No. 41

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Jenny gab Paul ein Zeichen, dass sie noch einen Anruf machen musste, der ihr schwer fiel, aber da musste sie durch. Paul nickte nur mit dem Kopf und wandte sich einer Kellnerin zu, mit der er schnell in ein Gespräch kam, man konnte das Lachen der beide hören. Jenny ging etwas weiter ausser Hörweite, zögerte einen Moment und brachte es hinter ihr. Sie wählte Alex Nummer an, sah auf den Beach, wo sich die Touristen zu einem abendlichen Spaziergang aufbrachen. Jenny hoffte, dass die Nachricht bei Alex kein Misstrauen aufweckte. Im Büro sassen Alex und Semir, unterhielten sich und kamen in dem Fall, den sie neulich auf der Autobahn hatten, weiter dank Susannes Hinweisen. „Bald ist Jenny wieder da", sagte Semir und blickte neben dem Monitor zu Alex, der zu ihm aufsah und lächelte. „Ja, Gott sei Dank! Die eine Woche ohne sie ist verdammt lang. Ich hoffe, ihre Sturheit lehrt sie eines Besseres." „Tja...", seufzte Semir und tippte in die Tastatur. Da klingelte das Handy auf dem Schreibtisch bei Alex, dieser warf einen kurzen Blick drauf und als er Jennys Bild auf dem Display sah, erhellte sich seine Miene und sein Grinsen so breit wie noch nie. Er nahm das Gespräch an. „Jenny! Sweety! Schön, deine Stimme zu hören. Ich habe dich so vermisst!", drehte sich Alex im Schreibstuhl einmal um sich herum bis er plötzlich aufsprang und in den Hörer schrie:"WIE BITTE?" Nun war Semir neugierig, was los war. Er sah, dass Alex Miene säuerlich wurde und er im Büro auf und ab ging. „Du möchtest noch zwei Wochen drüben bleiben? Sag mal, geht es noch?" „Du wagst es, mich zu beleidigen?", schrie Jenny zurück und vergewisserte sich, ob Paul ihr zusah, doch er unterhielt sich immer noch ausgelassen mit der Kellnerin und Alex verbesserte seinen Tonanfall sofort. „Entschuldige bitte, ich wollte dich nicht anschreien." Dann bemerkte Alex, dass Semir ihm zuhörte. „Moment bitte, ich muss mal kurz raus aus dem Büro, dann können wir kurz ungestört miteinander reden." Nun flüchtete Alex mit dem Handy am Ohr schnell aus dem Büro vorbei an Susanne nach draussen auf das Reviergelände. Susanne wollte gerade in das Büro der Kommissare gehen, als ein wütender Alex an ihr vorbeirauschte. „Oh, was war das denn?", die Frage an Semir gerichtet. „So wie es aussieht, Ärger im Paradies, weil Jenny noch länger in Amerika bleiben möchte." „Was? Jenny ist in Amerika? Ich dachte, sie wäre auf Teneriffa." Völlig sprachlos stand Susanne in der Tür. „Wow, so viel Mut hätte ich Jenny nicht zugetraut." „Wie kommt das denn, dass Jenny plötzlich einen Sinneswandel hat? Das passt doch gar nicht zu ihr.", grübelte Semir, der seine Kollegin anscheinend anders kannte mit ihrem Charakter. Susanne pustete einmal kräftig und gab die Papiere Semir. „Frag mich was Leichteres." Draussen ging die Diskussion zwischen Alex und Jenny weiter. „Was willst du zwei Wochen noch da in Kalifornien machen? Ich mache mir Sorgen, dass du alleine unterwegs bist", blickte Alex gegen den Himmel. „Ich bin nicht alleine, ich bin bei ...", schnell brach Jenny den Satz ab und überlegte fieberhaft nach einer Ausrede. „Wo bist du dann?", fragte Alex und Jenny fiel nur die dümmste Ausrede ein. „Ich bin mit Paula in einer Gruppe mit älteren Touristen, die fast jeden Tag einen Ausflug machen", log Jenny. „Aha", machte Alex, „so etwas wie Museumbesuche oder ähnliches?" „Ja, genau. Das interessiert dich nicht so besonders", dabei verdrehte Jenny die Augen und hoffte, dass Alex sie nicht weiter mit Fragen löcherte. „Aber wir telefonieren zwischendurch, ok? Wieso hast du dein Handy in den letzten Tagen ausgeschaltet?", wollte Alex noch wissen, bevor Jenny auflegte. „Ähm,...wegen der schlechte Verbindungen und das Akku war knapp." Jenny warf sich mit ihrem Kopf in den Nacken und hatte bald keine Ausreden mehr auf Vorrat. „Du, ich muss Schluss machen. Der Veranstalter wollte uns noch Infos für den Tagesausflug morgen mitteilen. Tschüss!" „Moment, Sweety! Ich liebe dich und verzeih mir bitte meinen Ton eben." „Ja, schon vergessen. Ich dich auch." Wumms, nun war das Gespräch schnell beendet. Alex starrte noch eine Weile auf das Handy und in ihm kam ein komisches Bauchgefühl auf. „Nun lüge ich Alex auch noch an. Oh Gott, wie komme ich da wieder raus? Darüber mache ich mir Gedanken, wenn ich wieder in Köln bin. Jetzt erst einmal Kalifornien erleben mit Paul!", versuchte Jenny ihr schlechtes Gewissen beiseite zu schieben. Ein paar Mal atmete sie tief ein und aus, und kam dann auf Paul zu, der mittlerweile der Hahn im Korb war, da sich noch drei weitere Kellnerinnen in die lustige Unterhaltung dazugesellten. Ein nachdenklicher Alex kam zurück in das gemeinsame Büro von Semir und ihm, ohne ein Wort zu verlieren, nahm er Platz auf seinem Schreibstuhl und starrte auf das Fotorahmen, welches Jenny mit ihm zeigte. „Alles ok?", wollte sein Partner wissen, als Alex immer noch schweigsam war. „Weiss ich nicht", zuckte Alex mit seinen Schultern. „Also, ich finde es langsam merkwürdig, dass Jenny ihren Urlaub verlängert hat. Irgendetwas stimmt da nicht!" „Was hast du denn vor?", fragte Semir, der sah, wie Alex was in die Tastatur eintippte. Ohne lange zu überlegen, überraschte Alex seinen Partner mit der Nachricht, die er eben beschlossen hatte:„Ich fliege nach Los Angeles!"

Paul legte seinen Arm um Jennys Schulter und verliess mit ihr das Sandy's Restaurant. Er führte Jenny zu dem langen Huntington Beach Pier, das über dem Meer hinausragte. Unter dem Pier stand schwere Betonpfählen im Wasser nebeneinander in Reihe aufgestellt, die den langen, breiten Pier festhielten, worauf die Spaziergänger gegen den Sonnenuntergang entlangliefen. Mit den unglaublichen Wellen auf dem Meer war dieser Anblick unter der Sonne Kaliforniens in der langsam, auf den Abend zugehende Dämmerung einfach atemberaubend...    

California - The Endless SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt