No. 91

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Schnell drehte sich Paul um und seine Gesichtsmiene zeigte eine Enttäuschung, als er den Ruf der Stimme folgte und die Person sah, die auf ihn zukam. Am Airport traf er auf Summer, die auch den Rückflug nach Deutschland antrat. „Sharky? Was machst du denn hier?", rief Summer voller Begeisterung aus, als sie den wuscheligen Blondschopf am Check In-Schalter von hinten erkannte und stürmisch auf ihn zukam. Paul versuchte sich ein Lächeln aufzuzwingen. Als Charlotte vor Paul stand, liess sie ihren Reiserucksack zu Boden fallen und strahlte über beide Ohren. „Summer! Was machst du denn hier?", begrüsste Paul seine Jugendliebe und beide umarmten sich. Er schaute über ihre Schulter in die Menschenmenge und hielt Ausschau nach Jenny. In der Hoffnung, sie würde noch in allerletzte Sekunde auftauchen. Doch nichts passierte. „Fliegst du auch nach Deutschland?", wollte Paul wissen und Summer nickte. „Ja, meine Mutter hat Geburtstag und besteht darauf, dass ich dabei bin auf der Feier." „Könnten wir bitte weitermachen?", unterbrach die Angestellte des Airport hinter dem Schalter das Gespräch zwischen Paul und Charlotte. „Entschuldigen Sie bitte", sagte Paul und wandte sich der Frau wieder zu und erledigte das Nötigste. Die Passagiere hinter Paul beschwerten sich, als Summer einfach dazwischen ging und ihren Reiserucksack abgab. „Wir gehören zusammen", schwindelte Summer und die Passagiere beruhigten sich langsam wieder. Bevor Paul ins Flugzeug stieg, versuchte er nocheinam, Jenny telefonisch im Strandhaus zu erreichen. „Fuck!", seufzte Paul und liess sein Handy komplett ausschalten. Zufälligerweise sassen die beiden im Flieger auch nebeneinander, da die Plätze nicht reserviert waren. Der Flieger hob ab und verliess die USA und nahm Kurs auf Deutschland. Während des Fluges unterhielten sich Paul und Summer über vieles, um die Zeit zu vertreiben. Zwischendurch dachte Paul immer wieder an Jenny und machte sich Sorgen, ob auch wirklich alles in Ordnung war. Kurz tastete er an seinem T-Shirt und fühlte den Ring an seiner Kette. Charlotte bekam davon nichts mit, sie quasselte einfach weiter. Dabei erfuhr Paul, dass Charlottes Mutter Staatsanwältin war, und bei der Autobahnpolizei arbeitete. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Was ist?", fragte Charlotte verwundert und Paul sagte:"Du weisst ja, dass ich eine Ausbildung als Polizist abgeschlossen habe und danach ein Jahr bei der Autobahnpolizei in Hamburg tätig war." „Die Beziehung zwischen uns war vorbei. Unser Kontakt war danach irgendwie verloren gegangen. Die Welt stand uns offen! Ach interessant, dass du bei der Autobahnpolizei warst. Ich weiss so einiges von meiner Mutter, was da alles ablief. Cool, was?" Charlotte schüttelte den Kopf und schmunzelte dabei, auch Paul stimmte in das Gelächter ein. „Ja, irgendwie vermisse ich die Action schon."

Mit den Tränen in den Augen rannte Jenny auf das Strandhaus zu. „Das meinte Paul nicht ernst!", dachte sie immer wieder beim Laufen. Als sie am Strandhaus angekommen war, klingelte sie Sturm, doch keiner öffnete. Sie ging nach hinten um das Haus und ging die Holztreppe hinauf. Die Glastüren waren verschlossen, energisch klopfte sie daran, sie drückte ihr Gesicht an die Fensterscheibe, um einen klaren Blick in den Wohnbereich zu erhaschen. Alles sauber zurückgelassen, auch das Schlafzimmer. Das Bett sah zwar nicht so piccobello aufgeräumt, aber immerhin schon in Ordnung. „Paul!", rief sie immer wieder, doch es kam keine Reaktion. Traurig senkte sie ihren Kopf zur Hollywoodschaukel und hatte wieder das Bild der leidenschaftliche Nacht mit Paul vor ihren Augen. Es war noch nicht so lange her und das sollte keine Bedeutung mehr haben? „Das kann doch nicht wahr sein!" dämmerte es immer wieder in ihren Gedanken. Mit schnellen Schritten ging sie die Holztreppe hinunter und rannte auf den Betrieb neben der Garage zu. Auch diese war verschlossen. Wütend hämmerte sie an das Tor und sackte dann in sich zusammen, wimmerte „Paul, warum hast du das getan?" und liess ihre Tränen freien Lauf.

Helga war entsetzt, als sie von ihrer Tochter erfuhr, dass Paul heim kam. „Du hättest Paul nicht holen müssen, wir hätten das auch so geschafft!" „Mama, Paul hat ein Recht zu erfahren, was mit Papa ist!" In der Küche lief Lisa nervös hin und her und schaute auf die Uhr. „Gleich fahre ich los und hole ihn ab. Sage bitte Emilia nichts. Es soll eine Überraschung sein, auch wenn der Zeitpunkt nicht der Beste ist." Helga nickte nur. Lisa nahm ihre Mutter in die Armen. „Mama, glaube mir, du wirst mir dankbar sein, wenn Paul hier ist. Wir brauchen jede Unterstützung! Wir Renners machen das schon, ja?" Lisa reichte ihrer Mutter ein Taschentuch, welches sie aus ihrer Handtasche holte. Dankbar schnäuzte Helga in das Taschentuch, als Klaus in die Küche kam. „Trinken wir einen Kaffee? Ich habe irgendwie Lust drauf", schnupperte Klaus mit seiner Nase den Duft des frisch aufgesetzten Kaffee. „Ja, gerne", streichelte Helga über seine Schulter. „Du auch, Lisa?" „Nein, ich muss noch weg, aber danke!" Lisa freute sich, dass ihr Vater in dem jetzigen Moment klar war, aber das konnte sich immer ändern. Nur, man wusste nie, wann das sein wird...

Jenny spazierte am Strand entlang, in der Hoffnung, Paul irgendwo auf seinem Surfbrett zu finden. Niedergeschlagen sass sie im weichen Sand und las den Brief nochmal. „Liebe Jenny! Es tut mir leid, dass ich es Dir nicht persönlich sagen konnte! Bitte vergiss mich so schnell wie Du kannst, denn ich liebe Dich gar nicht! Ich habe mit Deine Gefühle gespielt! Paul... P.S: Du hast was Besseres als mich verdient!" Schluchzend kauerte sich Jenny in den Sand und weinte bitterlich...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt