No. 46

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Nach Feierabend am späten Abend versuchte es Alex mal wieder, Jenny telefonisch zu erreichen und bekam sie endlich an den Apparat. Durch den Klingelton des Handys wurden Paul und Jenny aus dem Schlaf gerissen und sahen sich im Bus um. „Dein Handy klingelt!", sagte Paul und rieb sich seine Augen. Die Sonne schien durch das Fenster in den Bus hinein, verschlafen löste sich Jenny aus der warmen Umarmung von Paul, tastete in ihren Klamotten nach dem Handy und fand diese. Als sie Alex Namen im Hintergrund des Displays sah, drehte sie sich kurz zu Paul um, der immer noch auf die Schlafcouch lag und das Kopfkissen auf sein Gesicht gelehnt hatte. Schnell überlegte Jenny, was sie machen sollte. Sie nahm das Gespräch an, zog sich schnell ein T-Shirt rüber und wollte aus dem Bus aussteigen, um in aller Ruhe und ausser Hörweite von Paul mit Alex reden. Draussen wehte ein frischer Wind an ihrem Gesicht, es war nicht sehr kalt an diesem Morgen, die Sonne stand schon am Horizont und strahlte eine Wärme herab. „Hallo Alex!", begrüsste Jenny ihren Verlobten. „Sweety, schön, dass ich deine Stimme mal wieder höre", sagte Alex am anderen Ende der Leitung. „Wie geht es dir?" „Danke der Nachfrage, gut geht es mir. Hier ist es schön, und auch angenehm warm." Jenny wusste in dem Moment nicht, was sie sonst sagen sollte. „Ich habe eine gute Nachricht, darüber wollte ich mit dir sprechen", platzte Alex mit der Neuigkeit heraus, doch Jenny hatte keine Lust dazu und bemerkte am Parkplatz, dass einige Leute sie anstarrten. Jenny schaute an sich herunter und zeigte sich cool gegenüber den anderen Leuten, auch wenn es ihr schwer fiel. Sie stand in einem T-Shirt von Paul, der ihr vielleicht eine Nummer zu gross war und barfuss auf dem Asphalt stand und lachte verlegen. „Können wir das zuhause besprechen?", fragte Jenny und Alex wollte ihr erzählen, dass er in kurzer Zeit nach Kalifornien flog. In der letzten Sekunde beherrschte sich Alex gerade noch mit seinem Plan und wollte Jenny überraschen. Stattdessen sagte er nur:"Ja, ist ok. Ist wirklich alles in Ordnung?" „Oh ja, prima!", war Jenny gut gelaunt. „In welchem Hotel bist du denn?", wollte Alex wissen und Jenny nannte ihm das Hotel, ohne zu ahnen, warum Alex fragte. „Ist alles in Ordnung zuhause?" „Ja, soweit alles gut. Auf der Arbeit haben wir gerade einen komplizierten Fall, deine Hilfe könnten wir schon gebrauchen, aber du musstest ja unbedingt deinen Urlaub verlängern", regte sich Alex leicht auf und das leidige Thema nervte Jenny. „Alex, bitte! Gönn mir doch mal diesen Urlaub", versuchte Jenny normal zu klingen, denn sie wollte nicht, dass Alex misstrauisch wurde. „Kann es sein, dass du kalte Füsse bekommst wegen der Hochzeit?" „Wie kommst du denn jetzt darauf?", wollte Jenny wissen und fragte sich, ob Alex irgendetwas ahnte. Sie hatte nicht mehr an die Hochzeit gedacht, so sehr war sie abgelenkt. „Nur so und weil du deinen Urlaub verlängert hast", gab Alex als Antwort. „Muss das denn hier auf dem Parkplatz ausdiskutiert werden?", dachte Jenny und verdrehte genervt ihre Augen gegen Himmel. Sie wechselte das Thema und fragte nach Viola, ob sie wieder nach Brasilien abgereist war. Erschrocken musste sie erfahren, dass Viola ihren Aufenthalt verlängert hatte und mit ihr ein besseres Verhältnis aufbauen wollte. „Auch das noch!", ging es durch Jennys Gedanken, sie hatte gehofft, dass sie ihre Schwiegermutter in spe bei der Rückkehr nicht sehen musste. „Du, ich muss aufhören, heute findet ein Ausflug statt. Ich muss mich noch fertig machen", wollte Jenny das Gespräch schnell beenden, als sie von Alex noch hörte:"Kein „ich liebe dich" oder „ich vermisse dich"?" Jenny schloss ihre Augen und seufzte tief, versuchte mit künstlichem Lächeln:"Schatz, ich liebe dich auch! Ich melde mich wieder, ok?" Jenny stieg wieder in den Bus hinein und zog das Kissen von Pauls Gesicht weg. „Guten Morgen, Schlafmütze!" Paul brummte wie ein Bär, was Jenny zum Schmunzeln brachte. „Du hast aber lange telefoniert", mit einem Auge wachte Paul auf und sah Jenny dabei an, das zweite Auge wurde dann auch langsam geöffnet. „Ähm, mein Vater. Er wollte nur wissen, ob es mir gut geht." „Aha", murmelte Paul und wollte das Kissen wieder auf sein Gesicht legen. Jenny schnappte sich schnell das Kissen und legte es ausser Reichweite, so dass Paul keine Chance hatte. „Aufstehen! Heute ist doch der Wettkampf!", erinnerte Jenny Paul daran und dieser brummte erneut, richtete sich auf und lächelte, als er Jenny in seinem T-Shirt vorfand. „Du siehst darin niedlich aus." „Haha", blinzelte Jenny mit ihrem Blick und suchte ihre Wechselklamotten aus der kleinen Tasche heraus. Beim Umziehen bemerkte Jenny, dass Paul ihr dabei zusah, sie warf das T-Shirt ans Pauls Kopf und dieser lachte. „Du hast einen schönen Körper!" Jenny lief leicht rötlich an, und konnte gar nicht glauben, was Paul gerade zu ihr gesagt hatte. „Du aber auch", gestand Jenny und fand, dass Pauls Sixpack ihr geiler vorkam als die von Alex. Paul holte eine grosse Plastikflasche mit Wasser aus dem Bus, damit konnten die beiden waschen und Zähne putzen. „So, jetzt hätte ich gerne einen Cappuccino mit aufgelöstem Karamellbonbon", stemmte Jenny die Hände an ihrer Taille und lächelte dabei Paul an, der gerade im Bus ein wenig aufgeräumt hatte. „Würde ich dir gerne machen, nur wir sind nicht bei mir zuhause. Ich denke, im Lokal bei Summer werden wir auch ein gutes Frühstück bekommen", sagte Paul, als er die Schiebetür des Bullis zumachte und seine Surfsachen unterm Arm trug. „Wir können auch woanders frühstücken", schlug Jenny vor. „Ach, komm stell dich nicht so an wegen Summer! Sie ist total nett. Was habt ihr Weiber eigentlich für ein Problem?", schüttelte Paul den Kopf und Jenny trottete neben ihm her. „Mist! Jetzt kann ich ihr Gelabberte wieder anhören und wie sie Paul anstarrt", dachte Jenny heimlich und hatte keine andere Wahl und hoffte, dass der Tag schnell um ging...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt