No. 48

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An diesem einen Morgen sass Semir in der Küche und schaute schweigsam seine Familie an, die an ihren typischen Morgen hektisch durchs Haus liefen. Andrea streifte ihr Sakko über ihre Schulter, während sie die Treppe von oben nach unten rannte und traf im Flur auf Lilly. „Lilly, was machst du da auf der Kommode?", war die Mutter nicht begeistert vom Anblick und Lilly schaute vom Handy auf in das Gesicht ihrer Mutter. „Leg das Handy weg und komm frühstücken, beeil dich mal Fräulein!" „Ja", meckerte Lilly und rutschte von der Kommode herunter und nahm neben ihrem Vater Platz am Tisch. „Ayda, kannst du dein Brot am Frühstückstisch schmieren und nicht hier, bitte?", schimpfte Andrea, als sie sah, dass die Arbeitsplatte auch noch mit Frühstückssachen ausgelegt war. Dana stand neben Ayda und trank einen Orangensaft. „Könnt ihr bitte an den Tisch setzen und in aller Ruhe frühstücken?" Andrea war kurz davor, an ihre eigene Haare zu ziehen, denn das wirre Theater am frühen Morgen machte den Tag schon hektisch. „Sag du doch auch mal was!", richtete Andrea ihren Blick zu ihrem Mann, der die Töchter mit einem Lächeln zuschaute, wie sie sich an den Tisch setzten und brav die Brote schmierten. „Sie sitzen jetzt alle am Tisch, was soll ich da noch dazu sagen?", streckte Semir seine Hand aus und deutete in die Frühstücksrunde, „komm, mein Herz, und trink deinen Kaffee!" „Jaja, gleich! Mir ist gerade eingefallen, was ich noch auf die Einkaufsliste schreiben muss", sagte Andrea und ging in den Wohnzimmer, notierte sich was Wichtiges auf die Liste und rief:"Ich brauche noch Einkaufsgeld!" Semir war schon dabei, die Geldbörse raus zu rücken und zählte die Scheine nach. „Wieviel brauchst du denn?" Andrea stand vor ihm und sah sich deren Inhalt an, dann zückte sie einen Hundert-Euro-Schein heraus, küsste ihren Mann dankend auf den Mund. Dana kam ebenfalls zu ihrem Vater, fischte einen Zwanzig-Euro-Schein raus. „Ist nur gebongt, ich muss den Mofa tanken!" Semir wollte protestieren, da streckte Ayda die Hand flach aus. „Du musst mir noch den monatlichen Beitrag für die Klassenfahrt geben. Meine Lehrerin wartet darauf." Verdutzt schaute der Vater die Tochter an. „Ähm,...", Semir warf einen schnellen Blick in die Geldbörse, „was kostet der Spass?" „Vierzig Euro!" „Oh!" Das Geld gab der Vater Ayda trotzdem und die Scheine in der Geldbörse wurden immer weniger. „Und ich brauche etwas Geld für Süsses", bettelte Lilly und Semir regte sich auf. „Wieso Süsses? Schmier dir ein Brot mehr für die Schule." „Nein, ich kann nicht den ganzen Tag nur Brote sehen. Heute gibt es Donuts in der Schule. Bitte, Papa!" Lilly faltete ihre Hände zusammen und bei ihrem Dackelblick zückte Semir einen Fünf-Euro-Schein raus. „So, jetzt ist aber genug!" „Danke, Papa!", freute sich Lilly und hatte das Pausenbrot fertig geschmiert. Die Geldbörse fühlte sich leichter an und als er zum Revier fuhr, nahm er noch das Handy aus der Hand von Lilly, die nun enttäuscht war. „Papa braucht das Handy zum Arbeiten und nicht zum Spielen", gab Semir seiner jüngsten Tochter einen Kuss an den Haarscheitel und verabschiedete sich von seiner Familie.

Am Strand war es sommerlich heiss an dem Tag. Die Fahnen, die neben der Anmeldung sowie an den Verkaufsbuden für Getränke im Sand steckten, wehten im Wind. Touristen und Besucher begrüssten sich, lernten sich kennen und waren neugierig, was gleich für ein grosses Kino angeboten wurde. Frauen gingen in knappen Bikinis auf dem weichen Sand spazieren, lächelten die Männer in typischer Hawaii Shorts durch die Sonnenbrille und zwinkerten mit dem einen Auge, worauf die Männer den Frauen auf den Hinterteil starrten. Surfbretter standen mit der Spitze nach oben in den Sand gesteckt, es verlieh einen tollen Ausblick auf das Meer und die Wellen. Paul und Summer kamen von der Umkleide zurück. Jenny musterte Charlotte an, die in dem kurzen, schwarzer und koraller Farbe Neoprenanzug (Springsuit) ihre Aufmerksamkeit an sich zog. Sogar Paul starrte auf ihr Dekolleté, das durch den offenen Reissverschluss fast ihre schön geformten Brüste hervor zeigten. „Wow!", meinte Charlotte, als sie den kräftigen, muskulären Body von Paul sah, der mit den Jahren richtig zu einem Sixpack entwickelt hatte. Unter seinem Arm ragte sein Surfbrett, das darauf wartete, endlich ins Wasser gedrückt zu werden. „Komm, lass uns einen Warm Up machen", schlug Paul vor und Summer bejahte ihm. „Und was mache ich?", fragte Jenny, die sich wie das fünfte Rad am Wagen vorkam. „Du kannst mir gerne beim Surfen zuschauen", zwinkerte Paul mit seinen rechten Augen Jenny zu, die ihn frech anblinzelte. Summer spürte an Pauls Blicke für Jenny, dass da vielleicht mehr war als nur der angebliche Reiseführer, wie Paul ihr gegenüber behauptete. Mit einer List warf Summer Jenny aus dem Spiel, nahm seine Hand in ihre und wollte ihn zum Wasser auffordern. „Wie damals, Sharky?" Paul wusste, was Summer meinte und beide rannten Hand in Hand auf das Wasser zu, kurz davor lösten sich ihre Hände auf, die Surfbretter wurden ins Wasser geschoben, mit dem Bauch darauf gelegt und paddelten mit dem Armen weiter nach vorne bis sie eine schöne Welle sahen. Blitzartig sprangen beide nach Abstand auf die Surfbretter und liessen sich von den Wellen reiten. Paul und Charlotte spürten die Freiheit beim Surfen, es drehte sich im Moment alles um das Wasser und die Natur, der Spass stand den beiden in den Gesichtern geschrieben. Vom Strand aus sah Jenny den beiden zu und bei Paul fiel ihr wieder auf, wie sehr lebendig Paul da auf dem Surfbrett stand. Er war wie für das Surfen gemacht. Jenny lernte Paul besser kennen, er zeigte sein Leben auf seine Art. Die Liebe zum Meer...Mit jedem Augenblick wurde in Jenny etwas stärker, womit sie nicht mehr ankämpfen konnte, die versteckte Gefühle für Paul...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt