No. 24

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Bei den Familie Gerkhan ging es turbulent zu, an dem Tag war ein Sommerfest an Lillys Schule. Dana unterstützte Andrea, die nicht ihre leibliche Mutter war, trotzdem ein gutes Verhältnis zu der Frau ihres Vaters hatte, in der Küche bei den Cookies backen. Ayda wollte mitmachen und hatte den klebrigen Teig an ihren Händen. Das Lachen aus der Küche war kaum zu überhören, die Frauen hatten ihren Spass beim Backen und ein Blick auf die Uhr liess die Drei kurz aufschrecken. „Oh, so spät?", stellte Andrea fest und beeilte sich schnell mit den Blechen in den Ofen hineinschieben. Dana spülte die Sachen ab und Ayda leckte den restlichen Teig an den Fingern ab. „Nicht soviel, sonst hast du nachher Bauchschmerzen!", tadelte Andrea ihre älteste Tochter. Und Dana erzählte aus ihrer Kindheit mit ihrer Mutter, dass die beiden damals auch immer Teigreste abgeleckt haben und Dana schnell Bauchschmerzen bekam. Heute wusste sie sich zu beherrschen, auch wenn sie einmal kurz naschen musste. Lilly kam in die Küche, ihre Miene liess Enttäuschung sprechen. „Was ist los, Kleine?", fragte die Mutter und Lilly sagte:"Ich finde meine Sandalen nicht." Semir kam mit der leeren Tasse, in der eben noch Kaffee war, in die Küche und bekam das Gespräch zwischen Mutter und Tochter mit. „Du hast doch andere Sandalen, warum ziehst du sie nicht an?", fragte Andrea und Lilly verneinte. „Ich will aber die rosa Sandalen, die passen doch zu dem Kleid." Ihr Vater sprach auf die Unordnung im Flur an. „Lilly, wenn du heimkommst, wäre es gut, wenn du direkt im Flur die Sandalen ausziehst und in die Hausschuhe schlüpfst, dann kommt nix weg." Lilly stiess Luft aus und verschränkte ihre Armen um ihren Oberkörper. „Ich helfe dir suchen und dann gib dir Mühe mit der Ordnung, versprochen?", bot Semir seine Hilfe an und Lillys Miene erhellte sich. „Danke, Schatz!", bedankte sich Andrea mit einem Küsschen bei ihrem Mann auf dem Mund. Hand in Hand gingen Vater und Tochter die Treppenstufen nach oben in Lillys Zimmer und suchten nach den Sandalen, die Lilly unter ihrem Bett fand und mit ihrem Körper durch krabbelte und diese hervorzog. Andrea und Dana beeilten sich mit dem Umziehen und so stand die ganze Familie nach einer halben Stunde startklar am silbernen BMW von Semir und die Fahrt ging zur Schule von Lilly. Kaum waren sie vom Hof abgeborgt, fiel Andrea ein, dass die Cookies noch zu Hause auf dem Backblech lagen. „Schatz, wir haben die Cookies vergessen!", klatschte sich Andrea mit ihrer Hand gegen die Stirn. „Verdammt nochmal!", fluchtete Semir und bremste scharf am Seitenrand. Auf den Rücksitzen waren die Mädchen angeschnallt, durch das heftigen Bremsen mussten sie doch ein wenig nach vorne ducken und wurden wieder in die Rückenlehne zurück geschleudert. Semir setzte das Blaulicht ein und kehrte um, gab Gas und fuhr zurück auf den Hof. Als der BMW mit quietschenden Reifen zum Stillstand kam, stieg Andrea aus und befand sich in einer Staubwolke, musste husten und rannte ins Haus, packte alles in eine Blechdose und kehrte zurück zum Auto.

Mit sich selbst zufrieden sah sich Jenny ihr Spiegelbild an und musste zugeben, dass das Kleid ihr sehr gut stand, Paul hatte Recht gehabt. Sie bemerkte eine Nervosität und war wirklich sehr gespannt auf die Überraschung, die Paul ihr gegen Mitternacht zeigen wollte. Durch das Klingeln ihres Handys wurden ihre Gedanken an Paul beiseitegeschoben und sie nahm das Gespräch an. „Alex, hallo!", gut gelaunt sprach Jenny und Alex nahm an, dass Jenny sich auf den baldigen Geburtstag freue. „Sweety, du hast aber gute Laune! Wie geht's dir?" „Ganz gut, hier ist es schön. Und dir?" „Alles gut, momentan ist es ruhig auf der Autobahn, Semir war gestern Abend hier zu Besuch. Es war ein lustiger Abend." „Schön für dich! Und hat deine Mutter die Wohnung so gelassen, wie sie ist?", horchte Jenny nach der Antwort von Alex. Alex wollte Jenny nicht so kurz vor ihrem Geburtstag aufregen, deswegen schwindelte er:"Alles ist so, wie es ist. Was hast du noch vor heute? Ich meine, gleich ist drüben bei euch Mitternacht." Was soll Jenny Alex erzählen? Dass sie mit Paul verabredet ist? Dann würde es gleich eine Eifersuchtsszene geben, und dafür hatte sie wirklich keinen Nerv. Stattdessen erfand sie eine Notlüge. „Ich habe hier im Hotel eine Freundin kennengelernt, sie ist fast so alt wie ich, sie heisst Paula. Ich habe sie eingeladen, mit mir in den Geburtstag hinein zu feiern." „Oh, das ist schön. Aber ich darf dich doch um Mitternacht anrufen und meine Glückwünsche ausrichten?", fragte Alex, dem das klar schien. Doch seine Freude wurde getrübt, als er erfuhr, dass Jenny das Handy auslassen wollte. „Aber, Sweety, warum denn?" Alex liess wirklich nicht locker, Jenny grübelte, was sie sagen sollte. „Hm, weisst du, es ist zu laut in der Cocktailbar, ich will nicht schreien müssen. Ich muss ja meine Stimme für die Hochzeit schonen, sonst kannst du mein „Ja" nicht hören." Jenny hörte, wie Alex am anderen Ende lächelte. „Ach, ich würde dich auch ohne Stimme heiraten. Gut, dann rufe ich später an und wenn du nach Deutschland kommst, wartet ein Geschenk auf dich." Beide verabschiedeten sich mit einem „Ich liebe dich" und laute Kussgeräusche. Nachdenklich schob Jenny das Handy in ihre kleine Handtasche, die sie über ihren Körper streifte und machte sich zum ersten Mal Gedanken über die Hochzeit. Sie war sich plötzlich nicht mehr so ganz sicher, ob sie Alex heiraten sollte. Schnell vergass sie Alex und dachte an Paul, der jeden Moment vor dem Hotel stehen müsste. Überpünktlich wartete Jenny aufgeregt draussen auf Paul und ging einige Schritten auf und ab. Der Himmel verdunkelte sich, die Strassenlichter gingen an. Wie aus dem Nichts erschien Paul vor Jenny und war sofort von ihrem Anblick verzaubert und brachte ein „Pretty Woman" aus seinem Munde heraus...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt