No. 139

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Vorsichtig blinzelte Paul mit seinen Augen gegen die Sonnenstrahlen. Der Wecker klingelte erneut und ohne nach dem Wecker zu sehen, tastete Paul mit der Hand auf den nervenden Wecker. Wer zum Teufel hatte den Wecker überhaupt erfunden? Langsam richteten sich seine Augenlider und er starrte an die Decke, die ihm unbekannt erschien. Sanft rieb sich Paul an seinen Augen und im nächsten Moment schrak er auf. „He!" rief er. Die Bettdecke wurde abrupt von seinem Leibe weggezogen. Schnell deckte Paul mit beiden Händen sein bestes Stück zu. Charlotte stand in BH und Slip bekleidet vor ihm und stellte sich vor die Sonne. Jetzt konnte Paul den Umriss besser sehen und war alles andere als begeistert, als er Charlotte sah. „Was machst du hier?", war seine Frage mehr als aufgebracht. Er sah sich um, die Bettseite neben ihm war leer. Charlotte zog sich gerade an. „Aufstehen! Du müsstest langsam mal los zur Arbeit!" „Wo bin ich?" „Na, bei mir zuhause. Sag nicht, dass du dich nicht erinnern kannst?" Während Charlotte kicherte, schnappte sich Paul das Kissen neben seinem Kopf und bedeckte seinen nackten Unterleib. „Oh Gott", stöhnte Paul, als er seinen Kopf aufrichtete, „sag bitte nicht, dass wir miteinander geschlafen haben!" Charlotte zog den Reissverschluss ihrer Jeans zu, nahm neben Paul Platz auf der Matratze. „Das war einfach traumhaft...noch besser als früher!" Das, was Paul gerade hörte, verschlug ihm die Sprache und er fasste sich an seinen Kopf. „Ich glaube, mir wird schlecht..." „Brauchst du irgendwas? Ein Glas Wasser?" Charlotte blickte Paul sorgenvoll an. Stumm schüttelte Paul seinen Kopf und die blonde Vordersträhne fiel ihm ins Gesicht. „Ich muss raus hier! Fuck!" Mit dem Kopfkissen an seinem besten Stück stand Paul hastig von der Matratze auf, sammelte sich seine Klamotten vom Boden zusammen und trippelte auf Zehen ins Bad. „Fuck!" rief er immer wieder und vor dem Spiegel sah er sein eigenes Bild, das er nicht verzeihen konnte. Jenny. Seine Frau. Gerade waren sie glücklich vereint. Wie sollte er es ihr erklären? Er konnte nicht mal daran erinnern, nicht mal ein klitzekleines Stückchen. Keine fünf Minuten später war Paul aus dem Badezimmer an Charlotte vorbei gerauscht, die auf ihn wartete. „Paul, ich...", sagte Charlotte, wurde aber von Paul ignoriert. Er rannte die Treppenstufen hinunter und die Haustür fiel ins Schloss.

An dem Morgen sass eine schlecht, gelaunte Jenny am Frühstückstisch. Lustlos stocherte sie mit dem Messer auf dem Toast herum. Sie stellte sich vor, das Toast sei Paul und die ganze Wut liess sie auf das arme Toast raus. „Jenny!" Sie spürte eine warme Hand an ihrer Schulter. „Jenny, es bringt nichts!" Sanft sprach Martin zu seiner Tochter und versuchte, ihr das Messer aus der Hand zu nehmen. „Rede mit ihm. Und...". „Was gibt da noch zu reden? Es läuft immer auf das Gleiche hinaus. Es reicht mir vollkommen!", regte sich Jenny auf. Die letzte Nacht hatte sie kein Auge zugetan und so war die Stimmung am Morgen kein Wunder. „Lass dir doch seine Version anhören..." „Ach, dem glaube ich kein Wort mehr. Von wegen Liebe und so...blabla...". Ihr Blick fiel auf den Ehering, den sie immer noch bei sich trug. Verzweifelt versuchte sie sich von ihm zu befreien, was ihr mal wieder nicht gelang. „Verdammt, wie krieg ich das Scheissding ab?" „Jenny,...", der Vater legte beruhigend seine Hände auf die ihre, „...ich verstehe, dass du verärgert bist. Enttäuscht, wütend und fassungslos. Das war ich auch von Mama..." Jenny zog ihre Hände weg, stand auf und ging ins Wohnzimmer, wo ihr Vater eine Ecke hatte, in der die wichtigsten Unterlagen zusammengelegt waren. Sie kramte und wühlte darin, einige Papiere verloren sich auf den Boden. „Jenny, was machst du denn da?" Martin war seiner Tochter gefolgt du sah ihr dabei zu, wie sie weiter die Papiere durchwühlte. „Die Scheidungspapiere!" „Was?" „Wo sind sie?" Martin seufzte und holte tief Luft. „Lass mich mal", bat er Jenny, doch sie hatte die Unterlagen bereits gefunden. „Hier sind sie", krempelte Jenny die Ärmel ihres Longshirt hoch, „so, jetzt mache ich Nägel mit Köpfe!"

Das kalte Wasser aus dem Duschkopf konnte Pauls Gedanken an die Nacht mit Charlotte nicht auslöschen. Während er sich abtrocknete und umzog, versuchte er immer wieder, Jenny telefonisch zu erreichen. Sie blockte jedes Mal ab. „Man Jenny, geh ran!", versuchte es Paul erneut. Sein Handy lag am Ohr und mit der Schulter festhaltend, schenkte Paul starken Kaffee in seine Lieblingstasse ein. Enttäuscht warf er das Handy auf die Arbeitsplatte und als er gerade einen Schluck Kaffee nippte, klingelte es. „Jenny, endlich!", sprach Paul, ohne zu wissen, wer sich hinter dem Anruf verbarg. „Wo bleibt ihr denn? Mama und Papa sind aufgeregt, endlich deine Jenny kennenzulernen", beschwerte sich Lisa mal wieder über die Unpünktlichkeit ihres Bruders. „Lisa? Ähm,...", stöhnte Paul mit geschlossene Augen. Er hatte völlig verschwitzt, dass das Familientreffen anstand. „Du, ich weiss nicht, wo Jenny ist. Lass mich da erst was klären." „Hast du was Dummes gemacht?" „Ja,...ich weiss nicht, vielleicht..." „Wie? Oh man Paul, wann wirst du erwachsen?" „Ich kann mich nicht an die letzten Stunden erinnern. Wirklich, Lisa! Das musst du mir glauben!" Stille. Lautes Seufzen. „Ok, erzähl mir, was passiert ist. Ich werde Mama und Papa sagen, dass du einen Einsatz hast." „Danke, Schwesterherz! Ich verspreche, ich bringe das wieder in Ordnung!" „Versprich lieber nichts, was du nicht halten kannst!" „Ja, ok. Ich werde mein Bestes geben." „Das klingt schon besser." „Lisa, weisst du, dass du die weltbeste Schwester bist?" „Du hast aber nur eine, mich." Lachen. „Ja, ich weiss! Habe dich lieb!" Nichtsahnend, dass in den nächsten Stunden das Leben auf den Kopf gestellt wurde...

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt