No. 39

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Durch den offenen Spalt der Schiebtür wehte eine kühle Brise nach dem heftigen Regen durch den Bus und Jennys Körper fröstelte langsam. Dadurch erwachte Jenny und bemerkte die leere Seite neben ihr. „Paul?", rief sie leise und ihre Augen waren auf die geöffnete Tür gerichtet. Sie schnappte sich ihr BH und den Slip, suchte das Top und die kurze Jeanshose, die irgendwo im Bus verstreut waren und zog sich an. Als sich Jenny nun auch draussen in der Natur befand, sah sie Paul etwas weiter vorne auf dem Parkplatz stehen und ging auf ihn zu. Sie streichelte mit ihrer Hand an seinem Rücken. „Hi", nun schaute Jenny ebenfalls auf das Meer, das friedlich war. „Paul, das eben im Bus..." „Ja?", lächelte Paul, irgendwie hoffte er auf eine positive Antwort, die jedoch im nächsten Augenblick wie eine Seifenblase zerplatzte. „Ähm, ...können wir es dabei belassen, dass unser Sex gerade ein Abenteuer bleibt?" Pauls Lächeln starb, seine Mundwinkel zogen sich leicht nach unten. Er wusste in dem Moment nicht, wie er darauf reagieren sollte, stattdessen nickte er einfach und wollte zum Bus zurückgehen. „Ja, von mir aus", log Paul, der eigentlich was anderes sagen wollte, aber sein Gehirn machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Wo willst du hin?", rief Jenny, die ein wenig irritiert über Pauls Verhalten war. „Ich habe Hunger. Du nicht?" „Doch,...Paul warte!" Paul war schon am Bus angekommen, während Jenny ein schlechtes Gewissen hatte, dass sie eine Lüge auftischte. „Ich glaube, für mich ist es mehr als nur ein Abenteuer.", sagte sie zu sich selbst. Dann drehte sie sich um und lehnte sich an einem Reling und schloss kurz die Augen, atmete tief ein und aus. „Scheisse, ich glaube, ich bin in ihn verknallt! Aber wie soll das gehen, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin und mit Alex den Alltag bewältige und ach du Schreck, zusammen im Bett liege? Die ganze Hochzeitsplanungen, will ich das überhaupt noch? Und Viola als Schwiegermutter? Da schaudert es mir eiskalt den Rücken runter. Durch Paul fühle ich mich lebendiger, mein Lächeln verzaubert mich im Spiegel, wenn ich mich ansehe. Ohne ihn wäre ich nicht lockerer geworden. Das alles nur wegen diesem Sunnyboy!" Diese Gedanken liess Jenny hier an dem Ort aufs Meer gleiten und kehrte zum Bus zurück, wo Paul auf sie wartete. „Können wir los?", fragte Paul und Jenny suchte ihre kleine Handtasche und streifte sie über sich. Zu Fuss schlenderten sie den Parkplatz entlang bis sie an der Main Street ankamen. Ein Restaurant neben dem anderen lockte mit leckeren und frisch zubereitete Gerichten und dazu einladenden Sitzmöglichkeiten drinnen und draussen. „Das da ist das beste Diner hier!", zeigte Paul mit dem Zeigefinger auf „Sandy's Restaurant". Jenny folgte ihm einfach, mittlerweile vertraute sie seinem Instinkt und wer würde Kalifornien nicht besser kennen als Paul? Paul suchte sich einen freien Tisch auf der hinteren Veranda aus, Jenny ging hinter ihm her und so sassen sie sich gegenüber und beide versuchten ein Lächeln aufzubringen, was denen allerdings schwer fiel. Eine Kellnerin kam in kurzen Minirock mit knielangen Strümpfen an den Tisch und nahm die Bestellungen auf. Als die Kellnerin sich umdrehte und in dem Minirock zur Theke bewegte, amüsierte sich Jenny über die lustige Vorstellung und meinte:„Ihr Amis seid wirklich cool und nicht so verkrampft. Das gefällt mir!" Mit seinem schiefen Grinsen blickte Paul kurz der Kellnerin nach und dann in Jennys Augen, und drohte darin zu verschmelzen. Ihre grüne Augenfarbe strahlte eine besondere Wirkung aus. „Ich würde gerne mehr von Kalifornien sehen, aber mein Urlaub endet morgen", sagte Jenny mit trauriger Stimme, „und ich werde dich vermiss...". Schnell unterbrach Jenny des ausgesprochenen Satzes, den sie auch schon bereute. Doch Paul sagte nur:"Ich werde dich auch vermissen." Das klang ehrlich aus seinem Herzen. „Morgen schon? Das könnte schwierig werden, denn ich hatte vor, mit dir einige Tage hierzubleiben." Paul streckte seine Hand auf dem Tisch aus, und Jenny legte automatisch ihre Hand in die seine und beide berührten die Hände ineinander, ohne den Blick voneinander zu lassen bis die Kellnerin mit den Bestellungen vor ihnen aufkreuzte und die magische Blicke von Paul und Jenny unterbrach. Beide zogen ihre Hände vom Tisch weg, bedankten sich für den Service und begannen zu essen. „Nicht schlecht", sagte Jenny, als diese genüsslich in einen Hamburger hineinbiss, der ordentlich mit viel Gemüse geschichtet war, „ich hatte wirklich ein anderes Bild von den USA." Da kam Paul eine geniale Idee, auch andererseits, um länger Jenny in seiner Nähe zu spüren. „Wie wäre es, wenn du deinen Urlaub verlängerst? Ich würde dir auch Kalifornien zeigen?" „Du?" „Traust du mir das nicht zu? War ja nur ein Vorschlag." Pauls Idee reifte in Jennys Gedanken, und sie wollte auch gerne in Pauls Nähe bleiben, mehr von ihm spüren, ihn berühren zu dürfen, jede Sekunde sein schönsten Lächeln ansehen, nur wie soll sie das Alex beibringen, dass Jenny länger in den USA bleibt?

Semir war seiner Frau dankbar, dass sie ihm stets mit ihren Ratschlägen zur Seite stand und schlug ihm vor, im Falle eines neuen Partners, gemeinsam mit der Krüger nach einem geeigneten Kandidaten zu schauen. Bisher hatte die Krüger alleine darüber entschieden, nun wollte Semir auch Mitspracherecht haben. Er zog sich mit der Krüger in ihrem Büro zu einem Gespräch zurück und dieser legte seinen Wunsch nahe, bei der neuen Partnerwahl mitentscheiden zu dürfen. Nachdenklich blickte Kim Semir an und kam zum dem Schluss, dass sie einwilligte. „Danke, Chefin!" „Aber erst wenn Brandt offiziell seine Entscheidung bekanntgibt, vorher ändert sich nichts daran!", gab sie Semir noch auf dem Weg mit, als dieser aufstand und gehen wollte. „Schon klar!" ...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt