No. 121

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Am Frühstückstisch der Familie Gerkhan herrschte eine ausgelassene Stimmung. Dana fragte ihren Eltern nach dem gestrigen Abend und war erfreut, dass Semir und Andrea einen schönen Abend hatten. „Wann geht ihr wieder aus?", quengelte Lilly mit der Frage an die Mutter. Andrea erhob staunend ihre Augenbrauen. „Schatz, wir waren doch gestern weg." „Wann?", wollte Lilly wissen und biss von dem Toast mit der Marmelade ab. „Kannste kaum erwarten, uns loszuwerden?", kicherte Semir. „Warum, Schatz?" Andrea goss sich noch Kaffee in die Tasse und schaute ihre jüngste Tochter fragend an. „Damit wir einen Nudeltag machen können", beendete Ayda die Quizrunde. „Ach, das!", zärtlich streichelte Semir mit der Hand an Lillys Wange, „wie süss ist das denn?" „Ihr braucht auch Zeit für euch miteinander", sprach Ayda dazwischen. „Woher der Sinneswandel?" Nun verblüffte sich Semirs Miene, auch Andrea war überrascht. „Ihr habt nichts dagegen, wenn wir öfters mal ausgehen?", stellte Semir die Frage in die Runde und die Mädchen nickten eifrig. Auch Dana war dafür, dass sich die Eltern mehr um ihr Zweisamkeiten kümmerten. „Ich mache das gerne, das babysitten für meine kleine Schwestern", sagte Dana und daraufhin beschwerte sich Lilly. „Ich bin aber kein Baby mehr!" Ayda steckte Dana spasseshalber die Zunge aus, was Dana mit einem herzhaften Lachen aufnahm. „Wie wäre es, wenn Papa und ich einmal die Woche ausgehen?", schlug Andrea vor. Die Mädchen waren sofort begeistert und Semir freundete sich mit der Idee seiner Frau an. „Nicht schlecht", sagte Semir, fügte aber bei, „für meinen Geldbeutel schade." „Papa, wir zocken dir kein Geld ab." Lilly sah zu ihrem Vater auf, der sie anlächelte. „Es reicht schon, wenn ihr die Zutaten für den Nudeltag einkauft oder uns das Geld zum Einkaufen gebt", sprach Ayda aus. „Ja, so machen wir das", freute sich Andrea und hatte schon die nächste Planung für den gemeinsamen Abend. „Aber Schatz, wir haben noch nicht nächste Woche", seufzte Semir und die Mädchen mitsamt Andrea lachten los. „Was habe ich für eine tolle Familie!", freute sich Semir mit den vier Frauen mit.

Tröstend stand Lisa ihrem Bruder bei. „Ich muss Jenny von meiner Unschuld überzeugen", schniefte Paul. „Und wie willst du das denn anstellen?" Lisa sah ihren Bruder fragend an und dieser zuckte nur wortlos mit den Schultern. „Ich weiss es noch nicht, aber mir wird schon was einfallen." Um auf andere Gedanken zu kommen, schlug Paul vor, rüber auf die Baustelle zu gehen. Die Baustelle sollte sein neues Eigenheim werden. Die Bauarbeiten kamen gut voran. „Das wird richtig schön werden", war sich Lisa sicher, als sie mit Paul die Baustelle im Erdgeschoss betrat. „Könnten wir tauschen?", scherzte Lisa und Paul verneinte lachend. Ein kleines Lächeln war auf seinen Lippen zu sehen. „Du hast es doch auch schön in deinem Haus", meinte Paul. „Aber bei dir ist es schöner!" „Es sind zwar noch keine Möbel hier, aber danke!" Einen kurzen Moment wirkte Paul melancholisch und nachdenklich. „Es war eigentlich Jennys Werk, das mit dem gezeichnete Skizzen." „Sie hat wirklich einen ausgeprägten Sinn dafür", sagte Lisa, als sie aus den langen Fenstern im Wohnbereich auf den Garten hinaussah. Im Dunkeln konnte man den Garten nicht sehen. Der Anblick bei Tageslicht war auch nicht besser, denn es herrschte dort auch Chaos. Baumaterialen und ausgegrabene Erden machten sich breit. „Ich werde nicht aufgeben, um Jenny zu kämpfen!", meinte Paul auf den dunklen Garten schauend.

Das Abendessen verlief zwar in gemütlicher Unterhaltung zwischen Alex und Jenny. Das Gespräch bezog sich auf das Allgemeine. „Ich bin satt", klatschte Jenny leicht auf ihren Bauch, „es hat wirklich gut geschmeckt." Alex erfreute dies und hatte das Gefühl, es ging in die richtige Richtung. Er wollte Jenny Weisswein in das Glas einschenken, als diese dankend ablehnte. „Alex, können wir bitte jetzt mal über uns reden?" Widerwillig stimmte er ihr zu und nahm wieder seinen Platz ein. „Ich hatte dir ja schon gestanden, dass ich mit Paul was hatte", begann Jenny das Thema. „Ach, der Typ...", seufzte Alex genervt, „aber Sweety, diesen Fehltritt kann ich dir ja verzeihen. Hauptsache mit uns geht es wieder bergauf." Jenny traute ihren Ohren nicht, wie locker Alex die Sache nahm. „Das ist noch nicht alles", sagte Jenny, „ich habe mich wirklich in Paul verliebt." Alex Kinnlade klappte leicht auf, um den kleinen Schock zu verdauen, trank er den Wein im Glas in einem Zug leer. Sein Leben mit Jenny und der bevorstehenden Hochzeit drohte seinen Traum nun endgültig zu zerstören. „Liebst du mich nicht mehr?", mit enttäuschtem Blick wartete Alex die Antwort von Jenny ab. „Alex,..." „Kannst du bitte zuerst meine Frage beantworten?" „Ja, ich liebe dich nicht mehr. Das, was ich für Paul empfinde, empfinde ich nicht mehr bei dir." Wütend haute Alex mit der rechten Hand auf den Tisch, schnappte sich das Glas mit dem aufgefüllten Wein und ertränkte seinen Frust darin. „Was hat den dieser Typ, was ich nicht habe? Bin ich dir nicht mehr gut genug, oder was?" Alex Ton wurde lauter, was Jenny nicht sonderlich mochte. Das machte ihr irgendwie Angst. „Lass uns bitte vernünftig miteinander reden!", bat Jenny und Alex beherrschte sich. „Wir hatten eine schöne Zeit, aber mir hat irgendwas bei dir gefehlt. Die Geborgenheit. Das Gefühl zu haben, wo mein Herz wirklich hingehört." „Und das kann dieser Typ dir geben?", lachte Alex spöttisch auf, „du kennst den mal gerade ein paar Tage, und schon ist das Liebe auf den ersten Blick?" „Ich kann es dir nicht beschreiben, aber ich fühle mich zu Paul hingezogen", sprach Jenny. „Und warum bist du dann nicht bei ihm?", blaffte Alex. „Würde ich gerne, wenn da nicht dieser Brief wäre..."

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt