No. 111

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Auf der Rückfahrt zur PAST klingelte Pauls Handy. Semir warf einen kurzen Blick zu seinem neuen Partner und sah, wie sich Pauls Lächeln bemerkbar machte. Charlotte war am Apparat und wollte sich erkundigen, wie das Vorstellungsgespräch verlaufen war. „Ich habe den Job!", freute sich Paul und von ihr kam ein lautes „Yeah!" „Ja, ohne deinen Tipp hätte ich den Job nicht." „Das müssen wir feiern!", schlug Charlotte vor, „heute abend?" Paul hatte Lust dazu, denn schliesslich hatte er ihr auch zu verdanken, dass er ihretwegen Jenny bei der Autobahnpolizei gefunden hatte. Aber das Gespräch mit seiner Frau war ihm wichtiger und so verabredeten sie sich für den nächsten Abend. „Du musst mir unbedingt erzählen, wie du Jenny kennengelernt hast", sagte Semir, als Paul sein Handy wieder in die Jackentasche steckte. „Wie wäre es bei einem Bier? Ich lade dich ein." Paul dankte Semir für seine Einladung und wollte nicht gleich am ersten Tag unfreundlich erscheinen. „Könnten wir das verschieben? Ich muss dringend mit Jenny unterhalten", sagte Paul und Semir nickte verständlich. Nun parkte Semir seinen Dienstwagen auf dem Reviergelände und mit Paul zusammen betraten sie die PAST. Die Krüger kam auf die beiden zu und fragte nach dem Einsatz. „Alles gut. Ab heute habe ich einen Partner!" Semir freute sich so sehr. Wie oft hatte er immer wieder betont, der richtige Partner würde noch zum richtigen Zeitpunkt auftauchen. „Gut", sagte die Chefin der Autobahnpolizei, und zu Renner gewandt sagte sie:"Morgen bekommen Sie Ihren Dienstausweis und eine Waffe ausgestellt." „Und was ist mit dem Dienstwagen?", fragte Semir und Paul schaute irritiert zwischen den beiden. „Bekommt Ihr Partner auch morgen. So, schönen Feierabend jetzt!" Die Krüger kehrte auf Absatz und stöckelte in ihr Büro. „Ich bekomme einen eigenen Dienstwagen, woah!" Paul konnte sein Glück noch nicht fassen. „Aber nicht schrotten, denn das mag unsere Chefin nicht!", flüsterte Semir Paul zu und dieser nickte. Paul wollte zu Jennys Schreibtisch gehen, fand aber einen leeren Stuhl vor. Dann sah er zu Susanne hinüber, die gerade ihre Handtasche über die Schulter streifte und heim wollte. „Wissen Sie, wo meine Frau ist?" „Jenny ist schon am Nachmittag heimgegangen, ihr ging es nicht gut." „Aha", sagte Paul, „könnte ich Jennys Handynummer haben?" „Die haben Sie nicht?", wunderte sich Susanne über seine Frage. Paul schüttelte den Kopf. „Sorry, da kann ich sie ohne Jennys Einverständnis nicht geben." Es tat Susanne leid, wie Paul seinen Kopf senkte und auf den Boden schaute. Susanne kannte Jenny viel zu gut und ohne ihre Erlaubnis hätten die beiden einen Streit, was den Datenschutz betraf. „Ach, was soll es?", mischte sich Semir ein, „wenn Paul hier bei uns im Team ist, erfährt er sowieso die Nummer von Jenny. Es betrifft auch die Arbeit und jeder von uns muss bei Einsätzen erreichbar sein. Ich muss mich auf mein Team verlassen können!" „Sei mir bitte nicht böse, ich halte mich daraus", meinte Susanne und verabschiedete sich. „Ist schon gut", rief Paul der Sekretärin noch hinterher. „Hier, das ist die Nummer", zeigte Semir das Display auf seinem Handy und Paul tippte die Nummer in sein Handy. „Danke, Partner!" „Damit wir uns verstehen, ich habe sie dir wegen der Arbeit im Team gegeben." „Ja, schon klar!" „So, Schluss für heute, wir sehen uns dann morgen", sagte Semir und beide verliessen die PAST.

Im italienischen Restaurant wartete Alex bereits schon über zwanzig Minuten auf Jenny. Der Tisch war sehr schön dekoriert für einen Dinner fort wo, Kerzenscheine standen in der Mitte des Tisches. Eine Kellnerin kam und fragte höflich, ob der Herr eine Bestellung aufgeben wollte. „Ich warte noch auf meine Verlobte", sagte Alex höflich und die Kellnerin verzog sich darauf nickend davon. Sein Handy hatte er komplett ausgeschaltet, er wollte den Abend mit Jenny ohne Störungen verbringen. Minuten vergingen, die Kellnerin kam wieder und Alex bestellte eine Flasche Weisswein. „Meine Verlobte wird sicherlich jeden Moment kommen." Doch Alex wartete schon über eine Stunde. Er wusste ja aus seiner Zeit bei der Cobra, dass Einsätze manchmal keinen pünktlichen Feierabend kannten.

„Lisa?", rief Paul durchs Haus, als er bei seiner Schwester durch die Haustür hineinging. Lisa kam gerade mit einem Wäschekorb aus dem Keller. „Was schreist du so?" Paul nahm ihr den Wäschekorb entgegen. „Du glaubst nicht, was heute passiert ist?" „Du hast den Job?" „Ja, das auch. Aber, was noch viel besser ist, meine Frau ist auch bei der Autobahnpolizei!" „Es geschehen noch Wunder!" Lisa umarmte ihren Bruder und freute sich für ihn. „Ja, und wo ist sie dann?" Pauls Freude hielt sich kurz in Grenzen. „Komm, bei einem Bier erzählst du es mir", schlug Lisa vor. Beide zogen sich auf ihren Lieblingsplatz, mit einem dicken Kissen darauf sitzend, auf die Terrasse, zurück.

Schnaufend kam Jenny am Haus ihres Vaters an. Dieser hatte gerade Besuch von seinem guten Schulfreund, Manuel Bergmann, der ein erfolgreicher Anwalt geworden war und Martin stets mit gutem Rat und Tat zur Seite stand. „Hallo Papa!", begrüsste Jenny ihren Vater, der ihr die Tür geöffnet hatte. „Komm rein, ich habe gerade Besuch", bat Martin seiner Tochter ins Haus, „das trifft sich gut, dass du da bist!" Jenny zeigte ein verwundertes Gesichtsausdruck, denn sie wollte eigentlich mit ihrem Vater darüber reden, was ihr belastete und dass Paul wie aus dem Nichts plötzlich bei der Autobahnpolizei aufkreuzte. „Wo kommst du denn her?" Martin wollte ins Wohnzimmer gehen, als Jenny ihm antwortete. „Ich war joggen, wollte den Kopf freikriegen. Papa!" Martin blieb stehen und sah seine Tochter völlig verwirrt an. „Paul ist da..."    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt