahm Klaus Arm unter die ihrem Arm und ging voraus. Paul hielt Lisa schnell zurück. „Ich finde das nicht lustig!" Bei Lisa kullerte eine Träne herab. „Paul, das ist auch nicht lustig, was du gleich hören wirst." Beide gingen in das Elternhaus und nach einer Weile gingen Paul und Lisa zu dem Haus von Lisa. Während Lisa in der Küche zwei Flaschen Bier holte, versuchte es Paul noch einmal, im Strandhaus anzurufen. Fehlanzeige! Auf der Couch nahmen die Geschwister Platz und Lisa begann langsam zu erzählen. „Nun sag schon!", drängelte Paul und im nächsten Moment schluchzte Lisa. „Papa hat Demenz!" Paul klappte die Kinnlade runter, mit der Hand glitt er durch seine blonden Haare, die von der Sonne heller waren. „Gott! Das darf wohl nicht wahr sein!" Lisa suchte die Nähe zu ihrem Bruder und Paul schloss sie in seinen Armen. Hemmungslos begann Lisa zu weinen, auch Paul hatte mit den Tränen zu kämpfen. „Aber Papa machte einen normalen Eindruck auf mich", meinte Paul und hörte daraufhin von Lisa:"Ja, die Krankheit ist im frühen Stadium entdeckt worden. Verstehst du jetzt, dass wir dich hier brauchen?" Der Schock über die Diagnose sass noch tief in den Knochen und Paul stockte nach den Worten. „Was mache ich jetzt? Ich meine, ...? Und was ist mit Jenny?" Es war zuviel auf einmal. Man musste erstmal alles sacken lassen, bevor man den nächsten Schritt machte und nach einer Lösung suchte. Die Geschwister lagen immer noch traurig in den Umarmungen und erinnerten sich an die glückliche Kindheit mit dem Vater und weit nach Mitternacht schliefen sie müde von dem Alltag und dem Jetlag auf der Couch ein.

Während der Sonntag im Hause Gerkhan fröhlich verlief, war die Stimmung dagegen im Hause Renner auf dem Tiefpunkt. Einzig Emilia wusste von allem noch nichts und stand mit geräderten Augen auf. Als sie die Treppe herunterkam, wunderte sie sich, warum die grosse Stehlampe noch Licht hatte. Emilia wollte auf die Stehlampe zugehen und dessen Licht ausschalten, als sie ihre Mutter schlafend auf der Couch vorfand. Mit einem Mann. Und in normalen Klamotten. Als Emilia näher an das Sofa kam, erkannte sie bei dem Mann an dem Gesicht, dass es ihr geliebter Onkel war. Im nächsten Moment war Emilia ganz aus dem Häuschen und schrie fast das ganze Haus zusammen. „Paul!" Vor Schock rissen sich die Geschwister aus der Umarmung, Paul richtete sich gerade auf und streckte sein Bein, das über die Armlehne ragte, zurück zur anderen Hälfte. Lisa stand abrupt auf und stand kerzengerade vor ihrer Tochter. Die beiden rieben sich im Gesicht nach deren Augen und der Puls beruhigte sich langsam wieder. „Paul ist da!", freute sich Emilia und stürzte sich auf Paul. „Ich weiss, Emilia, deswegen musst du nicht so schreien!" Lisa musste einen Moment setzen. Sie war zu schnell aufgestanden und verlor das Gleichgewicht. „Seit wann bist du hier?", fragte das Patenkind von Paul und setzte sich zwischen Paul und Lisa. „Seit gestern spätabends", lächelte Paul. „Und du sagst nichts?" Lisa wandte sich ihrer Tochter zu. „Ich habe Paul versprochen, dass es eine Überraschung sein soll." Da klopfte es an der Tür, Lisa ging hin und öffnete die Haustür. Helga kam ins Wohnzimmer und lud alle zum Frühstück ein. Während Emilia nach oben flitzte, um sich umzuziehen, nahm Paul seine Mutter in die Armen. Lisa flüsterte ihrer Mutter leise zu, dass Paul Bescheid wusste. „Ach, Junge, ich weiss nicht, was ich machen soll?" „Mama, wir werden eine Lösung finden!" Man hörte Emilia die Treppe herunter kommen. Paul wechselte schnell das Thema. „Ich brauche einen Kaffee, am besten ganz stark!" „Dann kommt, Kinder!" Helga war froh, dass die Familie mal wieder beisammen war, auch wenn der Anlass nicht gerade erfreulich war.

Die Durchsage im Flugzeug lief, der Pilot kündigte an, dass bald die Landung in Düsseldorf stattfand. Die Passagiere bereiten sich vor, schnallten sich an und sassen aufrecht in ihren Positionen. Durch den Aufruf erwachte Jenny und öffnete vorsichtig ihre Augen. Hatte sie tatsächlich doch ein paar Stunden geschlafen und blickte zu sich über. Alex sass neben ihr und lächelte sie an. „Wie geht es dir?" Er wollte ihr einen Kuss auf die Lippen geben, doch Jenny drehte ihr Gesicht weg, so dass Alex nur die Wange küsste. „Geht so", meinte Jenny und streifte die Decke weg. „Wo warst du denn?" „Was meinst du?" „Ich war wach geworden und du warst nicht da." Alex kratzte sich am Hinterkopf. „Ach, das, ich hatte mir was zu Trinken geholt." Er sah sie an und runzelte die Stirn, als er Tränen auf ihrer Wange sah. „Was ist los, Jenny?" Er nahm sie in die Armen, und Jenny liess es zu. „Ich hatte einen bösen Traum gehabt." Alex hielt inne und war erleichtert, dass Jenny ihn nicht auf der Toilette erwischt hatte. Jenny spürte die tröstliche Wärme seiner Hand an ihrem Oberarm und stellte sich in ihren Gedanken vor, das wäre Paul. Aber Alex Duft liess Jenny wieder in die Realität kommen und sie löste sich mit einem Lächeln von ihm. Der Flieger erreichte die Rollbahn und als sie ausstiegen, steckte Amanda Alex eine kleine Nachricht in seiner Hand zu und Jenny war wieder in ihrem alten Leben angekommen...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt