No. 175

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Gerade ging die Beleuchtung im Flur aus, und Alex schaltete das Licht wieder an. Er musste sich die Augen mehrmals blinzeln, um auch wirklich richtig gesehen zu haben, wer vor seiner Tür stand. Eine Frau in einem engen, roten Kleid, dessen Wölbung an ihrem sonst so schlanken Bauch konnte man ganz deutlich sehen, sah Alex mit einem schiefen Lächeln an. „Freust du dich gar nicht, mich zu sehen?" Alex Kehle fühlte sich trocken an, er schluckte schwer und setzte ein gequältes Lächeln auf. „Amanda?" Die Frau stemmte die Hände in die Hüfte. „Würdest du mir bitte helfen, den Koffer rein zu bringen?" Alex bückte sich leicht und hob den Koffer hoch und trug es hinein. Amanda folgte ihn. „Ähm, ja...wo kommst du denn her?" Nun trat Viola aus dem Schatten ihres Sohnes und ihre Blicke wanderten zu Amanda von oben bis unten. „Wer soll die Frau sein?", fragte Viola schroff und Alex sah zwischen Amanda und Viola. „Sag nicht, du lebst noch bei Mama?" Amanda war ein wenig schockiert, so hatte sie das nicht vorgestellt. Sie dachte, Alex würde selbstständig in einer schicken Wohnung leben. „Bitte?" Viola war empört über ihre freche Frage und Alex wimmelte schnell ab. „Nein, meine Mutter ist zu Gast hier!" „Mama, das ist Amanda", und zu Amanda gewandt, „das ist meine Mutter Viola." Beide Frauen sahen sich mit bösen Blicken an, die Hände schütteln, blieben aus. Da Alex immer noch schockiert von Amandas Auftauchen war, übernahm Viola die neugierige Fragerei. „Und was führt Sie denn hierher?" Amanda stolzierte in den Pumps mit den hohen Absätzen einige Schritten in der Wohnung, bis sie den langen Mantel abstreifte, auf den Stuhl ablegte und mit ihrer Hand auf den Bauch streichelte. „Das hier ist der Grund! Alex, wieso blockierst du all meine Anrufe?" „Wie hast du mich denn gefunden?" Viola war der Kinnlade aufgeklappt. Schnell fasste sie sich wieder zusammen und mit bissiger Stimme fragte sie:„Moment mal! Wollen Sie damit sagen, dass das Kind von meinem Sohn ist?" „Ja! Wäre ich sonst hier?" „Alex, sag, dass das nicht wahr ist!" Viola sah ihren Sohn eindringlich an. „Ähm..." Alex war immer noch nicht in der Lage, ein vernünftiges Wort rauszuringen. So hatte er sich das nicht vorgestellt! Er hatte Spass bei der Liebelei mit Amanda gehabt, aber dass daraus ein Ergebnis kam, das warf ihn völlig aus der Bahn. Da konnte Alex gleich das Kämpfen um Jenny vergessen, wenn die Wahrheit ans Licht kam. Amanda warf Alex fragende Blicke zu und als dieser immer noch nicht reagierte, machte sie den Mund auf. „Ja, Ihr Sohn und ich hatten eine wilde Affäre gehabt. Und das hier", sie zeigte auf die kleine Wölbung, „wurde in Flugzeug gezeugt." Alex stiess einen Laut aus und klatschte mit der Hand an seiner Stirn während Viola angewidert in ihren Gedanken vorstellt, wie eng es auf der Toilette in Flugzeug war und das kleine Würmchen tat ihr jetzt schon leid. „Oh Gott, ich brauche einen Schnaps!" Da Alex wusste, dass seine Mutter bei einigen bösen Überraschungen immer einen Schnaps in sich hinunterschluckte, stimmte er ihr zu. „Für mich auch einen!"

Kimberley brachte Jenny zum Flughafen. Der Abschied verlief tränenreich, dennoch bestanden die Freundinnen darauf, sich regelmässig zu Schreiben oder Skypen. „Komm bald wieder hierher!", umarmte Kimberley Jenny feste. „Oder du kommst mal nach Deutschland!", sagte Jenny, als sie sich von ihrer neu gewonnenen Freundin löste. „Keine schlechte Idee! Vielleicht finde ich dann einen schnuckeligen Typen." Beide Frauen mussten herzhaft lachen. Nun wurde der Flug aufgerufen, zum letzten Mal drückte Kimberley Jenny fest, ehe diese zu ihrem Flugzeug ging. Der Flug nach Deutschland verlief mit der Zeit schneller als der Hinflug vor ein paar Tagen. Dennoch fühlte es sich für Jenny so lang an und ihre Nervosität machte sich bemerkbar. Unruhig rutsche sie auf dem Sitz hin und her. Überlegte, wie sie die Sache angehen sollte. Jenny wollte nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen. Sie dachte auch an Kimberleys Worte, die ihr anscheinend etwas beruhigte. Kurz schloss sie die Augen, und irgendwann schlief sie dann doch ein, bis sie von einer freundlichen Stimme einer Stewardessin wach wurde.

Charlotte traute sich, mit ihrem Bulli zu Lisas Werkstatt zu fahren. Lisa war an einem Auto beschäftigt, als sie ein Fahrzeug näher heranfahren hörte und von der Motorhaube aufblickte. Lisas Haare waren hochgestreckt, einige Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Mit der Hand schob sie die Strähne aus dem Gesicht, was dazu führte, dass einige Ölflecken sich auf ihrer Stirn bemerkbar machten. Charlotte stieg aus dem Bulli heraus und kam auf Lisa zu. „Hallo!" „Hi, Lisa!" „Macht der Bulli Probleme?", wollte Lisa wissen und zusammen mit Charlotte gingen sie zu dem kleinen Bus. Charlotte öffnete die Motorhaube und Lisa streckte ihren Kopf über die vielen Kabeln aus. „Ich glaube, irgendwas mit Zahnriemen und Zündkerzen", hatte Charlotte die Vermutung und Lisa nickte ihr zu. „Sieht so aus." Da kam Paul aus dem Haus. „Dachte ich es mir doch, dass es dein Bulli ist!" Schüchtern ging Charlotte auf Paul zu und umarmte ihn. „Hi", sagten beide gleichzeitig, und Charlotte hatte das Gefühl, Lisa würde jeden Schritt von ihr bewachen. Verlegen schaute sie von Paul zu Lisa und dann wieder zu Paul. „Wie geht es dir?" „Gut, nee, viel besser! Ich könnte Bäume ausreissen!" „Du und deinen Humor!" Paul und Charlotten lachten, Lisa wollte nicht mit lachen und beobachtete die beiden etwas argwöhnisch. Kurz fachsimpelten die drei über den Bulli und Charlotte fiel der Bau eines Hauses neben Lisas Haus auf. „Und das ist dein eigenes Haus?", fragte sie staunend. Paul lud sie ein, einen Blick hinein zu werfen. „Möchtest du es dir mal ansehen?"  

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt