No. 124

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Erschrocken sah Charlotte Alex an. „Was?" „Es gibt eine brisante Akte auf meinem Schreibtisch." „Wie?" „Du weisst ja, dass ich jetzt beim BKA arbeite. Ich bin schon länger an einem Fall daran, zufälligerweise steckst du da mit drin." „Bitte,...", flehte Charlotte Alex an, „lass es meine Mutter nicht wissen!" „Wenn du dich an unsere Abmachung hältst, und Jenny wieder bei mir zurück ist, dann werde ich dafür sorgen, dass dein Name nicht auftaucht. Deal?" Nervös ging Charlotte einige Schritten auf dem Parkplatz herum und sah, wie ihre Mutter nun aus der Tür der PAST herauskam. „So, Charlotte, wollen wir jetzt?" rief Isolde Schrankmann von weitem. Panik stand Charlotte ins Gesicht geschrieben. Sie kam näher auf Alex zu, ohne ihn anzusehen. Ganz leise sprach sie:"Ich mache es!" „Brav, Mädchen!", antwortete Alex, als er die fliegende Vögel zusah. Dann etwas lauter:"Bis bald dann!" Isolde legte den Arm um ihre Tochter. „Dann machen wir uns einen schönen Mutter-Tochter-Tag", wandte die Mutter der Tochter zu und wollte mit ihr auf den Weg machen. Bedrückt stimmte Charlotte ihr zu und die Verabschiedung fiel höflich aus. „Ist alles in Ordnung?", machte sich die Mutter Sorgen, als sie nach einer Weile endlich in einem Cafe ankamen, wo das Frühstücksbuffet die beiden anlächelte. „Jaja", meinte Charlotte. „Aber irgendwas hast du, das sehe ich doch." „Nee, ich habe nur Hunger." Neugierig suchte Charlotte aus der Auswahl das Frühstück zusammen und überlegte eifrig, wie sie den Deal mit Alex erfüllen konnte. Als ihre Mutter vom Buffet zurückkam, hatte Charlotte eine Frage an Isolde. „Mama, du feierst ja morgen deinen Geburtstag. Ist der neue Kollege auch eingeladen?" „Wen meinst du denn?" Isolde sortierte das Frühstück aus und begann das Mehrkornbrötchen mit Butter zu bestreichen. „Der neue Partner von Herrn Gerkhan", half Charlotte ihrer Mutter auf die Sprünge. „Herr Renner?" Die Tochter nickte und die Mutter verneinte daraufhin. „Könntest du den vielleicht noch einladen? Dann ist es mir nicht so langweilig auf der Party. Mama, weisst du, mit Paul kann ich gut unterhalten. Den Rest kenne ich nur vom Sehen", versuchte Charlotte ihrer Mutter ein gutes Argument vorzulegen, damit sie den Renner auf die Party liess. „Kennst du den Paul gut?", war die Mutter neugierig, wieso ihre Tochter so für ihn interessierte. „Ja, ich kenne Paul noch von damals. Wir waren mal zusammen", sagte Charlotte und kurz darauf kam ein langes „Ah!" von Isolde aus dem Munde. „Das ist DER Paul, der dir damals den Floh ins Ohr gesetzt hatte, das mit dem Surfen?" Man hörte Charlotte tief seufzen, denn sie mochte die alte Geschichte nicht mehr hören. „Na gut, ich will mal nicht böse sein. Von mir aus kannst du ihn auf meinen Namen einladen. Du hast bestimmt seine Nummer, dann spare ich mir den Weg zur PAST zurück und kann noch rechtzeitig zum Kosmetikstudio fahren", schaute die Mutter auf die Armbanduhr. „Ich gehe kurz telefonieren, ob man den Termin beim Kosmetik vorziehen kann, ok?" Isolde stand auf und ausser Reichweite von Charlotte begann sie zu telefonieren. Mit geballter Faust freute sich Charlotte, dass ihr Plan geglückt war. „Yes!" Auch wenn es nur erst der Anfang war...

Die Tür ins Revier ging auf, ein windiger Wind blies in die PAST hinein. Paul kam herein und grüsste die Runde, auch wenn es schon fast vormittags war. Im Büro stand Jenny neben Semir. „Kommt Paul, wann der möchte, oder wie?" Semir verteidigte seinen Partner, so gut er konnte. „Er hat noch einen wichtigen Termin. Genaueres weiss ich nicht. Frag ihn doch selbst, du bist seine Frau." Jenny warf Semir warnende Blicke zu. „Das ist noch nicht geklärt!", nahm Jenny Bezug auf den letzten ausgesprochenen Satz von Semir. „Guten Morgen, zusammen!", flötete Paul in die Runde und ging an Semir und Jenny vorbei. Als sich Jennys und Pauls Blicke für einen Moment aufeinander trafen, schauten sie sich in die Augen und lächelten vorsichtig. Jenny senkte ihren Kopf wieder, murmelte ein leises „Guten Morgen" und Semir deutete seinen Kopf Richtung Paul, der gerade hinter seinem Schreibtisch auf den Stuhl setzte. „Da ist dein Mann, dann kannst du ihn auch fragen, warum er zu spät kommt." „Hä?", fragte Paul in die Runde. „Ach!", meinte Jenny zu Semir, der dem Vorschlag gar nicht gefiel und stürmte aus dem Büro. „Was ist denn jetzt schon wieder?", wunderte sich Semir über Jennys Flucht aus dem Büro. „Du, Semir, ich habe Zuhause zwei Baustellen. Es kann sein, ich dass ich etwas verspätet in der nächsten Zeit zur Arbeit komme." Semir suchte aus der Schublade einen Kugelschreiber heraus, und begann die Akte zu bearbeiten. „Ist in Ordnung. Gibt es gute Gründe dafür?" An Pauls Gesichtsausdruck konnte Semir erkennen, dass Paul nachdenklich wirkte. „Es gibt da was, aber das werde ich dir noch erzählen, und die andere Baustelle ist nämlich mein neues Eigenheim", offenbarte Paul nun. „Ach, das ist ja schön! Würde ich gerne mal sehen, wie so eine Rohbaustelle aussieht. Ich würde der Krüger auch darüber informieren. Nicht, dass du eine Abmahnung nach der anderen bekommst und ich mich wieder einen neuen Partner suchen muss." Paul stand auf. „Dann mache ich das am besten gleich", kurz warf Paul einen Blick durch die Glasscheibe zur Chefin, die gerade ein Telefonat beendete. „Und mit dem BMW kannst du heute nach der Arbeit mit zu meiner Schwester kommen. Dann siehst du die Baustelle." „Toller Vorschlag! Warum nicht?", lächelte Semir, der sich auf Anhieb so gut mit Paul verstand. Ein Handy klingelte und Paul griff nach seinem Smartphone. Als er den Name von Summer auf dem Display las, war er nicht gerade erfreut darüber und beschloss, die Nachricht später zu lesen. „Und Semir", sagte Paul, als er seine Hand auf die Türklinke zur Büro der Krüger legte, „es gibt auch Bier!" Lachend zwinkerte Paul Semir mit seinen rechten Augen zu, klopfte an und schloss die Tür hinter sich.

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt