No. 44

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Zum Glück war es in dem Cafe nicht so hell, so dass Paul die Röte in Jennys Gesicht nicht mitbekam. Die Musik setzte sich zur Wiederholung mit dem Lied „When I Fall In Love" ein. „Das erzähle ich dir ein anderes Mal, warum sie mich Sharky nennt", sagte Paul und wechselte das Thema. „Worüber machst du dir Gedanken?", streichelte Paul mit seiner Hand zärtlich an Jennys Wange, die ihre Augen an irgendwas festhielt. „Hast du einen Smoking?", fragte Jenny und Paul blickte sie von der Seite verdattert an. „Hä?" „Smoking, ein feiner Anzug mit einer Fliege?" Jenny schaute Paul mit blinzelten Augen an. „Ah, du meinst den Pinguinenfrack...nein, habe ich nicht!" „Dann wird es höchste Zeit!" „Jenny, wozu?" „Noch habe ich Geburtstag, und ich habe einen kleinen Wunsch", schaute Jenny Paul mit ihren grossen Augen an, und Paul konnte ihr schwer den Wunsch abschlagen. In einer Stunde war Mitternacht und der Geburtstag vorbei. Er seufzte und nickte. „Ok, was für einen Wunsch hast du denn?" Jenny deutete wortlos mit dem Zeigefinger auf ein Plakat, das an der Bar hing. Paul folgte dem Finger und staunte nicht schlecht, was er da sah. Auf einmal musste er lachen und verstummte daraufhin, als er merkte, dass Jenny es ernst meinte. „Du willst wirklich dahin?" „Wenn ich einmal hier bin, warum nicht?" „Ich glaube, das ist keine gute Idee." „Hast du das mal ausprobiert?", forderte sie Paul auf und hob ihre Augenbraunen verführerisch hoch, so dass Paul keine Chance hatte, ihr den Wunsch abzuschlagen. „Oh Gott, ob das gut geht?" „Wenn wir Glück haben, dann ja!" „Ach, mir fällt ein, wir können nicht dahin, denn ich habe keinen Pinguinenfrack und zurück zu fahren ist ziemlich ein grosser Umweg." Innerlich hoffte Paul, dass Jenny aufgab, doch er hatte nicht mit Jennys Sturheit gerechnet. „Kein Problem, dann gehen wir morgen hier shoppen. Ich habe gute Geschäfte gesehen, da finden wir sicher was für dich!" „Och, muss das denn sein?" „Komm, sei kein Spielverderber! Das wird eine Riesengaudi, das sage ich dir schon!" „Woher willst du das denn wissen?" „Weibliche Intuition", gab Jenny als Antwort und küsste Paul schwungvoll an der Wange und verschwand auf die Toilette. „Was für ein Temperament Jenny hat!", träumte Paul vor sich hin.

Am nächsten Morgen erschien ein schlecht gelaunter Alex in der PAST und Semir erkannte an seinem Gesichtsausdruck, dass er die letzte Nacht schlecht geschlafen hatte, so müde wie er aussah. „Guten Morgen, Partner!", vorsichtig grüsste Semir Alex und dieser nickte nur den Kopf. „Einen Kaffee?", stand Semir auf und wollte in die kleine Küche gehen. „Ja, danke! Tut mir leid, wenn ich nicht so gesprächig bin", entschuldigte sich Alex und Semir nickte verständnisvoll und kam mit zwei Tassen Kaffee zurück, reichte die eine Tasse seinem Partner, der es dankend annahm. „Vielleicht möchte Jenny nicht heiraten?", sprach Alex und starrte die Tasse an. „Blödsinn! Wie kommst du denn darauf?", fragte Semir und nun schaute Alex zu Semir auf. „Jenny bleibt plötzlich drei Wochen in Kalifornien, sie meldet sich selten, behauptet immer, das Akku wäre knapp oder der Zeitpunkt ist schlecht. Dann lernt sie eine Freundin kennen, Paula, glaube ich, war der Name. So wie ich Jenny kenne, schliesst sie nicht so schnell Freundschaften. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Jenny mir was verheimlicht.", zählte Alex auf und Semir hörte seinem Partner geduldig zu, auch wenn seine Laune nicht gerade die beste war. „Redet nochmal miteinander, vielleicht es ist auch wirklich harmlos", wollte Semir gerade in eine Akte blättern. „Da muss ich dann noch eine Woche warten. Tolles Angebot! Eine Woche schlaflose Nächte, oh Gott!" Alex starrte wieder in die Tasse mit dem Kaffee.

Als Jenny von der Toilette zurückkam, sah sie, wie Charlotte neben Paul sass und die beiden ihre Handynummer austauschten. „Und, machst du mit, morgen bei dem Wettbewerb?", wollte Charlotte immer noch gerne wissen und Pauls Motivation stieg. „An sich sehr gerne, aber ich möchte Jenny nicht alleine lassen", sagte Paul. Jenny bekam das Gespräch mit. „Seid ihr zusammen?", war nun Charlotte neugierig. „Nein, ich bin ihr Reiseführer." Da platzte Jenny mitten ins Gespräch ein. „Ich bin kein kleines Mädchen mehr, ich kann selber auf mich aufpassen! Von mir aus kannst du mitmachen beim Wettbewerb", verschränkte Jenny ihre Armen, als sie vor dem Tisch stand, Paul und Charlotte von ihren Handys zu sie aufblickten. „Sicher?", fragte Paul noch mal und Jenny nickte. „Ich sehe doch, wie das Surfen dich reizt! Du hast es drauf! Zeig denen, was du kannst!" „Eben! Da hörst du es!", nun stimmte Charlotte auch zu und war der gleichen Meinung wie Jenny. Freudig umarmte Charlotte Paul und gab ihm ein Kuss an die Wange. Jenny verdrehte ihre Augen und setzte ihr künstliches Lächeln auf, als Charlotte kurz zu Jenny sah. „Dann sehen wir uns morgen. Ich freue mich!", an Paul gewandt und dieser lächelte. Sie stand auf und räumte am Nachbartisch die leere Gläser und Bierflaschen auf. „Nach dem Wettbewerb können wir für dich nach einem Smoking umsehen", fing Jenny wieder mit dem Thema an und Paul seufzte. „Die Fahrt dorthin dauert ja auch einige Stunden, apropos Urlaub, wie sieht es damit aus?" „Genehmigt!" „Freut mich!" „Und mich erst, jetzt geht das Abenteuer los!", rieb sich Jenny ihre Hände und grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Nochmal zwei Bier!", bestellte sie bei Charlotte, als diese an ihrem Tisch vorbeiging. Es wurde das letzte Mal auf den Geburtstag angestossen, den Jenny nie in ihrem Leben vergessen werde und sie sich bei Paul für all seine Mühe und Überraschungen bedankte. „Der beste Birthday meines Lebens! Das vergesse ich dir nie", fügte Jenny noch schnell bei und schon klirrten die Flaschen einander und die Uhr läutete kurz darauf die Mitternacht ein...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt