No. 77

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Leider hatte Paul nicht den erwünschten Erfolg, Jenny zurück ins Bett zu bekommen. In Pauls Händen blieb nur die dünne Bettdecke zurück, Jenny ging lächelnd nackt ins Bad und sprang schnell unter die Dusche. Als sie zurückkam, fand sie den schlafenden Paul im Bett vor und liess einige Wassertropfen von ihren Haaren leicht ausgedrückt auf Pauls Gesicht gleiten. Vorsichtig blinzelte Paul mit seinen Augen, zog blitzartig Jenny zu sich ins Bett und begann sie zu kitzeln. „Ah, Paul...", vor Lachen konnte sie sich kaum wehren, „...hör auf, das kitzelt!" Doch Paul dachte nicht daran und machte weiter. „Was soll ich tun, damit du aufhörst?" Beide fingen an zu kichern. „Sage mir das Zauberwort!" Jenny überlegte nicht lange. „Ich liebe Dich!" Für das schnelle Erraten wurde Jenny mit einem leidenschaftlichen Kuss von Paul belohnt. „Ich dich auch!", hauchte Paul in den Kuss. Ganz langsam löste er sich aus der Umarmung von Jenny und verschwand ins Bad. Man hörte Pauls Pfeifen unter der Dusche, Jenny lachte in sich hinein und bewunderte den funkelnden Ring an der rechten Hand und träumte vor sich hin. „Das ist ein schöner Ring! Paul weiss, wie man eine Frau happy macht." Tastend schnappte sie sich das Kopfkissen neben sich und bedeckte damit ihr Gesicht, das voller Glück strahlte. Ihre Augen waren kurz geschlossen, schon erwachte sie schreckhaft auf und sass kerzengerade im Bett. Plötzlich hatte Jenny diesen Gedanken. „Alex! Verdammter Mist! Wie bringe ich das ihm bei? Und Paul? Ich glaube, Paul wird es nicht so hart treffen wie Alex. Ich liebe Alex nicht mehr. Wenn ich ehrlich bin, ist unsere Liebe ganz langsam und still erloschen." Das Wasserrauschen unter der Dusche war noch zu hören, schnell checkte Jenny die Nachrichten und Anrufe auf ihrem Handy und sah, dass Alex sie mehrmals versucht hatte, anzurufen. Jenny starrte auf das Display und atmete schwer. Pauls Frage aus dem Badezimmer hatte sie nicht mehr gehört, nun stand Paul vor Jenny und wollte seine Jeanshose zuknöpfen. „Wo bist du mit deinen Gedanken, Pretty woman? Hörst du mir zu?" „Ähm,...was hast du gesagt?" Jenny blickte zu Paul hoch und drehte das Handy um, so dass Paul nichts sehen konnte. „Hast du Geheimnisse vor mir?" Lachend suchte Paul seine schwarzen Nike Sneakers mit den dunklen, in der Farbe bordeaux Schnürchen, aus seiner Tasche und zog diese an. „Vielleicht sollte ich jetzt die Gelegenheit nutzen, und Paul sagen, was es mit Alex auf sich hatte." Doch der Mut verliess Jenny, sie sah, wie glücklich Paul war, als er den Ring an seine Hand steckte. Es fühlte sich ungewöhnlich an. Als Paul Jenny einen Kuss geben wollte, fiel sein Blick auf seine Kette, die Jenny an ihrem Hals trug. „Ich habe die Lösung", sagte Paul, und Jenny wusste nicht, was er meinte. „Ich werde den Ring immer bei mir tragen, an der Kette", schon begann Paul, den Ring vom Finger abzustreifen und Jenny gab ihm die Kette zurück. Sie sah dabei zu, wie Paul den Ring an die Kette befestigte und steckte sie um seinen Nacken. „So fühlt es sich doch viel besser an", meinte Paul mit einem warmen Lächeln, mit beiden Händen, die frei von Schmuck waren, schmiegte er an Jennys Wangen und gab ihr einen liebevollen Kuss. „Wollen wir?" „Äh, wohin?" Jennys verdutzte Blicke brachte Paul zu schmunzeln. „Ich hätte doch im Bett bleiben sollen...na komm, wir wollen doch etwas von Las Vegas sehen, bevor wir nach Hause fahren." Das Wort „nach Hause fahren" machte einen Satz in Jennys Herzen. Das gemeinsame Zuhause, ein Leben mit Paul, ein Neuanfang...all diese Gedanken kreisten in ihrem Kopf...Zuhause in Santa Monica, Kalifornien oder in Köln, Deutschland? Ihr Vater, Martin Dorn, hatte mal zu seiner Tochter Jenny gesagt:"Zuhause ist da, wo nicht nur der Schlüssel passt, sondern auch das Herz sich wohl fühlt." Als sich Jenny immer noch nicht rührte, zog Paul sie an seiner Hand und die Gedanken schob Jenny ganz weit nach hinten in ihrem Kopf und wollte die verbleibende Stunden mit Paul in Las Vegas verbringen.

Ungeduldig fragte Alex an der Rezeption, ob Jenny wieder aufgetaucht war und als er von einem Portier hinter der Theke erfuhr, dass die gewünschte Person in ihrem Zimmer nicht erreichbar war. Langsam machte sich Alex ernsthaft Sorgen, er hatte noch nie erlebt, dass Jenny sich tagelang nicht mehr bei ihm gemeldet hatte. Dann fiel ihm ein, dass Jenny ihn mal erzählt hatte, dass sie eine Freundin namens Paula hier kennengelernt hatte. „Ist hier eine Frau mit dem Namen Paula eingecheckt? Den Nachnamen weiss ich leider nicht", hoffte Alex, der Portier würde ihm mehr Auskunft geben. Doch der Portier wies auf den Datenschutz hin und Alex verliess genervt das Hotel und befand sich draussen in der Sonne, die vom Himmel herab schien. Er setzte seine Kappe und Sonnenbrille auf, spazierte am Strand entlang und sah den schönen Frauen in den knappen Bikini hinterher. Auf dem Wasser waren Surfer zu sehen, die die Wellen ritten, Touristen sonnten sich oder spazierten. Nach einer Weile ging er auf einen Cafe zu, das an der Promenade war und hatte Netz für sein Handy. Kurz telefonierte er mit seiner Mutter und später versuchte er es nochmal bei Jenny, vergebens. „Wo steckt sie bloss?", fragte Alex leise zu sich selbst, als eine Kellnerin den bestellten Kaffee an seinen Tisch brachte.

Auf dem Rückweg nach Santa Monica sprachen Paul und Jenny in dem Bulli über die Ringe, die nun endlich mit den jeweiligen Namen eingraviert wurden. In Las Vegas hatte Paul spontan einen Laden gefunden, der die Gravur für die Ringe machte. „Du, Paul...", Jenny versuchte sich auf das zu konzentrieren, was sie Paul schon längst sagen wollte, „...ich muss dir was Wichtiges sagen!"    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt