No. 104

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Alex stand nun vor Jenny und schaute ihr in die Augen. „Es war nur eine Affäre, oder?" Nervös spielte Jenny mit ihren Fingern und ihr Atem wurde schwerer. Sie ging einen Schritt zurück und verhielt sich merkwürdig. Jenny kannte Alex schon gut genug, und dass seine Eifersucht manchmal übertrieben war. Aber in dieser Sache, was den Urlaub in Kalifornien betraf, da war sich Jenny ganz sicher, dass seine Eifersucht berechtigt war, denn für Jenny war es keine Affäre. Am Anfang dachte sie sich das noch, bis sie Paul immer besser kennenlernte und sich in ihn verliebte und ihn sogar überstürzt heiratete. Jenny hatte Angst vor Alex Reaktionen, die manchmal so laut waren. „Jenny?", fragte Alex und ging näher auf sie zu und drehte sie zu sich herum, so dass Jenny ihm in die Augen sah. „Ich habe dich was gefragt." Zwar konnte sich Alex das schon denken, denn er hatte den Brief von Paul immer noch bei sich und die Liebeserklärung von Paul an Jenny war mehr als deutlich genug und dass Jenny sich kaum bei Alex gemeldet hatte, sogar die Freundin Paula erfunden, sagt schon mehr als eine Affäre. „Versprichst du mir, dass du nicht laut wirst?", fragte Jenny Alex mit den Augen bittend an und dieser nickte. „Ok, ich versuche es. Aber sage mir bitte die Wahrheit." Zaghaft legte Alex seine Hände auf Jennys Schultern und sie löste sich langsam davon. „Am Anfang war es für mich eine Affäre...weisst du, wir haben unseren Alltag hier in Deutschland..." „Ja, und? Das ist so im Leben", unterbrach Alex Jenny. „Ja, schon...", Jenny ahnte schon, dass die Stimmung gleich kippen würde, „...weil ich immer alles so genau plane. Bin nie so spontan oder auf neue Abenteuer raus. Habe neulich surfen gelernt, zum Beispiel...hätte nie gedacht, dass ich mich mal auf einen Surfbrett wagen würde", sagte Jenny träumerisch und ihre Mundwickel zogen sich für einen kurzen Moment nach oben. „Jenny, kannst du mir bitte die Frage beantworten?" Seine Stimme wurde ein wenig unfreundlich. Allmählich schien Alex keine Geduld zu haben und was Jenny ihm gerade versuchte zu erklären, dass interessierte ihn fast gar nicht. „Also, ich höre!" Gefasst, was gleich kommen würde, seufzte Jenny schwer und laut. „Ja, ich habe mich verliebt!" „Aha, so weit ist es schon ernst bei dir?" „Alex, es tut mir leid...", Jenny versuchte ein normales Gespräch zu führen, auch wenn es ihr schwerfiel und sie mit Tränen in den Augen zu kämpfen hatte. „Ja, mir auch!", patzte Alex mit lauter Stimme dazwischen. „Was tut dir denn leid?", wollte Jenny wissen. Doch Alex wiegelte ihre Frage einfach ab. „Egal, und jetzt?" Alex hob seine Armen raus und beschwichtigte dabei Hände wedelnd. „Und wieso bist du dann nicht bei diesem blonden Typen? Ach, lass mich raten, er braucht dich nicht mehr?" Jenny war über seine Ansage verblüfft und war erstmal sprachlos. „Woher weisst du, dass Paul blonde Haare hat? Hast du den Brief gelesen?" Alex zuckte kurz zusammen, fast hätte er sich verraten. „Äh, habe ich mir nur erraten. Und das mit dem Brief, ich schwöre, ich habe den nicht gelesen. Du hast den doch bei dir." „Ja, stimmt", erinnerte sich Jenny und ihr wurde auch bewusst, dass sie Alex von dem Inhalt des Briefes gar nichts erzählt hatte, nur das Wort Paula. Jenny beschloss innerlich, dass sie verheiratet war, für sich zu behalten. „Wie geht es denn jetzt mit uns weiter?", wollte Alex wissen. „Sweety, wir wollten doch heiraten. Du kennst meine Eifersucht. Für mich gibt es nur dich. Ich könnte über die Affäre hinwegsehen und dir den Ausrutscher verzeihen." Alex stand vor Jenny und legte seine Hand an ihre Wange. „Ich weiss es nicht...für mich ist es keinen Ausrutscher. Es ist Liebe, verstehst du, Liebe!", hob Jenny kurz ihre Schulter, ging zum Fenster und schaute hinaus in die langsam werdende Dunkelheit. „Liebst du mich denn nicht mehr?" „Alex,...", weiter kam Jenny nicht, denn da flötete schon die Stimme „Halli Hallo! Da bin ich wieder!" von Viola durch den Flur, die gerade von einem Spaziergang zurückkam. Jenny dankte dem Gott innerlich, dass Viola im richtigen Moment reinplatzte und zu Alex gewandt meinte sie:"Ich bin müde, lass uns morgen darüber reden."

Erschöpft kam Lisa von der Arbeit in der Werkstatt ins Haus und wollte direkt ins Bad unter die heisse Dusche begeben, als ihr Bruder sie an der Treppe antraf. „Kann ich deinen Laptop benutzen? Ich möchte mich bei der Autobahnpolizei bewerben." Lisa machte grosse Augen. „Du würdest wieder bei der Polizei arbeiten?" „Ja, warum nicht? Irgendwie fehlt mir die Action", lächelte Paul. „Dann müssen wir uns um dich auch noch Sorgen machen", meinte Lisa und Paul fügte bei, dass er schon auf sich selbst aufpassen konnte und mit dem ordentlichen Gehalt konnte er die Familie ein wenig unterstützen und die Baustelle endlich finanzieren. „Charlotte hat mich gerade angerufen, die Bewerbung geht nur noch bis heute." „Oh, da drücke ich dir die Daumen! Der Laptop ist irgendwo im Wohnzimmer auf dem Esstisch." „Irgendwo? Na, du bist gut... Jenny würde sich über das Chaos aufregen", grinste Paul, als er einen kurzen Blick ins Wohnzimmer warf, bei der man eine gute Sicht auf den Esstisch hatte. „Als ich für Jenny einen Muffin zum Geburtstag gebacken hatte, sah die Küche wie eine Bombe eingeschlagen aus und rate mal, wer das ganze Chaos beseitigt hat?", geriet Paul in träumerischen Gedanken an Jenny und er vermisste sie schrecklich. „Deine Frau?", schüttelte Lisa lächelnd den Kopf, „war ja klar!" Daraufhin wurde Pauls Blicke wieder traurig. „Du vermisst sie, nicht wahr?", legte Lisa ihre Hand auf die von Paul, als dieser seine Hand an den Treppengeländer stützte. „Ja, sehr. Sieht man das mir so an?" Lisa nickte und ging die Treppenstufen nach oben. Paul begab sich auf die Suche nach dem Laptop und fand diese zwischen den gestapelten Unterlagen und schickte seine Bewerbung ab. Jetzt fehlte nur noch seine Jenny und sein Glück war wieder vollständig.    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt