No. 28

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Auf dem Balkon hatte Jenny die Augen immer noch geschlossen, der Wind wehte eine leichte, kühle Brise Nachtluft an die Gesichter und ihre kurze, leicht gewellte Haare flatterten im Wind. Paul ging in die Knien und hielt den Muffin in der einen Hand fest, um die Kerze vor dem Wind zu schützen, mit der anderen Hand stellte er erstmal die Flasche Sekt auf den Boden, die Gläser blieben in der Hand. „Happy Birthday to you", sang Paul noch einmal für das Geburtstagskind und Jenny öffnete ihre Augen ganz vorsichtig. Als sie die leuchtete Kerze auf die Muffin sah, freute sie sich, denn als Kind bekam sie zum Geburtstag immer einen Muffin geschenkt, die ihr Vater für sie und ihren Bruder Patrick zum Geburtstag backte. Ein Stück Kindheitserinnerung kehrte zurück und Jenny faltete ihre Hände zusammen. „Das ist aber schön!", freute sie sich. „Wünsche dir was, aber sage es nicht laut und puste die Kerze aus", mit lächelnden Augen sah Paul Jenny an, die sich wie eine kleine Prinzessin freute. „So schnell fällt mir nix ein", lachte Jenny, überlegte und spielte dabei mit ihren Lippen, die in den Augen von Paul so verführerisch vorkamen. „Ich hab's!", sagte Jenny, schloss die Augen kurz und pustete aus vollem Leib die Kerze aus und erlöste Paul mit der Muffin aus der Hand. Nun stand Paul auf, öffnete den Korken der Sektflasche, die mit einem lauten Ploppen in die Luft flog. Der Schaum sprudelte aus dem Flaschenhals, schnell legte Jenny der Muffin zur Seite und hielt die zwei Sektgläser unter der Flasche und sah, wie der Sekt in die Gläser floss. Beide stiessen nochmal auf den Geburtstag an und nahmen einen Schluck, der sich prickelig anfühlte und seufzten zufrieden. Paul nahm neben Jenny auf der Hollywoodschaukel Platz, Jenny nahm die Muffin in die Hand und brach sich ein Stückchen ab, schob es in den Mund. „Mhm, ich liebe Muffin", liess es Jenny auf der Zunge zergehen. Derweil zündete Paul die Kerze im grossen Windlichtglas, das auf der kleinen Couchtisch stand, an und erzählte, dass er die Muffin selbst gebacken hatte. „Meine Schwester hatte mir geholfen", gab Paul ehrlich zu. „Lebt sie auch hier in Kalifornien?", wollte Jenny wissen und Paul verneinte. „Meine Familie lebt in Deutschland. Wir besuchen uns aber, wenn es geht." Jenny gab Paul auch ein Stückchen von der Muffin und dieser naschte ebenfalls. „Nicht schlecht", sprach Paul mit vollem Munde, „meine Schwester ist die Fee im Backen." „Ihr habt aber ein gutes Verhältnis miteinander?" Paul schaute Jenny an, die den letzten Bissen Muffin in den Mund schob und es mit Sekt runterspülte. „Ich habe noch Nachschub da", deutete Paul mit dem Daumen zur Küche. „Noch mehr?", lachte Jenny, „später vielleicht." „Ja, mit meiner Schwester verstehe ich mich sehr gut, ihr vertraue ich meine Sorgen an und sie ist eine tolle, kleine Schwester", erzählte Paul von Lisa und das war es auch mit der Familiengeschichte. Die Nachtluft wurde immer frischer, Jenny bibberte und wärmte mit ihren Händen an den Oberarmen. Paul bemerkte dies und nahm von der Schaukellehne die hellgraue Decke mit den weissen Sternen darauf und streifte sie um Jennys Rücken. Sie sah ihn mit einem dankenden Blick an, kuschelte sich in die Decke und schmiegte sich in Pauls Umarmung. Paul legte seinen Arm um ihre Schulter, Jennys Kopf war an seinem Oberkörper gelehnt. „Ich habe einen Bruder, so gut wie bei euch verstehen wir uns nicht. Eher mehr mit meinem Vater, aber meinen Bruder liebe ich trotzdem", verriet Jenny die Geschichte von ihrer Familie. Beide schauten auf das Meer in der Dunkelheit, das ganz leise vor sich hin schimmerte. Die Gläser wurden mit Sekt nachgefüllt, die Zeit verging und eine lustige Unterhaltung bot sich an. Zudem erzählte Paul, wie sehr er die Freiheit und das Meer liebte, jede Sekunde da draussen auf dem Surfbrett stand. „Ich mag mir nicht vorstellen, nie wieder surfen zu können oder kiten, wenn mir was zustossen sollte. Ein Leben an der Maschine, die nur den leblosen Körper am Leben hält, das ist nix für mich! Lieber würde ich in Frieden sterben als unnötige Qualen zu erleiden." Jenny hörte ihm aufmerksam zu und ist überrascht von Pauls Gedanken, hatte sie nicht mit sowas aus seinem Munde gerechnet. „Deswegen habe ich auch eine Patientenverfügung aufgesetzt", verriet Paul sein Geheimnis. „Sag mal, was machst du denn eigentlich den ganzen Tag? Irgendwovon musst du doch leben können?", wollte Jenny doch von ihm wissen und dieser erinnerte sie an den Deal. „Jaja", drehte Jenny ihre Augen kurz nach oben und leerte das Sektglas. Paul bot Jenny an, bei ihm zu übernachten, da es bald auf den Morgen zuging. „Keine Angst, ich kann auch auf dem Sofa schlafen oder hier draussen auf der Schaukel", sagte Paul und Jenny musterte Paul am Kinn an, wie er in dem Moment seinen Gesicht zu ihr runter beugte. Ihre Lippen waren nur noch Millimeter voneinander entfernt. „Draussen in der Natur zu schlafen, das ist ein ganz besonderes Feeling! Die Sternen vor deinen Augen, was will man mehr?", sprach Paul ohne seinen Gesicht von Jenny zu lassen und Jenny schaute seine Mundbewegungen zu. In ihr kam ganz langsam die Lust auf, ihn zu küssen, seine schönen Lippen zu berühren. Vorsichtig spielte sie mit ihrer Zeigefinger an Pauls Mund, ihre Hand wanderte an seine Wange, die Blicke der beiden wurden tiefer, das Knistern lag in der Luft. „Jetzt oder nie!", dachte Jenny und begann, Paul zu küssen. Was aus einem harmlosen Kuss wurde, wurde mehr. Ihre Zungen schmolzen ineinander, so zärtlich und voller Leidenschaft versanken die beiden in einen langen Zungenkuss, bis Jenny sich mit schnellem Atem von Paul löste, ihre Augen aber nicht von ihm losliess, ebenso ihre Hand an der Wange von Paul. Auch Paul spürte innerlich, dass er mehr von Jenny wollte, sie aber nicht drängeln wollte. So streichelte er mit der anderen Hand an ihrer Wange und küsste sie erneut, bis Jenny in den Kuss flüsterte:"Bitte schlaf mit mir..."    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt