No. 53

218 18 3
                                    


Semir betrat sein Büro in der PAST, das sich so kalt anfühlte. Der Schreibtisch ihm gegenüber sah leer aus, der Drehstuhl stand still. Die Krüger kam mit zwei Bewerbermappen in der Hand und übergab sie Semir. „Guten Morgen!", sagte sie, „hier können Sie schon mal einen Blick reinwerfen." Semir sah vom leeren Drehstuhl auf zur Chefin, grüsste sie ebenfalls. Dann warf er einen Blick in die Mappe und klappte die auch gleich wieder zu. „Das sind Weicheier, so wie sie aussehen!", schimpfte Semir gleich am frühen Morgen. Die Krüger verschränkte ihre Armen und fragte scharf in dem Ton. „Was haben Sie denn daran auszusetzen? Sie kennen die Männer nicht mal!" Semir fuchtelte mit der Hand auf die Mappe. „Was ich brauche, ist ein Partner, der Muckis hat und sich selber verteidigen kann! Bei denen da sieht es so aus, als ob sie bei ernsthaften Schwierigkeiten gleich Windeln in die Hosen brauchen." „Gerkhan!" „Ja, ist doch so! Nee, da suche ich lieber weiter." Man hörte die Krüger im Hintergrund seufzen. „Wie Sie meinen. Aber beschweren Sie sich nicht bei mir, wenn in der nächsten Zeit kein neuer Bewerber meldet!" „Krüger, ich habe das Gefühl, eines Tages wird ein passender Partner auftauchen, da bin ich felsenfest überzeugt! Das Warten wird sich lohnen", beendete Semir das Gespräch und reichte der Chefin die Bewerbermappen zurück. Er stand auf und wollte reine Routine auf der Autobahn fahren. Die Chefin sah ihren besten Mitarbeiter nach dessen Aussage verblüfft von hinten an, richtete ihre Frisur und ging in ihr Büro zurück.

Am Lagerfeuer, welches sich am Strand befand, sassen viele Leute rund um herum im grossen Kreis, dick eingepackt in Klamotten, teilweise hatten einige eine Mütze auf den Köpfen. Der Wind war an dem Abend recht frisch. Die Dämmerung brach ganz langsam herein. Das Holz knisterte leise, die Flammen loderten. Die Wärme des Feuers strahlte eine tolle Atomsphäre aus. Charlotte wedelte mit ihrer Hand und deutete auf den freien Platz neben ihr, als sie Paul sah, der sich suchend umsah. „Ach, da ist Summer. Komm", sagte Paul und Jenny folgte ihm. „Einfach ruhig bleiben, in ein paar Stunden muss ich sie nicht mehr ertragen", sagte Jenny in Gedanken zu sich selbst, als sie Summer gegenüberstand. „Es ist aber nur ein Platz frei", sagte Summer und wies auf den Platz neben ihr hin. „Kein Problem", meinte Paul und hatte schon eine Lösung. Da die XXL-Sitze um das Lagerfeuer aus selbst zusammengestellten Paletten aufgebaut waren, mit dicken Kissen als Sitzunterlagen und eine einladende Gemütlichkeit aufwies, nahm Paul zuerst Platz. Er bereitete seine Beine zu einem V-Zeichen aus, Jenny nahm nach Paul den Platz zwischen seinen Beinen ein und lehnte sich mit ihrem Rücken an Pauls Body. Mit einem frechen Augenblinzeln sah Jenny Charlotte an und diese musste in Moment ihre nächste Niederlage einstecken. Während Charlotte auf Flirtversuche mit Paul einging, starrte Jenny auf die lodernden Flammen und machte sich innerlich Gedanken um sich selbst. Sie spürte, wie Paul seinen rechten Arm an ihren Körper anlehnte. Mit breit gezogenen Mundwickeln nach oben an ihrem Gesicht legte Jenny ihre Hand auf Pauls Arm und tätschelte daran. Zum ersten Mal fragte sich Jenny, ob sie das überhaupt noch wollte, die Hochzeit mit Alex. Sie hatte vor dem Urlaub so damit beschäftigt, dass die Hochzeit der besondere Tag in ihrem Leben sein sollte. Und die von Alex. Die Planung war ihr Markenzeichen, das A und O mussten stimmen. Jeder Schritt, jedes Detail, alles nur vom Feinsten. Aber, war es die Liebe, die sie wünschte oder von ihrem Verlobten bekam? Klar gibt es die Liebe jeden Tag, aber die Liebe zu einem besonderen Menschen, zu der man sich magisch angezogen fühlte? Aus dem Blickwinkel beobachtete Jenny Paul, wie er mit Charlotte in ihrem Handy über irgendwas lachte. Paul, dieser Sunnyboy, hatte in Jenny was ausgelöst, wogegen sie sich wehrte und doch schwach wurde. Sie liess sich auf eine Affäre mit Paul ein, mit der Zeit entstanden die Gefühle gegenüber Paul und wurde zunehmend stärker. Spürte sie noch Gefühle für Alex? Die Leidenschaft im Sex mit Alex war nicht so, wie Jenny sie mit Paul erlebte. Hatte sie Alex seit dem Urlaub in Kalifornien vermisst? Darüber hatte sie keine Sekunde nachgedacht, denn Paul lenkte sie sehr ab. Durch ihn fühlte sich Jenny lebendiger als mit Alex in der Gegenwart. Paul hatte Recht, das Lächeln stand Jenny ausgezeichnet. Nur sie versteckte das zauberhafte Lächeln zu oft. Paul gab ihr das Gefühl, dass das Leben was Wertvolles zu bieten hatte und jeder Tag ein Geschenk war. Paul riss Jenny aus ihren Gedanken. „Alles ok?" „Ja, ich bin nur etwas müde." „Der Tag war ja auch sehr lang, morgen müssen wir ja fit sein für die Fahrt", schmunzelte Paul. In der Zwischenzeit war Charlotte aufgestanden und holte drei Flaschen Bier. Als sie zurückkam, hörte sie das Gespräch zwischen Paul und Jenny mit. Neugierig mischte sich Charlotte ein und fragte, wohin die Reise ginge. Bevor Paul ihr antwortete, war Jenny schneller. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht?" Paul bemerkte die angespannte Stimmung zwischen den beiden Frauen und versuchte cool zu bleiben. „Sagen wir mal so, dass die Reise eine Art von Inspiration ist", kratzte sich Paul am Hinterkopf und Charlotte hob mit einem fragwürdigen Blick ihre Augenbraunen. Es wurde mit den Flaschen Bieren angestossen, dessen Klirren in der Dunkelheit hallte. Dass Paul Jenny immer noch in seiner Umarmung hatte, wurmte Charlotte allmählich. Gezielt sah sie Paul an und stellte die Frage:"Was geht da zwischen euch ab? Wie normale Freunde verhaltet ihr euch nicht!" Während Jenny gespannt auf Pauls Antwort war, räusperte er und lächelte nur. „Willst du das wirklich wissen?" Charlotte nickte, und Paul sprach ganz gefühlvoll:„Meine Pretty woman" ...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt