No. 10

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Der Taxifahrer kam mit seiner Warnung „STOP!" gerufen zu spät, als Jenny die hintere Tür aufriss und achtlos mit dem Handy am Ohr ausstieg und zwischen ihr und dem Reifen des Motorrades trennten sich nur ganz wenige Millimeter voneinander. „Aaaahhh...!" schrie Jenny ins Handy und Alex musste sich sein Handy für einen Moment von seinem Ohr weghalten. Der Mann auf dem Motorrad hatte ein schwarzes Helm auf, die Visierklappe war ebenfalls in schwarz. Er fuchtelte mit dem einen Arm in der Luft, das andere war auf dem Lenker gehalten. Der Afroamerikaner kam um das Taxi und hielt sich mit seinen Händen an Jennys Oberarmen und wollte sichergehen, dass auch wirklich nichts passiert war. „Was war das für ein Krach?", fragte Alex am anderen Ende der Leitung. Jenny schüttelte den Kopf, liess aber das Handy am Ohr und warf einen bösen Blick zu dem Motorradfahrer und dachte nicht daran, sich zu entschuldigen. „Ach, irgendein Idiot hat nicht aufgepasst. Es ist aber alles gut." Dann hörte Alex im Hintergrund etwas Ungewöhnliches, das würde doch niemals auf Teneriffa sein. Auf dem Gehweg neben der Strasse rollten einige Leute auf Skateboarde, oder fuhren mit den Rollschuhen und pfiffen laut. „Bist du auf Teneriffa?", fragte Alex, während Jenny auf ihren Koffer wartete und dem Motorradfahrer keines Blickes würdigte. „Du wirst es nicht glauben, ich bin in Los Angeles, also genauer gesagt, in Santa Monica. Da staunst du, was?" „Du bist in...WO?", schrie Alex ins Handy, als ob er jeden Moment einen Herzinfarkt erleidet. Der Taxifahrer holte aus dem Kofferraum den Koffer, Jenny drückte ihm das Geld in die Hand und ging weiter telefonierend auf das Hotel zu, als ob nichts wäre. Der Motorradfahrer schob sein Bike mit den Schuhen am Asphalt einige Schritten zurück und stieg von der Maschine ab. Langsam zog er den Helm ab und seine blonde Haarsträhne fiel vorne ganz leicht ins Gesicht. Der Taxifahrer schaute zu ihm und dann auf die Tür, die Jenny aufgemacht hatte und suchte nach Kratzer ab. „Alles ok?", fragte Paul, als er nun neben dem Mann stand. „Ja, alles ok. Glück gehabt!" Dann wandte Paul seinen Blick zu Jenny, die gerade durch die Eingangstür des Hotels ging. „Was für eine aufgetakelte Tussi!", dachte sich Paul und ging ebenfalls in das luxuriöse Hotel. An der Rezeption war diese Frau von eben nicht mehr da, nur noch die Empfangsdame Kimberley, die Paul anscheinend gut kannte. „Hi Paul!", sprach Kimberley in fliessender, amerikanischer Sprache. „Hi Kimberley!", grüsste Paul zurück und lehnte seinen Ellbogen cool über die Theke und berührte mit seinem rechten Finger seinen Augenbraunen. „Du, sag mal, war gerade hier eine Frau?" Neugierig blickte Paul Kimberley an. „Paul, du weisst, Datenschutz und so..." „Wir sind doch unter uns, kannst du nicht mal ein Auge zudrücken?", bat Paul und setzte sein unwiderstehliches Lächeln auf, Kimberley drohte schwach zu werden, doch sie blieb ernst und so gab Paul auf. „Hat sich jemand für Privatunterricht beim Surfen angemeldet?", fragte Paul und die Empfangsdame schaute im Computer nach. „Nein, sorry! Aber diese Woche sollen neue Touristen kommen, vielleicht ist da einer dabei." „OK", nickte Paul und schaute nochmal in der Halle um, ob Jenny da vielleicht wäre. Er hatte das Bedürfnis, die unbekannte Frau wiederzusehen. Kimberley bemerkte, was Paul vor hatte und bat ihm, sich an die Regeln zu halten. Er richtete die Augen kurz nach oben, kam zurück an der Rezeption vorbei mit einem „Bye!" zu Kimberley gerichtet und verliess das Hotel.

Der Page führte Jenny zu ihrer Suite, sie telefonierte immer noch mit Alex und drückte dem Pagen etwas Trinkgeld in die Hand. Dieser bedankte sich und liess die Tür hinter sich. Jenny ging auf das Fenster zu, sah sich den tollen Ausblick an, das Meer und der Strand war nicht sehr weit entfernt. „Sag mal, wie kommst du dazu, nach Kalifornien zu fliegen? Das sprengt unser Budget für die Hochzeit!", schimpfte Alex und Jenny beruhigte ihn gleich:"Alex, das war ein Schnäppchen in der Last Minute. Das ist wirklich sehr günstig und hier im Hotel muss ich ja nicht Abendessen, sonst passe ich nicht in mein Hochzeitskleid." „Aber du musst doch was essen, nicht dass du mir vom Leib fällst", machte sich Alex Sorgen und Jenny lächelte. „Nein, Schatz, das werde ich nicht...", erst jetzt in dem Augenblick fiel Jennys Blicke am Fenster nach unten auf den Motorradtyp, der den Helm wieder aufgesetzt hatte und auf seine Maschine stieg. Sie beobachtete jeden Schritt des Fahrers und ignorierte Alex Rufe am Handy. Als das Motorrad wegfuhr, kam Jenny wieder zu sich und wollte das Gespräch beenden, sie sei wegen dem Jetlag müde. „Sweety, ich liebe dich und pass auf dich auf. Ich brauche dich doch!" „Ich dich doch auch", gähnte Jenny und legte ihr Handy auf das hohe Doppelbett. Jenny war zu aufgeregt, um sich jetzt ins Bett zu legen. Spontan zog sie sich ihren roten Bikini an und suchte die kurzen Klamotten heraus, es war zwar nicht die typische, coole Strandklamotte. „Aber was soll es?", dachte sich Jenny dabei und ging mit einem Beachtuch unter dem Arm zum naheliegenden Strand. Der Abend zeigte eine schöne Sonne am Himmel, die Touristen spazierten am Strand entlang, Jenny fand ein ruhiges Plätzchen und gerade, als sie das Strandtuch ausstreckte, kam ein gut gebauter Typ aus dem Wasser mit einem Surfbrett unter dem Arm, Jenny blickte kurz sprachlos auf den Sixpack und widmete sich dem Strandtuch wieder zu. Da rief eine Frauenstimme nach Paul, und dieser war so nah an Jenny. Als Paul sein Name hörte, drehte er sich einmal um und sein Surfbrett traf ausgerechnet Jenny von hinten an ihrem Po und diese torkelte auf dem Sand. Schnell fing Paul Jenny mit seinem freien Arm auf. Jenny schlang ihre Armen um Pauls Nacken und verlor sich in seine Augen...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt